Die Notwendigkeit eines Profilwandels begründete der Organisationsexperte unter anderem mit der demografischen Entwicklung, die vor Ärzten und Pflegekräften ebenso wenig Halt mache wie vor der Patientenklientel. "Da die Zahl der älteren Patienten, Multimorbidität und Chronifizierung und damit die Pflegeintensität zunehmen, wird in wenigen Jahren der vierfache Bedarf an medizinischem Personal auf dem Arbeitsmarkt bestehen", sagte Janßen und verwies darauf, dass bereits zum heutigen Zeitpunkt 1.300 ärztliche Stellen in deutschen Kliniken nicht besetzt werden könnten. Bis zum Jahr 2017 würden zudem 17.827 Ärzte hier zu Lande aus dem Berufsleben ausscheiden.
Bei der Suche nach Lösungsoptionen berief sich Janßen auf die Empfehlung des Sachverständigenrates, der unlängst eine Übertragung ärztlicher Tätigkeiten auf andere medizinische Berufsgruppen im Krankenhaus vorgeschlagen hatte. Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft hatte sich vor kurzem für eine "Neuordnung von Aufgaben des Ärztlichen Dienstes"
ausgesprochen, die Beschäftigungsengpässe auffangen, die Attraktivität des Arztberufes steigern, die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen sowie die Qualität medizinischer und pflegerischer Angebote verstärken sollen. Konkret nannte der contec-Organisationsexperte kurz-, mittel- und langfristige Arbeitsfelder:
- Kurzfristig übertragbare Tätigkeiten sind einzelne, genau definierte Leistungen;
- mittelfristig übertragbare Tätigkeiten wie beispielsweise nicht-ärztliche Chirurgie nach dem US-amerikanischen Vorbild der "Physician Assistens" oder das Case Management erfordern eine Anpassung der Qualifikationen im Sinne grundsätzlicher Aus- oder Weiterbildung;
- langfristig übertragbare Tätigkeiten betreffen den Kernbereich ärztlicher Leistungen und erfordern die Entwicklung neuer Berufsbilder.
Vor allem die Erschließung neuer Professionsfelder gehört damit zu den Herausforderungen an ein aktives Personalmanagement. "Alle Akteure müssen an einen Tisch, um die Grenzen ihrer Verantwortungsbereiche festzulegen", forderte Janßen.