Unbestritten ist, dass in einem 100-Meter-Wettlauf ein 55-Jähriger gegen einen 25-Jährigen das Nachsehen hätte. Zumindest wenn sich beide in altersgemäßer körperlicher Verfassung befinden. Unbestritten ist aber auch, dass man einem 25-Jährigen nicht zutrauen würde, wirtschaftliche Entscheidungen mit Tragweite zu treffen - einem 55-Jährigen dagegen schon.
Mit dem Alter gehen zwar Fähigkeiten verloren, die mit Schnelligkeit, Kraft oder Beweglichkeit zu tun haben. Doch das Älterwerden ist deshalb keineswegs nur ein Prozess des ?Weniger-werdens". Dank ihrer Lebens- und Arbeitserfahrung sind Best Agers den jüngeren Kollegen in punkto Entscheidungs- und Handlungskompetenz, in kommunikativen Fähigkeiten und bei der Beurteilung von komplexen Sachverhalten weit voraus.
Dieses Erfahrungswissen der Best Agers in Kombination mit dem demografischen Wandel führt dazu, dass die Generation 50+ am Arbeitsmarkt heute so gute Chancen hat wie nie zuvor. Insbesondere kleinen und mittelständischen Betrieben im ländlichen Raum stehen schon heute nicht mehr genügend junge Nachwuchskräfte zur Verfügung. Eine Verbesserung der Lage ist aufgrund der rückläufigen Populationszahlen nicht zu erwarten.
Infolgedessen wird in den Unternehmen wieder auf das Know-how der Arbeitgeber mit Berufserfahrung zurückgegriffen. Insbesondere im Bereich der allgemeinen Führungs- und Managementaufgaben sowie in mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Bereichen ist das Erfahrungswissen mehr denn je gefragt.
Dass die Rückkehr der Best Agers in die Unternehmen kein Wunschdenken ist, belegen aktuelle Statistiken: Im Jahr 2000 hatten 37,5 Prozent der erfahrenen Arbeitnehmer einen Job; im Jahre 2005 waren es schon 45,4 Prozent - Tendenz steigend (Textilwirtschaft, 29.03.2007).
Dennoch hegt so manches Unternehmen noch Vorbehalte gegen ältere Arbeitnehmer: Die Annahme, dass Best Agers häufiger krank sind als die jungen Kollegen, bildet nach wie vor eine Hemmschwelle. Ein Einwand, der leicht zu widerlegen ist und sich sogar ins Gegenteil umkehrt: Jüngere Arbeitnehmer fallen sogar öfter aus und lassen sich schneller krankschreiben als die älteren Kollegen.
Entscheidend ist, dass die erfahrenen Arbeitnehmer selbst lernen, nicht ihre Defizite, sondern ihre Kompetenzen zu sehen und diese in einem Bewerbungsverfahren entsprechend darzustellen. Es geht dabei nicht um die Erklärung, warum das Alter kein Hinderungsgrund für eine Einstellung ist. Vielmehr müssen in Bewerbung und Vorstellungsgespräch deutlich gemacht werden, dass gerade das Alter zahlreiche Vorteile mit sich bringt.
Wie sich Best Agers in Führung bringen und bis zur Rente voll im Rennen bleiben, verraten Carolin und Heiko Lüdemann in ihrem neuen Buch mit dem Titel ?Berufserfahrung als Chance". Das Buch gibt praxisnahe und ausführliche Tipps zum Bewerben im besten Alter - von überzeugenden Bewerbungsunterlagen bis hin zum erfolgreichen Vorstellungsgespräch. Auch werden Alternativen zum traditionellen Job wie zum Beispiel Zeitarbeit oder die Selbständigkeit beleuchtet.
Über die Autoren:
Carolin Lüdemann ist Juristin und ausgebildeter Business-Coach. Als Karriereexpertin ist sie in Funk und Fernsehen präsent und schreibt Fachbeiträge für verschiedene Zeitungen. An ihren Trainings und Vorträgen nehmen Nachwuchsführungskräfte und Manager aus Industrie, Beratung und Verbänden teil.
Heiko Lüdemann ist seit mehr als 10 Jahren im Bereich Training tätig und hat sich auf die Themen Selbstmanagement, Führung und Verkauf spezialisiert. Er gründete 1995 das Karrierenetzwerk CoachAcademy.