Da Menschen immer länger leben, haben wir es bereits heute, aber in Zukunft noch deutlicher mit ganz neuen Volkskrankheiten zu tun. Schon heute erleiden Menschen in Deutschland häufiger einen Schlaganfall als einen Herzinfarkt. Neben dem Hirnschlag stehen auch immer mehr Krankheiten wie Demenz - aber auch Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Schwindel - im Mittelpunkt der medizinischen Versorgung. Dies stellt die Neurologie medizinisch, aber auch strukturell vor neue Herausforderungen. Aufgrund dieser Veränderungen haben Neurologen als Akut- und vor allem Intensivmediziner ihren festen Platz in den Kliniken. "Die Neurologie ist heute ein Akutfach! Im Vergleich zu den 1990er Jahren behandeln wir in Ulm heute sechsmal so viele Schlaganfallpatienten stationär, die Zahl der durchgeführten Lysebehandlungen hat sich im gleichen Zeitraum verzehnfacht", ermahnt Prof. Dr. Albert Ludolph, Kongresspräsident des 84. Jahreskongress der DGN, Politik und Gesellschaft, diese Herausforderungen nicht zu unterschätzen.
Neurologie kein Nischenfach mehr!
Bereits heute hat sich die Neurologie zu einem der großen Fächer in der Medizin entwickelt: Die Zahl der registrierten Fachärzte für Neurologie hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. Doch auch die Anzahl der neurologischen Patienten ist gestiegen - sie hat sich in den letzten 15 Jahren verdoppelt. Hinzu kommt, dass viele Neurologen in den nächsten Jahren aufgrund ihres Alters aus dem Berufsleben ausscheiden werden. Eine andere Facharztgruppe, die der Nervenärzte, wird es in Zukunft gar nicht mehr geben. "Allein um dem Mangel durch ausscheidende Kollegen Rechnung zu tragen, müssten wir mindestens 25 Prozent mehr junge Neurologen jedes Jahr ausbilden. Wenn wir gleichzeitig auch den steigenden Anforderungen durch unsere alternde Gesellschaft gerecht werden wollen - müssen es 50 Prozent mehr sein", unterstreicht Prof. Dr. Wolfgang Oertel die Nachwuchsproblematik.
Neurologen bewegen was!
Doch Neurologen sehen sich nicht nur mit immer mehr Patienten konfrontiert - Sie können diesen auch immer besser helfen. Gerade bei Alzheimer und Parkinson stehen neurologische Wissenschaftler kurz davor, diese Erkrankungen bereits in frühen Jahren zu diagnostizieren und somit präventive Maßnahmen und neue Therapieansätze zu entwickeln. "Ich bin zuversichtlich, dass wir in naher Zukunft geeignete Biomarker für Parkinson und Alzheimer entdecken werden. Damit könnten wir Medikamente testen mit dem Ziel, den Beginn dieser Erkrankungen um 5 bis 10 Jahre hinauszögern", macht Prof. Ludolph in medizinischer, aber auch ökonomischer Sicht Hoffnung. Denn die Kosten für Erkrankungen des Zentralnervensystems schätzten Experten für das Jahr 2010 auf etwa 800 Milliarden Euro - ein Betrag in etwa so groß wie der europäische Euro-Rettungsschirm.
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