Der Bedarf an Informationen über die Qualität medizinischer Leistungen ist bei Patienten groß. Verlässliche Auskünfte zu erhalten, ist allerdings derzeit noch schwer. Regional gibt es – auf freiwilliger Basis und mit unterschiedlicher Aussagekraft – interne medizinische Qualitätsdaten, etwa in Hamburg, Berlin und im Ruhrgebiet. Die Qualitätsberichte hingegen, welche Kliniken seit 2005 alle zwei Jahre veröffentlichen müssen, sind bisher in erster Linie eine Auflistung von Betten-, Personal- und Fallzahlen oder apparativer und therapeutischer Ausstattung. Angaben zur Qualität der Leistungen sind darin noch kaum enthalten.
Der Qualitätsbericht 2007 legt nun – zunächst für eine Auswahl von Leistungen – Daten offen, die eine direkte Beurteilung der Behandlung ermöglichen sollen. Zu den zehn berücksichtigten Versorgungsbereichen gehören unter anderem der Einsatz von Herzschrittmachern, die Entfernung der Gallenblase, Hüft- und Kniegelenks-Prothesen oder Halsschlagaderoperationen.
Für die einzelnen Eingriffe sind so genannte Qualitätsindikatoren festgelegt, die Rückschlüsse auf den Erfolg der Behandlung erlauben. So wird festgehalten, ob und wie häufig es zum Beispiel nach einem Kniegelenksersatz zu ungeplanten Folgeoperationen kam, ob Infektionen im Operationsbereich auftraten oder wie die Gelenkbeweglichkeit bei Entlassung war.
Die Daten stammen aus der bundesweit erhobenen externen Qualitätssicherung. Klinikinterne Ergebnisse müssen jetzt vollständig und in einer für den Patienten verständlichen Form veröffentlicht werden. „Dadurch wird die Autonomie des Patienten gestärkt und ihm eine partnerschaftliche Entscheidungsfindung ermöglicht“, sagt Professor Dr. med. Hartwig Bauer, Generalsekretär der DGCH. „Für die Kliniken werden die Chirurgie und die chirurgische Leistung zu einer „Marke“, mit der sie auch für sich werben können.“
Eine der größten Herausforderungen besteht darin, über eine sogenannte Risikoadjustierung eine Verzerrung der Daten zu vermeiden: „Der Behandlungserfolg einer Klinik in einem Versorgungsbereich ist immer auch von ihrem Behandlungsprofil abhängig“, erläutert Professor Bauer. Kliniken, in denen viele schwierige Fälle behandelt würden, bekämen schließlich andere Ergebnisse als jene, in denen ausschließlich leichtere Fälle behandelt würden. „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass Kliniken nicht auf komplizierte Patienten und schwierige Behandlungen verzichten, um ihre Statistik zu verbessern“, so Bauer.
Dass bei den Patienten tatsächlich Bedarf an verlässlicher Information besteht, bestätigt auch eine aktuelle Befragung unter 2.000 Krankenversicherten. Diese ergab, dass sich Patienten bei der Wahl eines Krankenhauses vorwiegend auf drei Informationsquellen stützen. Am stärksten gefragt war nach wie vor der Hausarzt, dessen Empfehlung auch am meisten Bedeutung beigemessen wird. Das Internet mit den Qualitätsberichten kommt nach persönlichen Empfehlungen durch Patienten, Angehörige und Freunde an dritter Stelle.
Zu den wichtigsten Auswahlkriterien zählten demnach der gute Ruf einer Klinik und die Fallzahl. Die Kliniken werden ihre Qualitätsberichte in der neuen Form bis zum 30. November 2007 veröffentlichen.