Die gleiche Menge wird künftig auch das neue Werk in Russland zur Verfügung stellen. Genau wie in China sind auf den von Continental erworbenen Grundstücken Erweiterungen auf bis zu 16 Millionen Jahreskapazität möglich. Ein weiteres Vier-Millionen-Werk entsteht in den USA. Mit dem Bau wurde bereits Ende 2011 begonnen, ab 2014 sollen die ersten Reifen vom Band rollen. Schneller geht's im bestehenden US-Werk in Mount Vernon im Bundesstaat Illinois, wo die Kapazitäten derzeit mit Hochdruck von neun auf 13 Millionen ausgebaut werden.
Schließlich liegt das Augenmerk noch auf den Produktionsstätten in Indien, die ebenfalls ausgebaut werden sollen und in erster Linie dem Geschäft mit Bus- und Lkw-Reifen zu Gute kommen.
Verstärkte Präsenz in Indien
Modi Tyres Company Limited (MTCL) heißt das Unternehmen, das Continental in der zweiten Jahreshälfte 2011 zu 100 Prozent übernommen hat. Der Kaufpreis für die Tochtergesellschaft der Modi Rubber Ltd. belief sich auf 18,5 Millionen Euro. Unter dem Namen Continental Tyres India Limited konzentriert sich das neue Unternehmen künftig auf die Produktion und den Vertrieb von Diagonal- und Radialreifen für Lkw und Busse sowie von Radialreifen für Pkw. Weil der Lkw-Reifenmarkt Indiens weltweit von herausragender Bedeutung ist, stärkt die Transaktion im ersten Schritt besonders das Nutzfahrzeuggeschäft. Immerhin liegt das Marktvolumen mit rund 18 Millionen Reifen pro Jahr bereits heute deutlich über dem Volumen der gesamten west- und mitteleuropäischen Märkte zusammen. Hinzu kommt eine rasant steigende Nachfrage nach Fahrzeugen mit hochwertigen Autoreifen und Premium-Technologie. Continental Tyres India Ltd. hat seinen registrierten Sitz in Delhi und verfügt über Produktionsstätten in Modipuram und Partapur.
Ausgehend von 500.000 Diagonalreifen für Lkw und Busse im Jahr 2011 soll die Zahl binnen zwei Jahren kontinuierlich auf jährlich mehr als eine Million Reifen erhöht werden. Überzeugt davon, dass Radialreifen auf absehbare Zeit zur treibenden Kraft auf dem indischen Reifenmarkt avancieren werden, investiert Continental zusätzlich über 50 Millionen Euro in die Herstellung von Radialreifen für Nutzfahrzeuge und Pkw. Geplant ist die Produktion ab 2013. Zwischen 600 und 800 zusätzliche Arbeitsplätze werden die Zahl der Beschäftigten in Indien von 1.600 auf bis zu 2.400 erhöhen.
Auch in Malaysia treibt Continental seine Investitionen voran. So hat Continental die 30% Restanteile der Continental Sime Tyre Sdn. Bhd. von seinem Joint Venture-Partner Sime Darby erworben. Continental Sime Tyre Sdn. Bhd. ist damit zu einem 100%-igen Tochterunternehmen von Continental geworden und wurde in Continental Tyre Malaysia Sdn. Bhd. umbenannt. Der Kauf unterstreicht das langfristig angelegte Interesse und Engagement von Continental im ASEAN-Raum und der Region Asien-Pazifik.
Produktionsbeginn in Russland schon in 2013
Während sich Continental in Indien - den bestehenden Strukturen folgend - zunächst überwiegend dem Ersatzgeschäft zuwendet, folgt das Unternehmen bei der Expansion auf dem russischen Markt vor allem dem Erstausrüstungsbedarf führender Fahrzeughersteller. In Kaluga, wo neben anderen internationalen Automobilherstellern auch Europas Marktführer Volkswagen ansässig ist, entstehen bis 2013 Kapazitäten für zunächst vier Millionen Pkw-Reifen der Marken Continental, Gislaved, Barum und Matador. Rund 240 Millionen Euro investiert der Konzern in die 400 neuen Arbeitsplätze 170 Kilometer südwestlich von Moskau. Die Verdopplung dieser Stückzahlen ist zeitnah angedacht.
Weil durch die lokale Produktion die Import-Zölle wegfallen und sich die Transportkosten erheblich reduzieren, steigt die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns in einem der wichtigsten Einzelmärkte der Zukunft mit deutlich zweistelligen Wachstumsraten bei den Fahrzeugzulassungen deutlich. Mit der Ansiedlung der Reifenproduktion ergänzt Continental in Kaluga die bereits bestehende Fertigungsstätte für Motorsteuerungen und weitere Elektronikkomponenten.
Insgesamt 1.700 neue Arbeitsplätze in South Carolina, USA
Anders als in Indien und Russland, wo die Investitionen in neue Produktions-stätten in erster Linie der Erschließung strategischer neuer Märkte dient, ist die Expansion in den USA das Ergebnis der sowohl im Ersatzgeschäft als auch in der Erstausrüstung stark gestiegenen Nachfrage nach Pkw-Reifen. In den Jahren 2010 und 2011 stieg der Absatz hier um jeweils rund 20 Prozent. Das neue Reifenwerk entsteht in Sumter, South Carolina, wo Continental insgesamt mehr als 500 Millionen US-Dollar investieren wird. Bis 2017 soll die jährliche Produktion dort kontinuierlich auf fast fünf Millionen Reifen gesteigert werden. Ab 2021 sollen es sogar acht Millionen sein. Bis zu diesem Zeitpunkt entstehen über 1.600 neue Arbeitsplätze in der Produktion.
Entspannung im deutschsprachigen Ersatzmarkt
Diese rasanten Kapazitätserweiterungen rund um den Globus werden sich auch positiv auf die deutschsprachigen Ersatzmärkte auswirken, in denen die Liefersituation zuletzt angespannt war. Sobald die Erweiterungen greifen, können die Transfers aus den europäischen Werken in die Übersee-Märkte kontinuierlich zurück gefahren werden. So gewinnt Continental zusätzlichen Spielraum, um flexibel auf Nachfrageschwankungen reagieren zu können. Damit wird das Unternehmen dem eigenen Anspruch an eine zuverlässige Lieferfähigkeit wieder in vollem Umfang gerecht. Auch einer zusätzlichen Nachfrage, wie sie beispielsweise im Zuge einer gesetzlichen Erhöhung der Mindestprofiltiefe von Winterreifen für Personenwagen entstehen könnte, stünde man dann bestens gerüstet gegenüber.
Fertigung für Lkw-Reifen-Heißrunderneuerung in Westeuropa
Im Zuge der Erweiterungen plant Continental auch die Stärkung seiner Aktivitäten im Bereich der Lkw-Runderneuerung. Mit dem Aufbau einer eigenen Fertigung für heißrunderneuerte Lkw-Reifen in Westeuropa soll das im Jahr 2010 neu ausgerichtete Konzept ContiLifeCycle auf eine breitere Basis gestellt werden.