„Im Bundestagswahlkampf haben die Themen Gesundheit und Pflege eine erstaunlich geringe Rolle gespielt. Bei 4,1 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland, von denen rund 70 % von Angehörigen und zu Hause versorgt werden, ist das völlig unverständlich“, so Monika Kaus, Vorsitzende der DAlzG. „Pflegende Angehörige haben in der Pandemie einen noch größeren Anteil der Pflege übernommen, während gleichzeitig Unterstützungsangebote weggebrochen sind. Ihre Leistung muss in der neuen Legislaturperiode besser gewürdigt werden. Das muss sich auch in Verbesserungen im Bereich der häuslichen Pflege niederschlagen.“
Neben Maßnahmen zur Erleichterung der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege braucht es einen Ausbau der Unterstützungsangebote, finanzielle Entlastungen der betroffenen Familien wie auch Verbesserungen für beruflich Pflegende, um dem Pflegenotstand zu begegnen. Menschen mit Demenz haben einen Anspruch auf Teilhabe. Hier müssen entsprechende Maßnahmen nicht nur geplant, sondern auch umgesetzt werden. Die schwierige Situation für Menschen mit Demenz in Akutkliniken ist seit Jahrzehnten bekannt, die flächendeckende Implementierung demenzsensibler Konzepte muss dringend vorangetrieben werden.
Als Dachverband und bundesweite Interessenvertretung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen fordert die DAlzG im Einzelnen:
- Verbesserungen in der Pflegegesetzgebung, dazu gehört:
- Flexibilisierung der Leistungen, um eine passgenauere Unterstützung der betroffenen Familien zu ermöglichen;
- Flächendeckender Ausbau des Angebots von Tages- und Kurzzeitpflege;
- Unterstützung für berufstätige Angehörige, z.B. in Form von Lohnersatzleitungen für Pflegezeiten analog dem Elterngeld
- Eine Deckelung des Eigenanteils für Pflege im stationären und ambulanten Bereich
- Verbesserungen der Rahmenbedingungen für beruflich Pflegende
Die Betreuung und Pflege von Menschen mit demenziellen Erkrankungen erfordert nicht nur Fachwissen, sondern auch ausreichend Zeit. Neben einer angemessenen Bezahlung sind daher ein ausreichender Personalschlüssel sowie eine Entlastung der Pflegekräfte von pflegefremden Aufgaben erforderlich. - Krankenhäuser besser für die steigende Zahl von Menschen mit Demenz aufstellen
Die Situation im Krankenhaus ist für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen besonders belastend. Krankenhäuser sind auf Effizienz getrimmt, Menschen mit Demenz und ihre besonderen Bedarfe sind in den Organisationsstrukturen ebenso wenig berücksichtigt wie im aktuellen DRG-System. Existierende Konzepte für demenzsensible Krankenhäuser müssen in der Fläche umgesetzt werden. - Die Nationale Demenzstrategie (NDS) mit entsprechenden finanziellen Mitteln ausstatten
Die NDS wurde 2020 von der Bundesregierung beschlossen. Sie enthält 162 Einzelmaßnahmen in 4 Handlungsfeldern. Nur ein Teil der Maßnahmen ist auch mit einer Finanzierung hinterlegt. Um aus der NDS mehr als eine Absichtserklärung zu machen, ist eine sachgerechte Finanzierung für die Umsetzung aller vorgesehenen Maßnahmen erforderlich.
Hintergrund
In Deutschland leben heute etwa 1,6 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Etwa zwei Drittel davon werden in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt. Jährlich erkranken rund 300.000 Menschen neu. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzerkrankten wird bis 2050 auf 2,4 bis 2,8 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt.