Der "Communicator-Preis - Wissenschaftspreis des Stifterverbandes" gilt in Deutschland als die wichtigste Auszeichnung für die Vermittlung von wissenschaftlichen Ergebnissen in die Öffentlichkeit. Mit ihm zeichnen die DFG und der Stifterverband seit dem Jahr 2000 Wissenschaftler aus, die ihre Forschungsarbeiten und Fachgebiete einem breiten Publikum vielfältig, originell und kreativ nahebringen und sich darüber hinaus um den immer notwendigeren Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit verdient machen. Gekürt werden die Preisträger von einer Jury aus Wissenschaftsjournalisten, Kommunikations- und PR-Fachleuten. In diesem Jahr hatten sich 51 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Gebieten um den Preis beworben oder waren für ihn vorgeschlagen worden, fast doppelt so viele wie 2007. Das Niveau der Bewerbungen und Vorschläge war ausgesprochen hoch; 13 Kandidatinnen und Kandidaten kamen in die engste Wahl, in der sich schließlich Ziegler durchsetzte.
Mit dem 44-jährigen Professor am Institut für Mathematik der TU Berlin wird ein junger und unkonventioneller Wissenschaftler ausgezeichnet, der nach Einschätzung der Jury die Außendarstellung und Außenwahrnehmung der noch immer oft verkannten und ungeliebten Mathematik erfolgreich verändert. Ziegler erhält den Preis im "Jahr der Mathematik", das er als Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV), mit dem von ihm initiierten "Redaktionsbüro Mathematik" und mit hohem persönlichem Engagement wesentlich mitgestaltet. Dies gab jedoch nicht den Ausschlag für die Auszeichnung, wie die Jury betonte; vielmehr sei Ziegler auch ohne dieses Großereignis ein würdiger Preisträger.
Tatsächlich geht der Berliner Mathematiker bereits seit rund zehn Jahren von sich aus aktiv auf Öffentlichkeit und Medien zu, um die Bedeutung der Mathematik und der von ihm vertretenen Diskreten Geometrie verständlich zu machen. Dafür nutzt er ebenso ungewöhnliche wie wirksame Formen und Formate, die teilweise von ihm erst entwickelt worden sind. Besonderen Erfolg haben Zieglers "Mathe-Quiz" und sein "Science Café", in dem Mathematiker mit Vertretern anderer Wissenschaften über Gott und die Welt reden. Veranstaltungen wie diese mit oft mehreren Hundert Zuhörern stehen neben zahlreichen Zeitungs- und Zeitschriftenbeiträgen und -kolumnen sowie Hörfunk- und Fernsehauftritten.
Sehr öffentlichkeitswirksam ist auch Zieglers Engagement als Wissenschaftsorganisator, vor allem in der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. Von 1997 bis 2000 war er Herausgeber der "DMV-Mitteilungen", die unter seiner Ägide von einer nüchternen Mitgliederzeitschrift zu einem spannenden Magazin wurden. Zieglers eigene Kolumne in den DMV-Mitteilungen, die in bislang 25 Folgen Phänomene der "Mathematik im Alltag" behandelte, hat auch weit außerhalb des Faches eine große Fangemeinde und erscheint inzwischen auch als Internet-Science-Blog. Seit 2006 ist Ziegler Präsident der Mathematiker-Vereinigung und baut auch als solcher neue Strukturen bei der Präsentation seines Faches in der Öffentlichkeit auf, etwa mit einem DMV-Abitur-Preis für Schülerinnen und Schüler.
Mit dem - gemeinsam mit Martin Aigner verfassten - "Buch der Beweise" ist Günter M. Ziegler schließlich sogar ein internationaler Wissenschaftsbestseller gelungen. In ihm werden wichtige Sätze der Mathematik so anschaulich dargestellt, dass auch der Laie Freude an der mathematischen Argumentation gewinnt und die Faszination dieser Wissenschaft erkennt. Vor zehn Jahren zunächst auf Englisch erschienen, hat das "Buch der Beweise" inzwischen eine Auflage von mehr als 40 000 Exemplaren und ist in zehn Sprachen übersetzt.
Diese Vermittlungsleistungen machen Ziegler nach Ansicht von DFG und Stifterverband geradezu zu einem prototypischen Kommunikator. "Mathematik kann man auch als Laie nie genug haben, denn sie ist unerlässlich für das Verständnis der Welt", sagte der Präsident des Stifterverbandes, Dr. Arend Oetker, anlässlich der Bekanntgabe des Preisträgers. DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner hob hervor, "dass Zieglers Engagement als Wissenschaftsvermittler eng verknüpft ist mit seinen herausragenden wissenschaftlichen Leistungen". Für diese erhielt der schon mit 24 Jahren am Massachusetts Institute of Technology (MIT) promovierte und mit 32 Jahren zum Professor berufene Mathematiker 2001 den Gottfried Wilhelm-Leibniz-Preis der DFG, die bedeutendste Auszeichnung für Forscher in Deutschland. Als Mitglied der "Berlin Mathematical School" und des DFG-Forschungszentrums Matheon steht Ziegler auch heute für mathematische Forschungen auf höchstem Niveau.
Ziegler ist der neunte Wissenschaftler, der den Communicator-Preis erhält. Unter den bisherigen Preisträgern waren unter anderen der Astrophysiker Harald Lesch, der Katholische Theologe Hubert Wolf sowie der Paläobiologe und Afrikaforscher Friedemann Schrenk. Im vergangenen Jahr wurde mit der Arbeitsgruppe Glaziologie am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut erstmals ein Wissenschaftlerteam ausgezeichnet.
Verliehen wird der Communicator-Preis am 3. Juli in Leipzig im Rahmen des diesjährigen Wissenschaftssommers von DFG-Präsident Kleiner und Stifterverbands-Präsident Oetker. Das Preisgeld stammt vom Stifterverband, in dem sich mehr als 3000 Unternehmen und Privatpersonen für die Förderung der Wissenschaft und deren Austausch mit der Öffentlichkeit engagieren. Darüber hinaus erhält Günter M. Ziegler ein Hologramm, das den Communicator-Preis symbolisiert. Das von dem Kölner Künstler Michael Bleyenberg gestaltete Werk soll die Bedeutung der Transparenz in der Wissenschaft sichtbar machen und zeigen, dass es sich lohnt, die Dinge "ins rechte Licht zu rücken". Wie das Hologramm entfaltet auch die Wissenschaft nur dann ihre ganze Strahlkraft.
Weitere Informationen
Ausführliche Informationen zum Communicator-Preis und zum diesjährigen Preisträger unter www.dfg.de/...
Die Homepage von Günter M. Ziegler findet sich unter www.math.tu-berlin.de/....