Geboren in Halle studiert Struensee dort schon mit 15 Jahren Medizin. 1757 wird sein Vater, Adam Struensee, Hauptpastor in Altona und der 25-jährige Sohn Amtsarzt, eine Tätigkeit, die er zehn Jahre lang ausübt. Als glühender Anhänger der „Aufklärung“ betreibt er nicht nur seine Kunst nach neuesten rationalistischen Gesichtspunkten, er gibt mit seinem Freund David Panning seit 1763 mehrere Zeitschriften heraus, um das moderne Gedankengut der französischen Neuerer zu publizieren.
1768 wird Struensee zum persönlichen Arzt des jungen dänischen Königs Christian VII. während dessen großer Europareise. Er vermag dessen labile geistige Befindlichkeit günstig zu beeinflussen und wird bald des Königs engster Vertrauter. Schon bald nach der Rückkehr 1769 nach Kopenhagen hat er Generalvollmacht über sämtliche Regierungsgeschäfte, kann im Namen des verwirrten Königs Gesetzesvorlagen unterzeichnen. 20 Jahre vor der französischen Revolution sucht er im Sinne der Aufklärung Dänemark zu einem modernen Land zu machen mit über 2.000 Dekreten, u. a. zur Pressefreiheit, zur Glaubensfreiheit und zur Bauernbefreiung. Dabei wird die Macht des Adels weitgehend ausgeschaltet. Die Gemahlin des Königs, die englische Prinzessin Caroline Mathilde wird bald seine Geliebte. Ihre gemeinsame Tochter Louise Augusta wird vom König anerkannt. Am Tag der Taufe lässt sich Struensee in den gräflichen Stand erheben.
Eine Intrige der Königinwitwe Juliane Marie bringt schließlich Struensee nach nur 16 monatigem Wirken aufs Schafott. Während der vorausgehenden monatelangen Kerkerzeit besucht ihn der Pastor der deutschen Gemeinde, Balthasar Münther 38 Mal, um den Freidenker zu einem bußfertigen Christen zu machen, was offiziell gelingt und den Inhalt für ein umfangreiches, bald in viele Sprachen übersetztes Bekehrungsbuch liefert. Caroline Mathilde wird zur Scheidung vom König gezwungen und verbringt ihre wenigen restlichen Lebensjahre im Celler Schloss, einer Besitzung ihres Bruders, König Georg III. von England. Das gemeinsame Kind, Louise Augusta heiratete den Herzog von Augustenburg. Ihre Nachfahren finden sich in vielen europäischen Fürsten- und Königshäusern. Auch die Gattin von Kaiser Wilhelm II., Auguste Victoria, entstammte dieser Linie, war also eine inoffizielle Ur-Ur- Enkelin Struensees und Caroline Mathildes.
An Struensees zehnjähriges Wirken als Amtsarzt in Altona erinnerte (bis zum Abriss 1937) das Struenseehaus. 1760 bis 1762 hatte er dort gelebt an der Ecke Kirchenstraße/Kleine Papagoyenstraße. Sein Freund David Panning und er verfassten hier gelehrte Aufsätze. Das Fachwerkhaus mit den überkragenden oberen Stockwerken gehörte der Zeit vor dem „Schwedenbrand“ von 1713 an, der drei fünftel aller Häuser vernichtete. Das königlich subventionierte Aufbauprogramm schuf moderne brandsichere Ziegelbauten. So ist der Wechsel von alt und neu ebenso typisch für das Stadtbild der Altonaer Struenseezeit wie zahlreiche neu errichtete öffentliche Gebäude: Rathaus, Gymnasium, Stifte, Kirchen. Die Hebammen-Anstalt entstand auf Struensees Geheiß von Kopenhagen aus, 1771, ein Jahr vor seinem Tod.
Die Ausstellung wurde von Maria Kargaard erarbeitet, in Altona ergänzt, und entstand in Zusammenarbeit mit der Petri Kirke, der Deutschen Gemeinde in Kopenhagen, und der Christians Kirche in Ottensen. Eintritt 6 Euro / erm. 4 Euro. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt. Begleitbuch zur Ausstellung: CAROLINE MATHILDE 1751 – 1775. Von Kopenhagen nach Celle. Das kurze Leben einer Königin, 263 Seiten, herausgegeben vom Bohmann-Museum Celle, 2001.
Vorträge zur Ausstellung: 11. September, 19 Uhr: Maria Kargaard, Eröffnungsvortrag zu Struensee und dem deutsch-dänischen Verhältnis. 11. Oktober, 19 Uhr: Dr. Hanno Scherf, Deutsch-Dänischer Verein in der dänischen Kirche Dietmar Koel Straße, Johann Friedrich Struensee – Arzt, Aufklärer, Staatsmann. 30. Oktober, 19 Uhr: Juliane Schmieglitz-Otten, Zwischen Christian VII. und Johann Friedrich Struensee: Das kurze Leben der Königin Caroline Mathilde. Ausstellungseröffnung im Altonaer Museum am Dienstag, 11. September, um 19 Uhr.