Dass der Abgasskandal auch Mercedes erreicht hat, ist spätestens seit Ende Mai 2018 klar, als das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) den verpflichtenden Rückruf für den Mercedes Vito 1,6 Liter Diesel Euro 6 wegen unzulässiger Abschalteinrichtungen angeordnet hat. Dass es nicht beim Rückruf für den Vito bleiben würde und dass die nach Auffassung des KBA unzulässigen Abschalteinrichtungen bei der Abgasreinigung auch in anderen Mercedes-Modellen eingebaut sind, war ebenfalls klar. Daimler-Chef Zetsche musste deshalb zum Rapport beim Bundesverkehrsminister und eine Liste aller Fahrzeuge vorlegen, die mit der strittigen Abschalteinrichtung ausgerüstet sind. Spekuliert wurde immer, dass Modelle der C-Klasse und G-Klasse betroffen sein könnten. Tatsächlich sind nach Informationen des „Spiegel“ aber weit mehr Fahrzeug-Typen betroffen. Dem Magazin liegt nach eigenen Angaben eine Liste des KBA vor. Demnach hat die Behörde Ende Juli den verpflichtenden Rückruf für 24 Modelle angeordnet. Insgesamt sind rund 700.000 Fahrzeuge betroffen, von denen etwa 280.000 in Deutschland zugelassen sind.
Der amtliche Rückruf zieht sich quer durch fast alle Fahrzeugklassen vom Sport-Coupé bis zum Transporter. Sogar Hybrid-Fahrzeuge, die als besonders umweltfreundlich gelten, sind betroffen. Es geht um Motoren der Baureihen OM 642 und OM 651 sowie beim Vito um den Motor OM 622.
Nach Angaben des „Spiegel“ ist bei der C-Klasse das kleinste Diesel-Modell mit Renault-Motor aber auch der C300 Hybrid betroffen. In die Werkstatt werden verschiedene Modelle der E-Klasse, auch der aktuellen Baureihe, zurückgerufen. Bei der S-Klasse ist auch die Hybrid-Variante betroffen. Dazu kommen verschiedene Modelle der G-Klasse sowie die Geländewagen ML, GLE und GLC, das Sportcoupé CLS und der Roadster SLK. Im Bereich der Transporter wurde der Rückruf neben dem Vito auch für die V-Klasse und den Sprinter angeordnet. Bei allen Modellen soll ein Software-Update aufgespielt werden, um den Schadstoffausstoß zu reduzieren.
Daimler steht auf dem Standpunkt, dass es sich um keine illegalen Abschaltfunktionen handelt. Der Autobauer werde Widerspruch einlegen aber auch Software-Updates entwickeln.
„Das Ausmaß des Rückrufs bei Mercedes ist größer als erwartet und betrifft mehr Modelle als angenommen. Auf die betroffenen Käufer kommt nun ein Software-Update mit ungewissen Folgen für den Motor zu. Der VW-Abgasskandal hat aber gezeigt, dass sich die geschädigten Kunden damit nicht zufrieden geben müssen, sondern ihre Rechte auf Schadensersatz bzw. Rückabwicklung des Kaufvertrags durchsetzen können“, sagt Rechtsanwalt Dr. Henning Leitz, CLLB Rechtsanwälte München.
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