Die Preisverleihung findet im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Dystonie Gesellschaft am 23. Juni 2012 im Ramada-Hotel in Brühl bei Köln statt.
Ch. Schrader erhält den Preis für seine Arbeit „GPi-DBS may induce a hypokinetic gait disorder with freezing of gait in patients with dystonia“.
Hintergrund der Arbeit ist, dass stimulationsinduzierte hypokinetische (bewegungsarme) Gangstörungen mit Freezing of Gait (FOG) erst kürzlich als unerwünschte Effekte bei Patienten mit Dystonie beschrieben wurden, die sich einer Tiefen Hirnstimulation (THS) im Globus pallidus internus (GPi) unterzogen haben. Das Ziel der Arbeit war, die Häufigkeit und das Erscheinungsbild dieses GPi-THS-induzierten Phänomens bei Patienten mit Dystonie zu untersuchen, die vor der tiefen Hirnstimulation keine Störung des Ganges aufwiesen.
In ca. 8,5 % der untersuchten Fälle trat eine hypokinetische Gangstörung nach GPi-THS auf. Es handelte sich dabei um einen direkten Stimulationseffekt, der nach Deaktivierung der Schrittmacherelektroden innerhalb von 24 Stunden reversibel war. Das Gangbild sah aus wie jenes bei einer mittleren bis fortgeschrittenen Parkinsonkrankheit und ging mit gestörter Haltungskontrolle und erhöhte Sturzgefahr einher. Interessanterweise haben die betroffenen Patienten trotz dieses unerwünschten Effektes im Schnitt eine 54%-ige Verbesserung der dystonen Bewegungsstörungen erfahren.
Schlussfolgernd wurde festgestellt, dass eine hypokinetische Gangstörung mit FOG eine Komplikation von GPi-THS sein kann.
Das Ergebnis dieser Studie ist insofern bedeutsam, als dass sie Patienten und Ärzte für Pallidum-Stimulation-induzierte Bewegungsverlangsamungen sensibilisiert und einen Handlungsalgorithmus vorschlägt, wie man mit dieser unerwünschten Stimulationswirkung umgehen kann.
Ch. Schrader ist seit Beginn seiner medizinischen Laufbahn an der Medizinischen Hochschule Hannover tätig. Seine derzeitige klinische Tätigkeit als Facharzt für Neurologie und Oberarzt der Neurologischen Klinik der MH Hannover umfasst die
stationäre und poliklinische Versorgung von Patienten mit Bewegungsstörungen. Seine Schwerpunkte liegen in invasiven Behandlungsverfahren von Patienten mit Bewegungsstörungen: er beschäftigt sich mit Pumpentherapien und tiefer Hirnstimulation sowie mit Botulinumtoxin-Injektionen beim fortgeschrittenen idiopathischen Parkinsonsyndrom, Dystonie und Tremor-Erkrankungen. Ein weiteres Interessengebiet liegt in dem natürlichen Verlauf und der Differentialdiagnose von typischen und atypischen Parkinson-Syndromen.
Seine vielfältigen wissenschaftlichen Interessen im Bereich neurogener Bewegungsstörungen sind vielversprechend und lassen auf weitere neue Erkenntnisse zum Wohle der Patienten hoffen.