Der neue Rahmenbetriebsvertrag basiert auf dem Chemie-Tarifvertrag "Demografie II", der im vergangenen Jahr zwischen den Chemiearbeitgebern und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) vereinbart wurde. Diese Regelung will den Chemieunternehmen die Möglichkeit eröffnen, den demografischen Wandel mit einer immer älter werdenden Belegschaft frühzeitig zu gestalten. Jetzt beginnen Personalleitung und Betriebsräte in den Werken der Rubber Group von Continental damit, konkrete Maßnahmen zu definieren und den Kreis der Begünstigten anzusprechen.
Die Vereinbarung lässt verschiedene Modelle der Entlastung zu. Ein typisches Beispiel ist der 55 Jahre alte Schichtarbeiter, der zunächst weiterhin fünf Jahre in Vollzeit arbeitet und dabei seine ihm tariflich zustehenden zweieinhalb Wochenstunden "Altersfreizeit" sammelt, anstatt sie einzulösen. Dann wechselt er fünf Jahre vor seinem Renteneintritt in die Teilzeitarbeitsphase, in der er nur noch vier Tage in der Woche arbeitet. Dabei setzt er weitere zweieinhalb Wochenstunden "Altersfreizeit" ein. Den rechnerischen Rest bis zu einem "normalen" siebeneinhalb-Stunden-Tag trägt der Arbeitgeber durch einen so genannten Demographiebetrag.
So verdient der Arbeitnehmer trotz Arbeitszeit-Reduzierung weiter sein volles Entgelt. Mitarbeiter, die nicht auf so viel Altersfreizeit verzichten möchten, haben die Möglichkeit auch nur 1,5 Stunden pro Woche anzusparen; in diesen Fällen setzt dann die Vier-Tage-Woche etwas später ein.
"Continental stellt sich pro-aktiv auf die sich verändernden Anforderungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch das Thema Demografie ein. Nur so können wir ein hoch attraktiver Arbeitgeber bleiben. Deshalb arbeiten wir intensiv an einer ganzen Palette individuell einsetzbarer Bausteine, die die Flexibilität von Arbeitszeit und Arbeitsumfeld insgesamt weiter kontinuierlich verbessern. Die neue Rahmenbetriebsvereinbarung ist ein gutes Mittel dafür. Sie muss jetzt vor Ort im Dialog optimal umgesetzt werden", sagt Continental-Personalvorstand Elke Strathmann.
"Die IG BCE setzt mit ihren Demografie-Tarifverträgen auf den Erhalt der Gesundheit unserer Beschäftigten und auf zeitliche Entlastung in unterschiedlichen Lebenssituationen. Dafür sind wir in der letzten Tarifrunde angetreten und die Rahmenbetriebsvereinbarung nutzt die betrieblichen Gestaltungsmöglichkeiten in der vollen Bandbreite aus. Diese Vereinbarung wirkt über den Tag hinaus und ist ein sehr gutes Bespiel für die gesamte Branche", so Peter Hausmann, Tarifvorstand der IG BCE.
"Wir wollten nicht abwarten, bis die Betriebe von den Ereignissen überrollt werden", erläutert Wolfgang Blossey, Bezirksleiter der IG BCE Hannover. "Der Tarifvertrag will die Kollegen in Wechselschicht spürbar entlasten und dafür sorgen, dass sie gesund bleiben. Und er will gleichzeitig für die jüngeren Beschäftigten Freiräume schaffen, damit sie Beruf und Familie besser vereinbaren können."
"Wir sehen in dieser Vereinbarung einen großen Schritt, um den demografischen Wandel bewältigen zu können", betont Bruno Hickert, Betriebsratsvorsitzender im Werk Aachen. "Wir werden uns mit der Standort-Geschäftsleitung regelmäßig treffen, um die weitere Entwicklung zu begleiten." Hickert ist Verhandlungsführer bei den Gesprächen mit dem Arbeitgeber und freut sich darüber, dass vor allem ältere Kollegen im Vollkonti-Schichtsystem von der Vereinbarung profitieren: "Sie haben jetzt in ihren letzten Arbeitsjahren längere Erholungsphasen und haben dadurch größere Chancen, ihre Rentenzeit gesund anzutreten."