„Wir Dachdecker sind eines der wenigen Gewerke, die sich schon seit Jahrzehnten auf das Energiesparen und parallel dazu aufs Energieerzeugen spezialisiert haben“, erklärt Dipl.-Ing. Andrea Schulte-Täumer vom Dachdecker Verband Nordrhein nicht ohne Stolz. Daher sind diese beiden Bereiche auch schon lange ein fester Bestandteil bei der Ausbildung der Dachdecker.
Bei der „Energievermeidung“ setzt das Dachdeckerhandwerk auf eine optimierte Gebäudehülle. Und das nicht nur beim Neubau, sondern vor allem bei bestehenden Gebäuden. Die fachgerechte Dämmung der Dachflächen kann je nach Baujahr des Hauses den Energieverbrauch bis zu einem Viertel senken. Mit dem Zusatznutzen, dass die „Raum-Klimaerwärmung“ im Sommer im Dachgeschoss spürbar reduziert wird. Ein Effekt, der übrigens auch bei einer Dachbegrünung eintritt, die zusätzlich für ein besseres Klima in den Städten sorgt – wenn sie konsequent angewendet und in den örtlichen Bauvorschriften festgeschrieben wird.
„Weniger bekannt ist, dass Dachdecker auch die Wärmedämmung der Fassadenflächen ausführen“, so der Hinweis von Andrea Schulte-Täumer, die auch Architektin ist. Mit vorgehängten hinterlüfteten Fassadensystemen (VHF) lassen sich die vier Wände rund ums Haus gestalten und gleichzeitig energetisch optimieren – auch bei bereits bestehenden Gebäuden.
Fast schon ein Klassiker für Dachdecker ist die Energieerzeugung auf dem Dach durch die Nutzung der Sonnenkraft. „Mit Solarthermiemodulen kann die Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung messbar verbessert werden“, so Schulte-Täumer. „Und Photovoltaik – oder PV wie wir sagen – ist die beste Waffe gegen die steigenden Strompreise“. Je weiter der Strompreis in die Höhe klettert, desto eher rechnet sich die Investition in eine PV-Anlage zur Selbstnutzung des erzeugten Stroms mittels Speichern.
Gerade in einer Zeit der hohen Inflation sollte das Geld nicht auf der Bank „entwertet“, sondern in das Energiesparen investiert werden. „10 Prozent Geldverlust durch Inflation stehen 4 Prozent Investition in Bauzinsen gegenüber“, gibt die Dach-Expertin zu bedenken.
Auch wenn in einigen Bereichen Materialengpässe zu verzeichnen sind und Aufträge mangels Fachkräften nicht sofort erledigt werden können, sollte die Auftragserteilung nicht auf die lange Bank geschoben werden. Billiger dürfte Energiesparen und Energieerzeugen in Zukunft kaum werden.
Übrigens fühlt sich Dipl.-Ing. Andrea Schulte-Täumer zwar geschmeichelt, wenn sie und ihre Kolleginnen und Kollegen vom Dachdeckerhandwerk derzeit oft als „Klimaretter“ bezeichnet werden. „Das Klima retten können wir alle zusammen nur, wenn wir unser Verhalten ändern – und wir Dachdecker Zusatzmaßnahmen umsetzen dürfen“.
Die Kontaktdaten qualifizierter Dachdeckerbetriebe gibt es bei den regionalen Dachdecker-Innungen und unter www.ddv-nr.de