Mittwoch, 23. Februar 2011, von 19.00 bis 20.00 Uhr unter www.plastische-chirurgie.de
Fragen zu handchirurgischen Eingriffen. In seiner langjährigen Praxis befasste sich Prof. Schaller, der parallel Präsident der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) ist, intensiv mit den komplexen Operationen der Hand. Der Direktor der Klinik für Hand-, Plastische-, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie an der BG-Unfallklinik in Tübingen hat sich außerdem auf die Nerven-Rekonstruktion, also das Vernähen verletzter oder gekappter Nervenstränge spezialisiert.
Die Hände, die nur einen kleinen Teil des menschlichen Körpers ausmachen, brauchen besondere chirurgische Aufmerksamkeit. "Interdisziplinär" ist in der Handchirurgie keine bloße Forderung - sie ist es bereits per Definition. Bei angeborenen Fehlbildungen (sechster Finger), Unfällen (Bandriss am Daumen) chronischen (Arthrose) oder funktionellen Erkrankungen (Karpaltunnelsyndrom) sind neben chirurgischen auch orthopädische und neurologische Kenntnisse nötig. Da ein Großteil der Sehnen, Nerven und Blutgefäße aus dem Arm in die Hand verlaufen, ist der Einsatzbereich außerdem nicht auf die Hand beschränkt.
Ohne die Entwicklungen in der Mikrochirurgie wäre die Handchirurgie heute nicht vorstellbar. Auf kleinstem Raum stellt der Operateur die Funktion des komplexen Organs wieder her. Dichte Feinstrukturen wie Sehnen, Nerven und Blutgefäßen spielen in der Hand eine wesentlich stärkere Rolle als im Bereich anderer Körperregionen. Denn schon der kleinste Defekt an einer Fingerwurzel, die leichte Entzündung eines Gelenks bedroht die Funktion des empfindlichen Tast- und Greifsystems, das den Menschen sein ganzes Leben lang ausmacht.
Dass ein abgetrennter Finger nach einem Unfall möglichst schnell gekühlt und steril verpackt werden muss, ist mittlerweile bekannt. Innerhalb von 24 Stunden kann ein Finger, innerhalb von acht Stunden ein Arm wieder angenäht werden. Doch selbst wenn der abgetrennte Teil nicht mehr zur Verfügung steht, kann die Handchirurgie helfen. Die Nachricht "Zeh als Daumen angenäht" sorgt zwar oft noch für Verwunderung, der Eingriff ist jedoch dank mikrochirurgischer Wiederherstellungs-Methoden nicht mehr so exotisch wie noch vor 30 Jahren.