- Ölpreis wird sich deutlich korrigieren
- KGVs unter historischen Durchschnittswerten
- Entwicklung des US-Immobilienmarktes bleibt Schlüsselfaktor
Die Dresdner Bank rechnet an den internationalen Aktienmärkten mittelfristig mit einer spürbaren Erholung. Zwar würden Finanzkrise und Inflationsängste kurzfristig noch für hohe Volatilität sorgen. Dennoch sollte der Deutsche Aktienindex (DAX) zum Jahresende bei 7.100 Punkten schließen. Die Dresdner Bank bestätigt damit ihre in der Tendenz längerfristig optimistische Prognose. Beim Ölpreis rechnet das Finanzinstitut im Jahresverlauf mit einer weiteren Korrektur nach unten.
Holger Boschke, Chief Investment Officer der Dresdner Bank, sagte am Dienstag in Frankfurt: "Nach dem jüngsten Kursrückschlag sollten sich die Märkte in den kommenden Wochen weiter stabilisieren. Im Jahresverlauf sollten sich auch die Sorgen um Finanzkrise und Inflation entspannen. Weil die USA bei dieser Entwicklung etwas Vorlauf haben, dürften dort die Märkte früher auf den Erholungskurs einschwenken." Der US-Index Dow Jones habe seit seinem Hoch in der Spitze 24 %, der DAX 26 % verloren. "Das Gros der Verluste müsste damit hinter uns liegen."
Boschke sagte weiter, für Aktien spreche ihre niedrige Bewertung. Das Verhältnis von Aktienkurs zum erwarteten Unternehmensgewinn (Kurs-Gewinn-Verhältnis - KGV) läge bei vielen Unternehmen signifikant unter den historischen Durchschnittswerten. "Damit haben die Märkte be-reits deutliche Gewinnrückgänge eingepreist."
Primärrisiken Ölpreis und Inflation
Als neue Primärrisiken für die weltweite Konjunktur sieht Boschke den Ölpreis sowie die Inflation. Die gestiegenen Rohstoffpreise würden Verbraucher wie Unternehmen belasten und die Gewinnmargen drücken. "Wir erwarten aber eine Entspannung an den Rohstoff-märkten und ab Herbst auch einen nachlassenden Inflationsdruck." Der Ölpreis werde weiter in Richtung 110 US-Dollar je Barrel gehen. Zu beobachten seien aber auch die anstehenden Lohnrunden, die bei Zweitrundeneffekten zusätzlichen Margendruck bedingen könnten.
Finanzkrise - keine Entwarnung, aber das Schlimmste vorbei
Zur Finanzkrise, die seit einem Jahr die weltweiten Kapitalmärkte erschüttert, sagte Boschke: "Das Schlimmste sollte hinter uns liegen, auch wenn es für eine Entwarnung zu früh ist." Die Normalisierung werde noch einige Quartale in Anspruch nehmen. Immerhin würde die Rekapitalisierung vieler Banken voranschreiten, während sich die Credit Spreads wieder deutlich entspannt hätten. Schlüsselfaktor ist dabei die weitere Entwicklung am US-Immobilienmarkt. "Die gefallenen Häuserpreise werden auf längere Sicht zu einer wieder stärkeren Nachfrage führen." Solange die Preise jedoch weiter fallen, warten potenzielle Käufer eher noch ab." Eine nachhaltige Erholung des US-Immobilienmarktes sei daher kurzfristig noch nicht in Sicht.
1,7 % Wirtschaftswachstum im Euroraum
Für die Weltkonjunktur sei derzeit keine dynamische Beschleunigung zu erwarten, auch wenn die Frühindikatoren überwiegend auf eine Stabilisierung hindeuten. Die Dresdner Bank erwartet, dass das Wachstum im Euroraum 2008 auf 1,7 % und 2009 auf 1,5 % zurück-fällt. Dem US-Dollar steht nach Ansicht von Boschke langfristig eine Erholung bevor. Auf Sicht des nächsten halben Jahres liege das Potenzial bei bis zu 1,50 US-Dollar je Euro.