Auf der Delegiertenversammlung der DAlzG, die in diesem Jahr wieder in Präsenz stattfinden konnte, wurden unter anderem die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie diskutiert. Hier wurden dringende Forderungen an die Politik aufgestellt, die sich insbesondere an die Koalitionspartner der neuen Bundesregierung richten. Monika Kaus wurde im Rahmen der Versammlung erneut für die kommenden drei Jahre zur 1. Vorsitzenden der DAlzG gewählt. Sie erklärte dazu: „Wir können nach den Erfahrungen aus der Corona-Pandemie nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen – schon gar nicht angesichts der aktuellen vierten Welle, von der wir nicht wissen, ob sie die letzte sein wird. Menschen mit Demenz und diejenigen, die sie durch die Krankheit begleiten, dürfen nicht wieder vergessen werden. Sie sind Teil der Gesellschaft und haben ein Recht auf Teilhabe und Menschenwürde.“
Die Forderungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft lauten:
- Es darf niemand alleine sterben müssen!
Im Lockdown waren viele Pflegeheime über Monate für Besucher gesperrt. Bewohnerinnen und Bewohner wurden vom Kontakt mit ihren Angehörigen abgeschnitten, sogar Ehepaare wurden auf diese Weise monatelang getrennt. Selbst in der Sterbephase war eine Begleitung in vielen Fällen nicht möglich. Auch wenn nun die vierte Welle der Corona-Pandemie läuft, muss die Politik dafür sorgen, dass andere Maßnahmen, wie umfassende Testkonzepte, ergriffen werden, damit sich diese Situation nicht wiederholt. - Leistungen der Pflegeversicherung müssen flexibel einsetzbar sein, Angebote an die Bedarfe der Betroffenen angepasst werden können!
Aufgrund der Corona-Pandemie sind Unterstützungsangebote wie Tagespflege in großem Maße weggefallen. Ansprüche aus der Pflegeversicherung konnten deshalb nicht geltend gemacht werden. Der Gesetzgeber muss einen flexibleren Einsatz der Leistungen ermöglichen und auch Anbietern die Möglichkeit geben, ihre Angebote passgenauer zu machen – zum Beispiel als „mobile Tagespflege“ durch eine Betreuung in der Häuslichkeit statt in der Tagespflegeeinrichtung. - Das Ehrenamt muss besser unterstützt werden, um niedrigschwellige Hilfen aufrechtzuerhalten!
Vielerorts sind ehrenamtlich Tätige in die Betreuung von Menschen mit Demenz einbezogen. Sie sind wichtig, um eine niedrigschwellige stundenweise Entlastung der pflegenden Angehörigen zu ermöglichen. Diese Ehrenamtlichen benötigen aber Qualifizierung und Begleitung durch Fachkräfte. Auch in Zeiten, in denen der Einsatz der ehrenamtlichen Kräfte zum Beispiel aufgrund einer Pandemiesituation nicht möglich ist, muss sichergestellt sein, dass sie weiterhin von Fachkräften begleitet werden können. Sonst gehen sie „verloren“ und gut etablierte Unterstützungsstrukturen brechen weg.
Hintergrund
In Deutschland leben heute etwa 1,6 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Etwa zwei Drittel davon werden in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt. Jährlich erkranken rund 300.000 Menschen neu. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzerkrankten wird bis 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt.