Hintergrund dieser Entwicklung ist der wachsende wirtschaftliche Druck in der Gesundheitsversorgung, so dass in vielen Krankenhäusern immer weniger Krankenschwestern für immer mehr Patienten verantwortlich sind. Häufig werden Fachkräfte durch kostengünstige Hilfskräfte ohne Ausbildung ersetzt. Vergleichbare Entwicklungen sind aus anderen Ländern, z.B. den USA, mit zum Teil dramatischen Folgen bekannt.
Internationale Studien belegen, dass bei sinkender Anzahl von Pflegefachkräften pro Patient das Risiko von Komplikationen wie Lungenentzündungen oder Embolien bis hin zum Tod deutlich ansteigt. Bereits 2004 war in deutschen Kliniken eine Krankenschwester (0,75 KS pro Bett) für doppelt so viele Patienten zuständig wie in Großbritannien (1,5) oder in den USA (1,8) (OECD, 2006). „Politik und Krankenhausträger verkennen noch immer das Ausmaß des Problems“, sagte dazu Franz Wagner, „wenn wir heute nicht handeln und Studien wie das Pflegethermometer bitter ernst nehmen, droht schon morgen der Pflegenotstand.“
Der DBfK warnt deshalb vor einer dramatischen Zuspitzung der Situation in naher Zukunft, zumal spezialisierte Pflegefachkräfte schon heute in vielen Bereichen fehlen. Dass die Situation nicht längst schon eskalierte, ist vor allem dem immensen Einsatz und der großen Loyalität der Pflegefachkräfte ihren Patienten gegenüber zu verdanken. Seit Jahren haben sie die Folgen des Personalabbaus zu kompensieren versucht, dies hat aber Grenzen. Die Pflege gehört zu den anspruchsvollsten, aber auch anstrengendsten Berufen im Gesundheits- und Sozialwesen. Abbau von Ausbildungsplätzen, Rückgang der Schulabgängerzahlen und die im Vergleich mit anderen Branchen unattraktiven Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen könnten Deutschland in wenigen Jahren einen flächendeckenden Pflegepersonalmangel bescheren. Dabei ist die schlechte Pflegepersonalausstattung ein Problem in allen Versorgungsbereichen, und nicht nur im Krankenhaus.
Der DBfK fordert deshalb für die Pflege Personalbemessungsverfahren, die den tatsächlichen pflegerischen Aufwand zugrunde legen. Die Arbeitsbedingungen und die Vergütung des Pflegepersonals müssen verbessert werden, um den Beruf attraktiver zu gestalten. Außerdem sollte die Ausbildung der Gesundheits- und Krankenpflegerinnen, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen und Altenpflegerinnen analog zu internationalen Standards künftig auch in Deutschland an Hochschulen erfolgen.