Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ging der Außenhandelsüberschuss im Juni gegenüber dem Vormonat um 0,8 Mrd € auf 16,5 Mrd € zurück. Nach Ausschaltung von Saison- und Kalendereinflüssen verminderte er sich um 2 ½ Mrd € auf 15 Mrd €. Ausschlaggebend dafür war das kräftige Wachstum der nominalen Wareneinfuhren (6 ¾ %), das zu einem wesentlichen Teil auf höhere Energiepreise zurückzuführen ist. Der Wert der Ausfuhren erhöhte sich um 2 %. Im zweiten Vierteljahr insgesamt lagen die Exporte saisonbereinigt um ½ % über dem Stand der Vorperiode, während die Importe geringfügig sanken.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen wiesen im Juni einen Überschuss in Höhe von 1,0 Mrd € auf, nach einem Defizit von 7,3 Mrd € im Mai. Dazu hat vor allem die Verbesserung in der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen beigetragen. Hier ergab sich ein Plus von 3,5 Mrd €, verglichen mit einem Minus von 4,9 Mrd € im Vormonat.
Dies hing vor allem mit dem Rückgang der Dividendenzahlungen an das Ausland zusammen, die in den beiden Vormonaten stark gestiegen waren. Zudem verringerte sich der Passivsaldo in der Dienstleistungsbilanz um 1,0 Mrd € auf 0,6 Mrd €. Dagegen nahm das Defizit bei den laufenden Übertragungen um 1,1 Mrd € auf 1,9 Mrd € zu.
Umschwung im Wertpapierverkehr
Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr folgten im Juni Netto- Kapitalimporte in Höhe von 39,5 Mrd € auf die Abflüsse von 11,3 Mrd € im Mai. Zu dem Umschwung trug das mit 53,9 Mrd € mehr als verdoppelte Engagement ausländischer Investoren in deutschen Titeln wesentlich bei.
Ihre Nachfrage entfiel dabei größtenteils auf Aktien (41,0 Mrd €), von denen sie sich noch im April in größerem Umfang getrennt hatten. Ferner erwarben sie für 12,7 Mrd € Schuldverschreibungen und schichteten dabei von Geldmarktpapieren in Anleihen um. Dagegen ließ das Interesse heimischer Anleger an ausländischen Wertpapieren deutlich nach. Sie erwarben im Juni für 14,4 Mrd € Titel gebietsfremder Emittenten, nach 37,5 Mrd € im Mai. Gefragt waren insbesondere Schuldverschreibungen (12,9 Mrd €) und Investmentzertifikate(2,4 Mrd €), während Aktien per saldo verkauft wurden (0,9 Mrd €).
Im Bereich der Direktinvestitionen gingen die Mittelabflüsse im Juni auf 1,3 Mrd € (netto) zurück, nachdem sie sich im Monat davor noch auf 14,8 Mrd € belaufen hatten. Ausschlaggebend für den Rückgang war, dass inländische Firmen – nach hohen Auslandsinvestitionen im Mai (15,4 Mrd €) – im Berichtsmonat per saldo in geringem Umfang Mittel aus dem Ausland abgezogen haben (1,4 Mrd €).
Dabei waren insbesondere Kreditvergaben ausländischer Niederlassungen an ihre deutschen Muttergesellschaften – sogenannte „reverse flows“ – von Bedeutung. Ausländische Eigner reduzierten im Ergebnis ihre Direktinvestitionen in Deutschland ebenfalls (- 2,7 Mrd €), wobei hohe Dividendenzahlungen rechnerisch negative reinvestierte Gewinne ergaben.
Der übrige statistisch erfasste Kapitalverkehr, der sowohl die Finanz- und Handelskredite als auch die Bankguthaben und sonstige Anlagen einschließt, verzeichnete mit netto 73,5 Mrd € hohe Mittelabflüsse. Hiervon entfielen 7,6 Mrd € auf Nichtbanken.
Dabei führten die Dispositionen staatlicher Stellen zu Netto-Kapitalexporten in Höhe von 8,3 Mrd €, und zwar in erster Linie über eine Aufstockung ihrer kurzfristigen Bankguthaben im Ausland. Unternehmen und Privatpersonen flossen hingegen in geringem Umfang Mittel aus dem Ausland zu (netto 0,7 Mrd €).
Im unverbrieften Kreditverkehr des Bankensystems, der als Reflex aller anderen grenzüberschreitenden Transaktionen aufgefasst werden kann, kam es zu Netto-Kapitalexporten in Höhe von 65,9 Mrd €. Insbesondere inländische Kreditinstitute hatten eine kräftige Zunahme ihrer Netto-Auslandsforderungen zu verzeichnen (72,6 Mrd €). Dagegen kamen bei der Bundesbank Mittel in Höhe von 6,8 Mrd € auf, vor allem durch einen Forderungsabbau im Rahmen des Großbetragszahlungsverkehrssystems TARGET.
Die Währungsreserven der Bundesbank sind im Juni – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,5 Mrd € gesunken.