1998 gelangen dem Alpin-Ehepaar, Daniela und Robert Jasper mit "Flying Circus" die Realisierung eines lang gehegten Traumes, welcher sich zu einem Meilenstein dieser Sportart etabliert hat.
Der englische Humor der britischen Komikergruppe "Monty Python" hatte die Jasper's zur Namensgebung von Flying Circus inspiriert und so wurde das neue Projekt, "Ritter der Kokusnuß" genannt.
Bereits seit längerer Zeit war den Jasper's diese direkte Linie durch diese riesige Grotte, gespickt von großen Eiszapfen aufgefallen.
Robert Jasper hatte vor über 10 Jahren eine erste Seillänge an fragilen Damoklesschwertern aus Eis und im brüchigen Fels eröffnet, brach dann aber unter dem horizontalen Riesendach mental ausgebrannt ab. Seine persönliche Vorgabe ließ den Extrembergsteiger einen "kalten Schauer" den Rücken hinunter laufen.
Nach einer guten Vorbereitung im Frühwinter, Robert Jasper gelang es an einem Tag mehrere der schwierigen Routen im Drytooling im Gebiet Eptingen hinter einander zu klettern, fühlte er sich fit für dieses "alte- neue Projekt".
"Der erste Versuch scheiterte dann aber schon im Kopf. Der brüchige Fels schreckte mich erneut vom Weiterklettern" ab und ich wich über Flying Circus zum Ausstieg aus. Die Vogelperspektive beim Abseilen reichte aber schon wieder aus, um den Funken von neuem Ehrgeiz zu spüren."
Nach einem Ruhetag wagte Robert Jasper am 06.03. um 9.30 Uhr einen erneuten Versuch. Mit Keilen, Friends und Messerhaken ausgerüstet, arbeitete er sich vorsichtig, ground up, die Messerhaken in Zugrichtung geschlagen, "was nicht wirklich beruhigend ist", hinauf. Damit war der Grundstein gelegt!"
Aus dem Tagebuch:
"Nach einem weiteren Ruhetag rechnete ich mir schon gute Chancen für den freien Durchstieg aus. Zwei Stürze in der Schlüsselseillänge brachten mich aber schnell auf den Boden der Realität zurück. Ich wusste mich noch nicht richtig zu bewegen, die Angst vor den losen Felsblöcken und den zweifelhaften Sicherungen lähmte mich zu stark. Mit Unterarmen wie Luftballons erreiche ich den Stand. Es reichte gerade noch zum Ausschecken der dritten mit M9 auch nicht gerade einfachen Länge, dann seilten wir ab.
Dank der tollen Unterstützung meiner Kletterfreunde, konnte ich zwei Tagespäter, am 13.03. , einen weiteren Versuch mit meinem Bergführerkollegen Rainer Treppte starten. Mittlerweile verbuchte ich die erste Seillänge unter "Warm up", wie sich die Einstellung ändert! Diesmal, mit wieder viel Adrenalin im Blut, ließ ich in der Schüsselseillänge keine Fehler mehr zu und spulte wie programmiert Zug für Zug ab. Ich fühlte mich wie in Trance, alles um mich herum verschwand, der perfekte Moment! Danach die M9, dann eine WI5, es war geschafft! Als wir den Ausstieg erreichten, dämmert es bereits. Mit einem "ritterlichen" Gipfelhandschlag krönen wir die gelungene Begehung.
Über die Zukunft des Alpinismus, über Sinn oder Unsinn unseres Treibens, wird oft gestritten. Wo liegt die wahre Zukunft, der wirkliche Sinn? Ich finde, das spürt jeder für sich." www.robert-jasper.de
Routeninformation:
Extreme Mehrseillängen-"Trad Mixedroute" in alpiner Umgebung
Viel Erfahrung und Vorsicht im brüchigen Fels und in der Beurteilung von Trade Absicherung
Alle nötigen Normalhaken stecken.
Schwierigkeitsvorschlag der einzelnen Seillängen: 1.SL M9; 2.SL M12; 3.SL M9; 4. SL WI5 (SL.4 identisch mit Ausstieg von Flying Circus, über diese kann auch abgeseilt werden.)
Material: Eisausrüstung, Satz Rocks; Friends 0.5-2.5;
Begehung Rotpunkt am 13.02.2013 Robert Jasper (alle Seillängen im Vorstieg) mit Rainer Treppte
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Fotos: Hans Hornberger | visualimpact.ch