Continental bereift derzeit fast ein Drittel aller Neuwagen europäischer Fahrzeughersteller mit Pkw-Reifen der Premium-Marke Continental, in den USA sind es mehr als 15 Prozent. In welchen Regionen streben Sie weiteres Wachstum an?
In Europa haben wir unsere Marktposition in der Erstausrüstung mit Pkw-Reifen der vergangenen Jahre auch in 2012 erfolgreich verteidigt und in der NAFTA-Region einen Marktanteil von mehr als 15 Prozent erreicht. Die größten Wachstumschancen sehen wir für die kommenden Jahre in Asien. Diese schnell wachsende Region wollen wir verstärkt mit Reifen aus unserem Werk in Hefei in China bedienen, um die Entwicklung der weltweiten Premium-Fahrzeughersteller dort mit unseren Premium-Reifen zu begleiten. In Hefei wird derzeit bereits der Ausbau auf eine Jahreskapazität von acht Millionen Pkw-Reifen pro Jahr vorbereitet. Daneben spielt auch Südamerika eine wichtige Rolle für unser Geschäft, denn hier nimmt die Zahl der Premium-Fahrzeuge ebenfalls rasant zu. Mit unserem Werk in Camacari in Brasilien, wo wir gerade die Jahreskapazität bis 2015 auf neun Millionen Pkw-Reifen verdoppeln, haben wir dafür bereits die Weichen eingestellt. Und natürlich darf Russland in dieser Aufzählung nicht fehlen. Dieser Markt wird sich in absehbarer Zeit zu einem der wichtigsten Europas entwickeln und wir werden unsere Produkte für Erstausrüstungskunden aus unserem neuen Reifenwerk in Kaluga ab Ende 2014 zur Verfügung stellen.
Wo liegen derzeit die Schwerpunkte der Fahrzeughersteller bzgl. Reifen-Performance, welchen Trends müssen Sie folgen?
Seit einigen Jahren steigen die Anforderungen an die Reduzierung des Rollwiderstandes kontinuierlich weiter an. Und das ohne Abstriche bei den dazu im Zielkonflikt stehenden sicherheitsrelevanten Kriterien wie zum Beispiel Nassbremsen und darüber hinaus auch Abrieb zu erlauben. Ein weiterer Trend ist die Tendenz zu immer größeren Reifendurchmessern und -größen, womit wir als führender Reifenhersteller den Vorgaben der Fahrzeughersteller folgen. Schließlich gibt es noch das weite, aber noch wenig konkrete Feld der eCars, für deren Marktbedeutung es allerdings heute noch keine einheitlichen Prognosen gibt. Unabhängig davon können wir für dieses Segment unsere speziell für eCars entwickelten Reifen Conti.eContact und Conti.eContact Winter anbieten. Wir sind daher mit unseren Produktlinien sehr gut auf die genannten Trends vorbereitet.
Welche Rolle spielen Freigaben für Winterreifen für Ihr Geschäft?
Vom Volumen her spielen Winterreifen keine allzu große Rolle für unser Erstausrüstungsgeschäft, sie sind aber ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Kundenbindung im Autohausgeschäft und daher von zentraler Bedeutung für das Pkw-Reifen-Ersatzgeschäft insgesamt. Bei rückläufigen Neuwagenabsätzen ist das Winterreifengeschäft für unsere Kunden heute ein unverzichtbares Zusatzgeschäft mit weiterem Wachstumspotential, insbesondere im UHP-Segment. Allerdings benötigen wir von zahlreichen Herstellern spezielle technische Winterreifen-Freigaben, bevor wir diese mit der jeweiligen Zusatz-Kennzeichnung (BMW > *, Audi > RA1, Mercedes-Benz > M0, Porsche > N1) ausliefern dürfen.
Gibt es Freigaben, über die Sie sich 2012 besonders haben?
In Europa haben wir auch 2012 wieder eine breite Palette an Sommerreifen-Freigaben erhalten. Über die der Premium-Hersteller Audi für den S8, A8, A7, A6, RS4 und A3, von BMW für den 1er und den 3er GT, von Mercedes-Benz für die A-, B-, C- und S-Klasse, von Porsche für den Cayman und den Panamera, von VW für den Touareg Hybrid, den neuen Passat für den amerikanischen Markt, den Amarok und den up, von Land Rover für den neuen Range Rover, von Maserati für den Quattroporte sowie von Toyota für den Vios haben wir uns sehr gefreut.
Wie sieht die Zusammenarbeit in der Erstausrüstung mit den Fahrzeugherstellern in den dynamisch wachsenden BRIC-Staaten langfristig aus?
In dieser Region sind fast alle Hersteller unterwegs, um am dynamischen Wachstum zu partizipieren. Wir unterstützen sie dabei mit unseren Premium-Produkten und haben mit unserem Werk in China unsere eigenen Wachstums-Möglichkeiten deutlich verbessert. Ein wichtiger Erfolgsfaktor für unsere Geschäftsbeziehungen sind dabei unsere in der Branche einzigartigen Key Account Management-Strukturen, mit denen wir es den Herstellern ermöglichen, ihr globales Geschäft mit nur einem Haupt-Ansprechpartner von Continental für Pkw-Reifen abzuwickeln. Das erhöht die Effizienz und sorgt für ein übergreifendes Verständnis auf beiden Seiten.
Wie schätzen Sie das weltweite Erstausrüstungsgeschäft mit Pkw-, 4x4- und Van-Reifen im Jahr 2013 ein?
Wir erwarten beim Fahrzeugverkauf für 2013 weltweit ein Wachstum von rund zwei Prozent. Dabei wird Europa voraussichtlich leicht unter 2012 bleiben, während die Regionen The Americas um zwei bis drei Prozent und Asien um drei bis fünf Prozent zulegen werden.