Ökologischer Nutzen im Fokus
Begrünte Dächer und Fassaden verfolgen einen übergeordneten, ökologischen Gesamtnutzen und sorgen für ein besseres Mikroklima. Sie lassen Mini-Biotope in den Städten entstehen. Durch die Verdunstung von Wasser über die Blätter der Pflanzen wird die Umgebungsluft befeuchtet und gekühlt. Ebenso wirkt ein begrüntes Dach durch die Verdunstungskälte wie eine Null-Energie-Klimaanlage für das Haus. Zugleich tragen die Pflanzen zur Luftreinigung bei, indem sie Staub und Schadstoffe aus der Luft filtern.
Dr. Gunter Mann, Präsident des Bundesverbands GebäudeGrün e. V. (BuGG), betont: „Gründächer sind ökologische Schmuckstücke, die der zunehmenden Bodenversiegelung entgegenwirken. Aus städteplanerischer Sicht sind Dachbegrünungen als eingriffsmindernde Maßnahmen zu werten und können als ökologische Ausgleichsflächen herausgezogen werden“. Weiter bedeute die Anlage eines Dachgartens eine zusätzliche, blickgeschützte und sonnige Nutzungsfläche für erholsame Stunden. Werde die Dachbegrünung bereits bei der Gebäudeplanung berücksichtigt, könne sie sich ideal ins städtische Gesamtbild einfügen und ansehnliche, grüne Dachlandschaften entstehen lassen, so Mann.
Eigenheim wird zur nachhaltigen Wohlfühloase
Neben der zusätzlichen Nutzfläche bringt die Begrünung von Dächern eine Reihe weiterer Vorteile mit sich. „Gründächer wirken wärmedämmend im Winter und als Hitzeschild im Hochsommer. Sie verbessern daher die Wohnqualität messbar und sorgen durch die zusätzlichen Schichten aus Wurzelschutzfolie, Erdreich und Pflanzen für einen optimierten Lärm- und Schallschutz. Wird darauf auch noch eine Photovoltaik-Anlage montiert, so lässt sich hierdurch die Wirkungsweise der Anlage sogar um vier bis fünf Prozent steigern“, erklärt Karl-Heinz Krawczyk, Landesinnungsmeister des Dachdecker-Landesinnungsverbands BW. Insbesondere an die Abdichtungen würden bei begrünten Flachdächern allerdings besondere Anforderungen gestellt, da nur eine fachgerechte Abstimmung aller Funktionsschichten einen langfristigen Erfolg garantiere. Da seien die hierfür qualifizierten Dachdecker-Innungsbetriebe ganz besonders gefragt.
Branchenverbände planen gemeinsame Maßnahmen
Im Zeitraum von 2008 bis 2019 wurden insgesamt 58.341.198 m² Gründachfläche angelegt, wovon 84,5 Prozent extensiv begrünt sind. Und das ist noch keineswegs das Ende der Entwicklung. Der Gründach-Markt wächst im Durchschnitt jährlich um etwa 7 Prozent. In vielen Großstädten werden bereits oft die Bauverordnungen für Flachdachbauten angepasst, so dass künftig bei Dächern mit einer Neigung bis 15 Grad zwingend eine Dachbegrünung vorzunehmen sei. Hierin schlummert wirklich enormes ökologisches und ökonomisches Potenzial.
Verbandspräsident Gunter Mann: „Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft eine Vielzahl weiterer Großstädte folgen und ähnliche Regelungen verabschieden werden. Denn die begrünten Dächer verbessern nicht nur das innerstädtische Klima, sondern beugen durch eine intelligente Entwässerung auch der Überlastung der öffentlichen Kanalsysteme bei Starkregenereignissen vor. Das birgt enormes Potential für das Dachdeckerhandwerk in Baden-Württemberg, das damit in Zukunft einen noch größeren Beitrag als bisher zum Umweltschutz und einer optimierten, nachhaltigen Stadtentwicklung leisten kann“.
Landesinnungsmeister Karl-Heinz Krawcyzk ergänzt: „Dach- und Fassadenbegrünung ist für unsere Branche genauso ein Zukunftsgeschäftsfeld wie die ganzheitliche Energieberatung und Installation von Photovoltaik-Anlagen. Angesichts dessen ist es für uns als Branchenverband wichtig, dass wir uns künftig dahingehend politisch, aber auch mit Seminarangeboten noch stärker als bisher positionieren“. Oberste Zielsetzung müsse es sein, die eigenen Innungsbetriebe bestmöglich für die bevorstehenden Trends und Entwicklungen zu rüsten. Mit dem Bundesverband GebäudeGrün e. V. und Präsident Dr. Gunter Mann habe man den idealen Partner für eine nachhaltige Zusammenarbeit und eine Vielzahl an gemeinsamen Maßnahmen gefunden. Davon würden neben den Innungsmitgliedern allen voran auch deren Kunden durchweg unmittelbar profitieren, so Krawczyk abschließend.