Auch wenn der rund 800 Jahre alte Ursprung dieses Handwerks im Eindecken von Dächern zu suchen ist, muss der Dachdecker anno 2014 mehr können. Er muss in erster Linie alle Sicherheitsvorschriften für die Arbeit an und auf Gebäuden kennen. Und diese Vorschriften werden strikt überwacht und eingehalten, wie die Unfallstatistiken beweisen. Doch der Dachdecker des 21. Jahrhunderts arbeitet nicht nur auf dem Dach. Einen immer größeren Stellenwert nimmt die energetische Sanierung des Gebäudebestandes ein. Obwohl die Zielvorgabe der Bundesregierung derzeit nur bei jährlich 0,8% der Gebäude liegt, gehört die Optimierung der Wärmedämmung im Dachbereich und durch vorgehängte hinterlüftete Fassadensysteme (VHF) im Dachdeckerhandwerk zu den umsatzstärksten Arbeitsbereichen. Hinzu kommt die Montage von Solarstromanlagen, die durch neue Speichertechnologien zunehmend an Bedeutung für den Dachdecker gewinnt - trotz verringerter Einspeisevergütungen.
Wenig bekannt ist auch, dass das Dachdeckerhandwerk als Fachgewerk für die gesamte Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik auch für die Fundamentabdichtung von Bauwerken gegen drückendes Wasser zuständig ist. Und die Palette der Bauwerke, die abgedichtet werden, reicht von Tunnel und U-Bahn-Röhren über Brücken bis zu Schwimmbädern.
Zurück zu den Vorurteilen "schmutzig, gefährlich, ungesund und von gestern": Wenn auf Hausdächern grüne Oasen und blühende Landschaften entstehen, haben meist Dachdecker ganze Arbeit geleistet. Denn auch die Vorbereitung zur Begrünung von Dächern und deren Ausführung gehört zu den Aufgaben des Dachdeckerhandwerks.
Gefährlich und ungesund kann es allenfalls für Hausbesitzer werden, wenn sie es versäumen, ihr Dach regelmäßig von Dach-Fachleuten überprüfen und gegen Unwetter sichern zu lassen. Denn mit Blick auf die Klimaveränderungen wurden zahlreiche Maßnahmen zur Prävention gegen Unwetterschäden in das Fachregelwerk des Dachdeckerhandwerks aufgenommen. Dazu zählt z. B. die Windsogsicherung von Elementen der Dacheindeckung, zu der übrigens auch Solarmodule gehören können.
Der Dachdecker von einst - der "Schiefer- und Ziegelaufleger" - ist bis heute zu einem der hochqualifiziertesten Handwerker im Gebäudebereich geworden. Immer häufiger werden Dachdecker-Fachbetriebe bereits bei der Planung von Neubauten und Sanierungsmaßnahmen als kompetente Berater hinzugezogen. Entsprechend umfassend ist auch die Ausbildung in diesem Beruf mit den besten Aussichten. Wer nach drei Jahren die Hürde der Gesellenprüfung geschafft hat, kann zu Recht stolz darauf sein, Dachdecker zu sein. Und damit in einem zukunftssicheren Beruf zu arbeiten, der für eine saubere Umwelt mit sauberer Energiegewinnung einen maßgeblichen Anteil beiträgt.
Informationen zum Einstieg, zur Ausbildung und zu weiteren Berufsperspektiven gibt es bei jeder Dachdecker-Innung und im Internet unter www.DachdeckerDeinBeruf.de sowie unter www.dachdecker-bw.de