Viele Experten verfolgen heute das Konzept der "gemischten Demenz", also die Vorstellung, dass sowohl krankhaft veränderte Blutgefäße als auch Amyloid-Plaques sowie die das Tau-Protein enthaltenden neurofibrillären Bündel an der Entstehung einer Demenz teilhaben. "Diese neue Sichtweise rückt neben der Suche nach einer Therapie die Prävention in den Mittelpunkt", erklärt Prof. E. Bernd Ringelstein aus Münster.
Immer mehr Menschen leben immer länger. Doch unsere alternde Gesellschaft stellt die medizinische Wissenschaft auch vor große Herausforderungen: Bereits heute leiden etwa 1,3 Millionen Deutsche an einer Demenz - Tendenz stark steigend.
Unter den neurodegenerativen Erkrankungen ist die Alzheimer-Krankheit mit weltweit etwa 18 Millionen Betroffenen am häufigsten. Sie macht dem alternden Menschen am meisten Angst. Während Erkrankte zunächst noch kleine Fehlleistungen des Gedächtnisses als Unaufmerksamkeiten abtun, droht vielen in der Folge der schleichende Zerfall der eigenen Identität. Noch bis vor einigen Jahren machten Ärzte vor allem arteriosklerotisch veränderte Blutgefäße im Gehirn für die nachlassenden kognitiven Leistungen verantwortlich, allgemein als "Verkalkung" des Gehirns bezeichnet. Als Wissenschaftler dann in den Nervenzellen von Alzheimer-Patienten spezielle Eiweißablagerungen (Amyloid-Plaques) vorfanden, glaubte man, dem Geheimnis der Demenz endgültig auf die Schliche gekommen zu sein.
Lüften Nonnen das Geheimnis der Demenz?
"Eine berühmte Langzeituntersuchung mit amerikanischen Nonnen zwang uns Neurologen, in der Demenzforschung erneut umzudenken", erklärt Prof. E. Bernd Ringelstein, Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Münster. "Die Ergebnisse zeigten, dass Amyloidablagerungen in den Nervenzellen nicht allein für den Verfall der kognitiven Leistungen verantwortlich sein konnte." Viel wahrscheinlicher ist, dass Demenzen multifaktoriell, d.h. durch eine Kombination mehrere Ursachen verursacht sind. Zweifel an der Annahme, Amyloid-Plaques seien die einzige Ursache der Alzheimer-Krankheit, bedeute einen Paradigmenwechsel, so Ringelstein.
Hochkarätiges Programm auf dem Präsidentensymposium
Das Präsidentensymposium am Donnerstag stellt die Ursachen neurodegenerativer Erkrankungen in den Mittelpunkt. Internationale Experten diskutieren hier den neuesten Stand Ihrer Forschung zur Rolle der krankhaften Proteinansammlungen bei der Entstehung von Alzheimer und anderen neurodegenerativen Erkrankungen. Teilnehmen wird unter anderen Prof. Colin Masters von der Universität Melbourne, der seit über 30 Jahren die Rolle des Beta-Amyloids bei der Alzheimer-Erkrankung untersucht, sowie Prof. Brad Hyman, der Direktor des Alzheimer's Disease Research Center am MassGeneral Institute for Neurodegenerative Disease (Harvard Medical School, Boston). Er wird die klinische Bedeutung der vorgestellten Ergebnisse einordnen und sich zu Möglichkeiten der klinischen Therapie und Prävention neurodegenerativer Erkrankungen äußern.
Hinweis für die Medien
- Das Konzept der "gemischten Demenz" und die Möglichkeit präventiver Maßnahmen sind ein Schwerpunkt der Pressekonferenz für Publikumsmedien am Donnerstag den 29. September von 9:45-10:45 Uhr.
- Die Ursachen Neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer und ihre klinischen Auswirkungen sind auch das Thema des Präsidentensymposiums unter Vorsitz des Kongresspräsidenten Prof. Dr. Albert Ludolph auf dem Neurologenkongress am Donnerstag dem 29. September von 15:00-18:00 Uhr.
- Eine Vorschau auf das Präsidentensymposium wird Prof. Ludolph bereits am Mittwoch den 28. September im Rahmen der Auftakt-Pressekonferenz von 10:30-11:30 geben.
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