Digitalisierung als Chance für Veränderung
In der Digitalisierung sehen 95 Prozent einen Hebel, um Lernprozesse zu unterstützen und um individualisiertes, selbstbestimmtes Lernen zu verbessern. Etwa indem Lernstände digital erhoben werden, den jeweiligen Förderbedarf zeigen und Lernschritte vorschlagen. Zugleich ist die Digitalisierung für sie ein Weg, um Lehrkräfte zu unterstützen, bei Verwaltungsaufgaben zu entlasten und somit den Personalmangel besser zu bewältigen. Die Digitalisierung ist für die Befragten also nicht zusätzliche Aufgabe und Belastung, sondern längst Teil der Lösung. Dabei besteht Einstimmigkeit (99 Prozent), dass digitalisierter Unterricht mit Lernzeiten in Präsenz verbunden werden muss, um Schule als sozialen Begegnungsort zu stärken. Wesentliche Voraussetzung für eine digitale Bildung ist eine gute Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte, sagen 98 Prozent der Schulleitungen.
Schulleitungen für eine Fortsetzung des Digitalpakts
99 Prozent der Schulleitungen wünschen sich Mittel aus einem fortgesetzten Digitalpakt. Dabei erhoffen sich knapp 6 von 10 Schulleitungen auch weiterhin Ressourcen für die digitale Infrastruktur ihrer Schule. 62 Prozent der Schulleitungen gehen noch einen Schritt weiter: Würde der Digitalpakt fortgesetzt bzw. neu aufgelegt, möchten sie die Fördermittel dafür nutzen, um Lernsoftware anzuschaffen. 48 Prozent wünschen sich zudem Mittel zur gezielten Förderung benachteiligter Kinder und Jugendlicher.
Mehr Chancengleichheit durch individuelle Förderung
Benachteiligte Schüler:innen erhalten heute nicht die individuelle Förderung, die sie dringend benötigen, sagen 8 von 10 befragten Schulleitungen (82 Prozent). Sie sehen Schule als zentralen Ort, um ungleiche Startbedingungen auszugleichen, gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen und einen reflektierten Umgang mit Digitalität zu vermitteln. Dabei wünschen sich 93 Prozent mehr Unterrichtsinhalte zu den Themen Digitale Bildung und Mündigkeit.
Mehr multiprofessionelle Teams
Um ihre Schulen zu stärken, plädieren die Schulleitungen für multiprofessionelle Teams, etwa, um Lernschwierigkeiten von Schüler:innen zu begegnen und Schule als interdisziplinäre, demokratische Begegnungsstätte des Lernens zu gestalten. Dafür sehen 92 Prozent dringenden Ausbaubedarf ihrer Teamstrukturen. Zugleich benennen mehr als zwei Drittel (68 Prozent) den Personalmangel an Deutschlands Schulen als aktuell größte Herausforderung. Die Personalnot wirkt sich nicht nur auf den Unterricht aus, sondern auch auf die Weiterentwicklung von Schule.
Doppelt so viele Beteiligte an der Studie
Die Cornelsen Schulleitungsstudie 2023 befragt Schulleitungen aller Bundesländer und Schulformen. Bereits im Vorjahr zeigte die repräsentative Studie, dass Schulleitungen gestalten und verändern wollen. "Mit 2.000 Schulleiterinnen und Schulleitern haben sich in diesem Jahr gleich doppelt so viele an der Befragung beteiligt. Sie wollen ihre Erfahrungen, auch aus der Corona-Pandemie, weitergeben und Möglichkeiten aufzeigen, um die Chancen der Digitalisierung mit dem Sozialraum Schule zusammenführen", sagt Dr. Dieter Dohmen, Direktor des FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie. Frank Thalhofer, Chief Didactic Officer bei Cornelsen, fügt hinzu: "Die Schulleitungen in Deutschland erhalten mit der Studie eine starke Stimme. Und das ist wichtig, denn sie engagieren sich gemeinsam mit ihren Teams jeden Tag für eine bessere Schule. Dafür haben sie unsere Wertschätzung verdient."
Die Studie als Kurz- und Langfassung zum Download
FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie
Das FiBS arbeitet seit 30 Jahren zu bildungs- und sozialökonomischen Themen auf deutscher, europäischer und weltweiter Ebene. Mit unterschiedlichen Fokussierungen betrachtet es alle Bildungsbereiche übergreifend und setzt sie zu sozialen, innovativen, digitalen und arbeitsmarktpolitischen Themen in Beziehung.
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