Durch den durchsichtigen Klang der Gitarre erhält Schuberts Musik eine Leichtigkeit und Beschwingtheit, die mit Klavier selten zu hören ist.
Nach Sichtung aller Schubert-Lieder - immerhin weit über 800 - trafen wir eine Auswahl. Einige Bearbeitungen stammen von Zeitgenossen, einige wurden von Klaus Jäckle mit großer Erfahrung und Einfühlungsvermögen selbst ausgeführt.
Zuletzt einigten wir uns auf den Titel "Nacht und Träume". Dieser schien uns die Romantik als Epoche sehr gut zu repräsentieren, ihre Vernunftkritik, ihr Spiel mit dem Geheimnisvollen, den Aspekt der Sehnsucht wie auch die Ängste, die in romantischer Poesie und Philosophie entfaltet werden:
Die Nachtbilder Caspar David Friedrichs, die zauberischen Erzählungen E.T.A. Hoffmanns, die Symbole des Mondes für Wahnsinn und der spiegelnden Seen für Todessehnsucht und Metaphysik, die Rolle der Natur überhaupt und die Verknüpfung von Schlaf und Offenbarung.
Das ist die große romantische Geste einer Philosophie der Nichtbeherrschbarkeit des menschlichen Daseins und seiner Schönheit, der Schubert mit besonders innigen, zärtlichen sowie dramatischen Liedern gerecht wurde.
Geschildert wird die Geschichte einer Nacht: Am Anfang steht der reisende Künstler, der ermüdet von seinem Tagwerk Gottes Schöpfung bewundert (Der Musensohn; Im Abendrot).
Die untergehende Sonne malt im Staub die schönsten Farben. Im Zwielicht der Dämmerung jedoch erleben wir die erste Ungewissheit (Die Stadt). Ist der Mond aufgegangen (Nacht und Träume; An den Mond) und blitzen "die Sterne" durch die Nacht, erleben, ersehnen und erträumen wir Schmerz und Todessehnsucht (Des Mädchens Klage; Der Zwerg), Ängste und Phantasiegestalten (Täuschung; Der Geistertanz), Liebeserklärungen (An die Laute; Ständchen) und Erfüllung der Sehnsucht (Dass sie hier gewesen). Schließlich weckt uns der "stürmische Morgen" zunächst unsanft, aber doch weiser (Morgenlied). Aus Schlaf, Wachen und Wehen kehren wir zurück zu Vernunft und Realität.