-„Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften in der genomischen Ära“
-„Biologie pflanzlicher Grenzflächen“
Termin: Dienstag, 24. Juni 2008, 16.30 Uhr
Ort: Vortragsgebäude der Akademie Leopoldina Emil-Abderhalden-Straße 36, 06108 Halle (Saale)
Prof. Dr. Hannelore Daniel ML, Weihenstephan:
„Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften in der genomischen Ära“
Auf der Grundlage der Sequenzierung des menschlichen Genoms erschließen die Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften unter dem Begriff "Nutrigenomics" die "genomische Ära" des Wechselspiels von Genom und Ernährungsumwelt. Nutrigenomics versucht die Definition jener molekularen Prozesse, über die Ernährungsfaktoren und Lebensstil die Gen- und Proteinfunktionen und in der Folge das Stoffwechselgeschehen auf der Basis des "genetischen make-up" eines Individuums bestimmen. Neben der Identifizierung der genetischen Varianz und den Suszeptibilitätsgenen für ernährungsmitbedingte Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes Typ II und kardiovaskuläre Erkrankungen nutzt man vor allem die Profilierungstechniken der modernen Biowissenschaften und Systembiologie zur umfassenden Beschreibung der Wechselwirkungen von Genom und Ernährungsumwelt. In der industriellen Forschung dienen die Methoden u. a. der Identifizierung von Wirkmechanismen bestimmter Lebensmittelinhaltsstoffe und für den Nachweis besonderer Eigenschaften von Produkten bei der Entwicklung von Functional Food. Kommerzielle Anwendungen der Genotypisierung in Verbindung mit der Erfassung von Ernährungsgewohnheiten dienen der individualisierten Ernährungsberatung und führen als Vision in die "personalisierte Ernährung". Im Vortrag werden Beispiele gegenwärtiger akademischer wie industrieller Forschungsanstrengungen der Nutrigenomics dargestellt und Zukunftsszenarien entwickelt.
Hannelore Daniel: Studium der Ernährungswissenschaften an der Universität Gießen (1972-1977), Promotion (1982) und Habilitation (1989) ebendort. Forschungsaufenthalte an der University of Glasgow, Schottland (1983), und an der University of Pittsburgh, USA (1990-1992), ordentliche Professorin für Biochemie der Ernährung an der Universität Gießen (1992-1998), seit 1998 Ordinaria für Ernährungsphysiologie an der Technischen Universität München und Direktorin des Zentralinstituts für Ernährungs- und Lebensmittelforschung der TU. Verschiedene Preise und Auszeichnungen, u. a. Henneberg-Lehmann-Preis der Universität Göttingen (1997), Auszeichnung "Pro meritis scientiae et litterarum" des Bayrischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst (2003). Mitglied u. a. des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Ernährung DGE (seit 1992) , des Aufsichtsrates des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung Braunschweig (seit 2003), Mitglied der DFG-Senatskommission zur Beurteilung der Unbedenklichkeit von Lebensmitteln (1992-2006), Fachkollegiatin der DFG im Fach Ernährungswissenschaften (seit 2004), Mitglied des Gutachterkomitees der Kgl. Niederländischen Akademie für Wissenschaft und Kunst für den Bereich "Food, Health and Biotechnology". Mitherausgeberin der Zeitschriften "European Journal of Nutrition" und "European Journal of Physiology" (Pflügers Archiv).
Forschungsschwerpunkte: Transportproteine der Zellmembran für Nährstoffe, Nährstoffwirkungen auf die Genexpression, biofunktionale Wirkungen sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe, Nutrigenomics Seit 2003 ist Hannelore Daniel Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Sektion Physiologie und Pharmakologie/Toxikologie).
Kontaktadresse: Prof. Dr. Hannelore Daniel, TU München, Lehrstuhl für Ernährungsphysiologie, Hochfeldweg 2, 85350 Freising-Weihenstephan
Prof. Dr. Markus Riederer ML, Würzburg:
„Biologie pflanzlicher Grenzflächen“
Eine nur wenige Mikrometer dicke Schicht trennt die oberirdischen Teile der Höheren Pflanzen von der atmosphärischen Umwelt. Diese Abschlussschicht, die pflanzliche Kutikula, vereinigt eine Vielfalt von Eigenschaften und Funktionen, die für das Leben und Überleben der Pflanzen von großer Bedeutung sind. Neben einem Überblick über diese Eigenschaften wird sich der Vortrag vertieft der ökologisch wichtigsten Funktion der pflanzlichen Kutikula widmen, nämlich der einer Transpirationsbarriere. Diese Barriere macht es den Pflanzen erst möglich, den Wasserverlust an die Umwelt zu minimieren und damit auch in Zeiten oder an Orten von Trockenheit zu überleben. Schließlich werden Ergebnisse von Untersuchungen vorgestellt, welche zeigen, dass drastische Unterschiede in der Wasserdurchlässigkeit der pflanzlichen Kutikula auf die Veränderung einzelner Gene zurückgeführt werden können.
Markus Riederer: Studium der Biologie und Geologie an der Technischen Universität München und der Ludwig-Maximilians-Universität München (1976-1981), Promotion (1984) und Habilitation (1990) an der TU München. Akademischer Rat an der TU München (1989-1992), Professor für Physiologische Ökologie an der Universität Kaiserslautern (1992-1994), seit 1994 ordentlicher Professor für Botanik und Leiter des Botanischen Gartens der Universität Würzburg. Verschiedene Preise und Auszeichnungen, u. a. Heinz-Maier-Leibnitz-Preis der DFG (1985), Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (1999). Vorstandsmitglied des DFG- Forschungszentrums "Rudof-Virchow-Center for Experimental Medicine - Center for Target Protein Research" (2002 bis 2005), seit 2006 Dean der Graduate School of Life Sciences, Universität Würzburg (gefördert aus der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder), Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des GSF - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (2002 bis 2005), Mitglied des Auswahlausschusses für Forschungspreise der Alexander-von-Humboldt- Stiftung (seit 2003). Mitherausgeber der Zeitschriften "Journal of Experimental Botany" und "Plant Biology". Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (seit 2005).
Forschungsschwerpunkte: Analyse von Struktur und Funktion pflanzlicher Grenzschichten, Ökophysiologie und Vegetationsökologie
Seit 2004 ist Markus Riederer Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Sektion Organismische und Evolutionäre Biologie).
Kontaktadresse: Prof. Dr. Markus Riederer, Julius-von-Sachs-Institut für Biowissenschaften, Universität Würzburg, Julius-von-Sachs-Platz 3, 97082 Würzburg