- Continental demonstriert in einem Prototypfahrzeug, dass sich Surround View-Kameras für eine Rückfahrassistenz nutzen lassen.
- Nach dem Prinzip der Mehrfachnutzung von Sensoren lassen sich Surround View Kameras für diesen Back-up Assist und weitere Anwendungen verwenden.
- Gemeinsames Forschungsprojekt mit dem Allianz Zentrum für Technik zeigt, dass Fahrerassistenzsysteme Schäden beim Parken und Rangieren reduzieren können.
Der internationale Automobilzulieferer Continental hat eine neue Anwendungsmöglichkeit für die Surround View-Kameratechnik präsentiert. Auf einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Allianz Zentrum für Technik (AZT) in Ismaning bei München demonstrierte Continental eine Fahrerassistenzfunktion rein auf dieser Kamerabasis. Der Back-up Assist hilft, Kollisionen beim Rückwärtsfahren im niedrigen Geschwindigkeitsbereich zu vermeiden. Die technische Grundlage liefert dabei die im Demonstrationsfahrzeug verbaute Surround View-Kameratechnik. Sie erfasst das komplette Fahrzeugumfeld im 360° Umkreis und kann für verschiedene Funktionen genutzt werden. "Bisher dient diese Fischaugenkameratechnik dazu, dem Fahrer beim Einparken zu helfen, indem sie ihm das Fahrzeug aus der Vogelperspektive zeigt sowie den erwarteten Fahrschlauch beim Rückwärtsfahren anzeigt. So kann der Fahrer die Abstände zu Objekten in seiner Umgebung besser einschätzen", erläuterte Wolfgang Fey, Leiter des Segments Surround View im Geschäftsbereich Fahrerassistenzsysteme der Continental Division Chassis & Safety. "Wir sehen für Surround View-Systeme aber weiter gehende Anwendungen. Dazu gehört der automatische Bremseingriff beim Rückwärtsfahren und ein Querverkehrsassistent ebenso wie automatisiertes Einparken."
Auf der Veranstaltung mit dem AZT zeigte Continental mit einem prototypisch ausgestatteten Fahrzeug, wie sich die Fischaugenkameratechnik nutzen lässt, um den Fahrer beim Rückwärtsfahren aktiv zu unterstützen. Mit diesem Back-up Assist wird eine Hauptursache für die zwar in der Regel geringfügigen, aber in ihrer Gesamtheit aufwändigen Schäden nach solchen Kollisionen bekämpft. "Im Rahmen eines aktuellen Forschungsprojektes haben wir festgestellt, dass fast jeder zweite Unfall ein Park- und Rangierunfall ist und drei Viertel davon beim Ausparken und Rückwärtsfahren passieren. Hier kann ein geeignetes Fahrerassistenzsystem das Unfallrisiko künftig deutlich reduzieren", sagte der Projektleiter Dr. Johann Gwehenberger aus dem Allianz Zentrum für Technik.
Back-up Assist hilft beim rückwärts Rangieren
Im Versuchsträger sind vier Fischaugenkameras verbaut - eine vorne am Kühlergrill, eine am Heck und je eine im Fuß der Seitenspiegel. Jede Kamera hat mehr als 180° Öffnungswinkel, so dass sie das Fahrzeugumfeld lückenlos in 360° Umkreis erfassen. Bei der Bildauswertung werden Objekte im Fahrbereich des Fahrzeugs erkannt, die den benötigten Freiraum für das Rangieren einschränken. Continental nutzt beim Back-up Assist die Bildauswertung der hinteren Kamera dafür, um eine Kollision mit Objekten hinter dem Fahrzeug zu vermeiden. Dazu ist das Surround View-Steuergerät mit dem elektronischen Bremssystem des Fahrzeugs vernetzt und löst eine automatische Bremsung aus, wenn eine Kollision mit einem erkannten Objekt nicht mehr zu verhindern wäre.
"Verglichen mit den heute für diesen Zweck meist genutzten Technologien bietet die Surround View Kameratechnik einige Vorteile", so Dr. Benedikt Lattke, Projektleiter für Surround View in der Zukunftsentwicklung der Division Chassis & Safety. "Dazu zählt beispielsweise ihre Reichweite von bis zu 15 Metern und die Erkennung von Markierungen." Mit der größeren Reichweite der Kameras steigt die Flexibilität, mit der sich die Bremseingriffsstrategie an das Konzept des Fahrzeugherstellers und die Erwartungen des jeweiligen Marktes anpassen lässt: von einem späten, energischen Eingriff bis zu früheren und sanfteren Bremsungen. In Kombination mit zusätzlichen Bildauswertungen oder der Fusion mit anderen Sensoren erhöht sich die Robustheit des Back-up Assists zusätzlich.
Eine weitere Stärke der Kameratechnik besteht darin, dass sie nicht nur das Vorhandensein von Objekten erfasst, sondern diese Objekte auch beispielsweise als Fußgänger oder Radfahrer klassifizieren kann. In den USA bietet die Surround View-Technik Potenzial für die in den USA ab 2017 in Neufahrzeugen vorgeschriebenen anzeigenden Rear View-Systeme. Da der Back-up Assist ohne weitere, über die rückwärtige Kamera hinausgehende, Komponenten realisierbar ist, kann er als Fahrzeugfunktion einen zusätzlichen Mehrwert bieten. Im Zuge der weiteren Entwicklung arbeitet Continental unter anderem auch an assistierten und automatisierten Parkvorgängen mit der Zielsetzung der Vermeidung von Kollisionen mit Objekten neben dem Fahrzeug beim Parken und Rangieren, da insbesondere Beschädigungen der Beifahrerseite für einen Großteil der Schadenszahlungen bei Versicherungen verantwortlich sind.