Die im Rahmen des Workshops erarbeiteten Empfehlungen sollen von den G8 Finanzmi-nistern am 18. und 19. Mai in Potsdam aufgegriffen und in einen Aktionsplan aufgenom-men werden.
Thomas Mirow: „Weil die Förderung der Anleihemärkte in den Schwellenländern eine so hohe Bedeutung für die interne Stabilität der Länder wie auch für die globale Finanzstabili-tät hat, haben wir im Rahmen der deutschen G7/G8 Präsidentschaft dieses Thema auf die G7/G8 Agenda gesetzt.“
Ein hoher Anteil kurzfristiger Verschuldung in fremder Währung hat in den Emerging Mar-ket Economies (EME) in den 1990er Jahren zu wesentlichen Verzerrungen in der Wäh-rungs- und Laufzeitenstruktur beigetragen. Diese sind eine wesentliche Ursache für die Stärke und die Nachhaltigkeit der Finanzkrisen in den 1990er Jahren in den EME gewe-sen. Eine Verringerung der Stabilitätsrisiken in den einzelnen EME - so Mirow - trägt au-tomatisch auch zu einer größeren globalen Finanzstabilität bei. Von der Entwicklung der heimischen Bondmärkte gehen auch deutliche Impulse auf die Wachstumskräfte aus. Zugleich werden die Finanzmärkte auch eine Disziplinierung der Finanzpolitik bewirken.
Trotz einer dynamischen Entwicklung in den letzten Jahren haben die Bondmärkte in den Emerging Market Economies noch erhebliches Entwicklungspotential. Während das aus-stehende Volumen der heimischen Bonds in den EME rund 40 % (gemessen am GDP) beträgt, macht dieser Wert in den fortgeschrittenen Industrieländern 140 % aus. Auch ist der erreichte Fortschritt zwischen den Ländern - so Mirow - sehr unterschiedlich. Auf nur sechs EME entfallen 70 % des gesamten ausstehenden Volumens an heimischen Anlei-hen.
Hermann Remsperger betonte: „Eine glaubwürdige Stabilitätspolitik ist eine entscheiden-de Voraussetzung für die Entwicklung effizienter und liquider Anleihemärkte. Stabile mak-roökonomische Rahmenbedingungen stärken längerfristige Finanzierungsstrukturen und erhöhen die Attraktivität des heimischen Anleihemarktes für institutionelle Investoren.“
Remsperger hob hervor, dass bei der Förderung der Anleihemärkte in den EME nicht al-lein der Blick auf die alten Verwundbarkeiten zu richten ist, die zu den Finanzkrisen in den 90er Jahren beigetragen haben. Vielmehr muss die hohe und noch steigende Beanspru-chung der Bondmärkte in den kommenden Jahren gesehen werden. Dazu trägt die Fi-nanzierung der globalen Ungleichgewichte ebenso bei, wie eine zunehmende Verlage-rung der Verwaltung von Ersparnissen auf international operierende Fonds. Hinzu kommt, dass entwickelte heimische Bondmärkte die Liberalisierung des Kapitalverkehrs erleich-tern können.
Die Verbreiterung der Investorenbasis, die Förderung von Derivate- und Swapmärkten, Verbesserungen im Bereich der Marktinfrastruktur und eine Stärkung des rechtlichen Rahmens sind aktuell die wesentlichen Felder, auf denen die Entwicklung der heimischen Bondmärkte in den Emerging Market Economies unterstützt werden soll. Dabei gilt es insbesondere, die Liquidität der Bondmärkte zu verbessern und die in den EME weithin wenig entwickelten Märkte für Unternehmensanleihen zu fördern. Darüber hinaus hat die Diskussion im Rahmen des Workshops gezeigt, dass die Datenbasis bezüglich der heimi-schen Bondmärkte in lokaler Währung unzureichend ist.
In den EME - so Remsperger - werden die heimischen Bonds in lokaler Währung vor al-lem von den Banken gehalten. Angesichts dieser hohen Konzentration gilt es insbesonde-re, die inländischen institutionellen Investoren z. B durch den weiteren Aufbau von Pensi-onsfonds zu fördern. Darüber hinaus spielen ausländische institutionelle Investoren bislang als Anleger an den heimischen Bondmärkten in den EME nur eine geringe Rolle.
Wesentliche Gründe für diese geringe Präsenz ausländischer Anleger in den EME sind Restriktionen und steuerliche Regelungen.