„Wir Wissenschaftler und Eltern sind doch eigentlich gut dran. Denn eine Familie ist nicht zuletzt Ausgleich zu einem Job, der uns über das 40-Wochenstunden-Maß antreibt und fordert und gleichzeitig doch recht flexibel ist“, formulierte ein Geförderter im Emmy Noether-Programm und vierfacher Familienvater auf dem Jahrestreffen. Eine Meinung, mit er nicht allein dasteht. „Kinder gehören zum Leben und bereichern uns“, fügte eine Mutter und Geförderte hinzu. Dass dennoch im deutschen Wissenschaftssystem Kinder und Karriere nicht einfach vereinbar sind und an welchen Stellen Verbesserungsbedarf besteht, steht fest.
So sagte Professor Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB): „Ich sehe keinen Push, dass die Vereinbarkeit im Moment besonders voranschreitet.“ Sie betonte in ihrem Vortrag, dass die Maxime „So schnell und so viel wie möglich“ Partnerschaften, gerade mit Kindern, auf eine harte Probe stelle. Lobend hob sie die Gleichstellungsforderungen in der Exzellenzinitiative und den vergleichsweise hohen Anteil von Frauen an den Juniorprofessorenstellen von rund 30 Prozent hervor. Sie benannte auch, dass Frauen mit Kindern nicht länger für die einzelnen Karrierephasen brauchen und in puncto Vorträge, Publikationen und Drittmitteleinwerbung ihren kinderlosen Geschlechtsgenossinnen in nichts nachstehen. Dennoch halte der Blick auf die Karriere viele Frauen von der Familiengründung ab.
Ganz praktische Lösungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wurden diskutiert, zum Beispiel dass Kinder im Wissenschaftsalltag sichtbarer werden müssten. Darüber hinaus wurden familienfreundliche Maßnahmen, wie die Einrichtung eines Eltern-Kind-Zimmers oder von der Hochschule mitgetragene Kindergartenplätze, angeregt. So bot die DFG im Rahmen des Treffens erstmals eine Kinderbetreuung an. Schließlich debattierten Podium und Geförderte über Vor- und Nachteile einer Frauenquote. Babette Simon, Medizinerin und Vizepräsidentin der Philipps-Universität Marburg, sagte: „Ich persönlich war früher vollkommen gegen eine Quote, mittlerweile befürworte ich sie. Ohne eine Frauenquote wird sich gar nichts ändern, und es gibt genügend qualifizierte Frauen.“ Und die Emmy Noether-Geförderten entschlossen sich auf dem Treffen, mit Publikationen und in Veranstaltungen sich zunehmend als die Vorbilder zu etablieren, die ihnen selbst gefehlt haben.
Wie in jedem Jahr bot das Emmy Noether-Jahrestreffen in etlichen Vorträgen eine Übersicht über die Aktivitäten der DFG. Außerdem stellte die Sprecherin des Ombudsman der DFG, Professor Ulrike Beisiegel, die Regeln zur Guten Wissenschaftlichen Praxis vor. Die Koordinierungsstelle EG der Wissenschaftsorganisationen (KoWi) zeigte europäische Fördermöglichkeiten auf. Die Geförderten selbst gestalteten das Treffen mit der traditionellen Emmy Noether-Lecture, diesmal zu „Die Audibilität der unhörbaren Musik. Musica mundana und Musik der Engel“, und mit einem Vortrag dazu, wie Textanalyse und Mathematik zusammenpassen. Letzterer fügte sich in die von den Geförderten selbst initiierte Veranstaltung „Die Emmy Noether-Identität“, in der die wissenschaftliche, hochschulpolitische und soziale Komponente und mögliche Aktivitäten der Geförderten im Mittelpunkt standen.
Das nach der Mathematikerin Emmy Noether (1882-1935) benannte Programm der DFG ermöglicht exzellenten Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforschern den Weg zu früher wissenschaftlicher Selbstständigkeit. Seit Einrichtung des Programms im Jahr 1999 wurden bislang 441 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefördert.