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Neue Studie: Neurologen behandeln bis zu 2,8 Millionen Patienten pro Jahr – die Neurologie wächst so schnell wie kein anderes Fach

(lifePR) (Berlin, )
Eine noch unveröffentlichte Studie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) zeigt, dass Neurologen bis zu dreieinhalb Mal so viele Patienten behandeln wie in manchen Statistiken registriert. Obwohl überwiegend Neurologen Schlaganfälle behandeln, taucht dieses Krankheitsbild in der üblichen Einteilung nach Fachdisziplinen nicht unter dem Stichwort „Erkrankungen des Nervensystems“ auf. Das Gleiche gilt für Kopfschmerzen, Demenzen oder Bandscheibenvorfälle. „Neurologen schuften sozusagen unter Tage, aber über Tage werden sie zu wenig wahrgenommen“, sagte Professor Ralf Gold, Direktor des Neurologischen Universitätsklinikums in der Ruhr‐Metropole Bochum und erster Vorsitzender der DGN, heute zur Eröffnung des Neurologenkongresses in Düsseldorf. „Dabei ist die Neurologie die derzeit am schnellsten wachsende medizinische Disziplin“, so Ralf Gold weiter.

Neurologie auf der Überholspur: mehr als sechs Prozent Wachstum pro Jahr

Mit über sechs Prozent wuchs die Neurologie im Jahr 2014 am stärksten unter allen medizinischen Fächern. Die Bundesärztekammer registrierte Ende 2014 erstmals mehr als 6000 Neurologinnen und Neurologen, genau: 6095. 27 Prozent davon sind im niedergelassenen Sektor tätig, 68 Prozent in Kliniken, die übrigen in anderen Bereichen. Die Neurologie hat mit diesem starken Wachstum nun die Urologie (5635 Fachärzte), die Dermatologie (5652) und die HNO‐Heilkunde (6083) überholt. Die Anzahl der Neurologen hat sich in etwa 20 Jahren verfünffacht (1993: 1270). Auch der Nachwuchs glänzt laut Bundesärztekammer mit Allzeithochs: Erstmals wurden in einem Jahr mehr als 500 neue Fachärzte für Neurologie zugelassen, darunter 60 Prozent Frauen.

Die Statistik kann trügen

Die internationale statistische Klassifikation der Krankheiten heißt ICD‐10. Sie wird häufig zur Erfassung von Krankheitszahlen herangezogen, etwa, wenn es um die Verteilung von Geldern für Wissenschaft, Therapie oder Prävention geht. Im Kapitel G des ICD‐10, die „Erkrankungen des Nervensystems“ sind lediglich 385 neurologische Diagnosen verzeichnet. In Wirklichkeit behandeln Neurologen aber doppelt so viele, nämlich 734, wie eine aktuelle Analyse von der Universitätsklinik in Marburg unter Leitung von Professor Richard Dodel (Neurologie) und Privatdozent Jens‐Peter Reese (Sozialmedizin) im Auftrag der DGN jetzt zeigt. An weiteren 280 Diagnosen sind Neurologen häufig beteiligt. Das kann möglicherweise Statistiken verzerren: Während nach dem Kapitel G jährlich gerade einmal 0,75 Millionen sogenannte Krankenhausentlass‐Diagnosen unter „Erkrankungen des Nervensystems“ gezählt werden, sind es bei Einschluss aller ICD‐Kapitel bis zu 2,8 Millionen. Bei der Todesfälle‐Statistik ergibt sich ein noch drastischere Verschiebung: Laut ICD‐ 10 Kapitel G sind es jährlich 23.766 Todesfälle – angepasst sind es hingegen bis zu bis zu 130.400. Würden allein die Gefäßkrankheiten wie Schlaganfälle, die überwiegend von Neurologen behandelt werden, berücksichtigt, erhöhten sich auch die neurologischen Krankheitskosten in Deutschland von ca. 10,5 auf 18,3 Milliarden Euro. Krankheitskosten entscheiden nicht selten über die Verteilung von öffentlichen Forschungsgeldern.

„Hamsterradeffekt“: immer weniger Geld, immer weniger Versorgung

Regelmäßig führt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie eine Strukturdatenumfrage in neurologischen Kliniken durch: Danach stieg die Anzahl der Fälle neurologischer Patienten um zehn Prozent zwischen 2009 und 2013. Gleichzeitig sank die Verweildauer im Krankenhaus auf zuletzt 6,5 Tage pro Fall – das ist um 13 Prozent kürzer als noch 2007. Im selben Zeitraum ging der Erlös pro Fall leicht, aber stetig zurück. „Hier handelt es sich um einen Hamsterradeffekt“, so Gold. Weil sich die zukünftigen Fallpauschalen – also die Einnahmen pro Fall – an den aus der Not geborenen sinkenden Kosten orientieren, gibt es bei der nächsten Fallpauschalen‐Berechnung wieder weniger Geld pro Fall. „Sinkende Behandlungskosten durch Rationalisierungen führen damit auf Dauer zu deutlichen Risiken in der Versorgungsqualität“, warnt Professor Ralf Gold.

Die neurologische Versorgung ist in der alternden Gesellschaft essenziell

„Trotz steigender Facharztzahlen muss das Wachstum der Neurologie noch dynamischer werden, damit wir die Versorgung der Bevölkerung gewährleisten können“, fordert Ralf Gold. Er nennt mehrere Faktoren: Mit der demografischen Entwicklung und der alternden Bevölkerung gilt es, immer mehr Schlaganfälle, Demenzen oder andere neurodegenerative Erkrankungen zu behandeln. Laut Strukturdatenerhebung der DGN war in 81 Prozent der 222 befragten neurologischen Kliniken der ischämische Schlaganfall, also derjenige Schlaganfall aufgrund eines Gefäßverschlusses, die häufigste Diagnose. Dazu kommen weitere Altersleiden, zum Beispiel viele Fälle von Schwindelsyndromen und chronischen Schmerzen im Alter. „Die Neurologie ist schon heute eine der tragenden Säulen in der Altersmedizin: Zwei Drittel aller Diagnosen haben mit dem Kopf zu tun, sind neurologisch oder psychiatrisch“, so Gold.

In den 90er‐Jahren hatte sich die Neurologie von einem Diagnosefach zu einer aktiv therapeutischen Disziplin entwickelt. Dafür verantwortlich waren unter anderem die Stroke Units. Das sind spezialisierte Einheiten, in denen Neurologen gemeinsam mit Neuroradiologen heute mehr als 100.000 Schlaganfallpatienten pro Jahr mit modernsten Methoden behandeln. Dies rettet vielen zehntausend Menschen das Leben oder erspart ihnen schwerste Behinderungen. Der Schlaganfall ist dank neurologischer Tätigkeit längst kein Todesurteil mehr wie noch vor 20 oder 30 Jahren. Neurologen haben sich dadurch auch fest in der Notfall‐ und Intensivmedizin etabliert und sind aus diesem klinischen Funktionsbereich nicht mehr wegzudenken.

Die Erforschung des Gehirns bringt neue Therapien für mehr Lebensqualität

Mit der Erforschung der Krankheiten des Gehirns entstanden laufend neue Therapien: Zusammen mit Partnerdisziplinen wie Neurochirurgie und Neuroradiologie lassen sich heute Parkinson‐ Patienten mit Hirnschrittmachern versorgen, Blutgerinnsel in den Gehirnarterien minimalinvasiv entfernen oder Epilepsie‐Patienten am Gehirn operieren. Neue Medikamente verbessern für viele Patienten mit Multipler Sklerose, Schlaganfall, Epilepsie oder Parkinson die Lebensqualität und verlängern die Lebenszeit.

Neue Aufgaben für die Neurologie: Hirntod‐Diagnostik und Palliativmedizin

Die Neurologie ist seit dem 6. Juli 2015 mit einer weiteren Aufgabe in die Verantwortung genommen: Seitdem sieht die neue Richtlinie zur Hirntoddiagnostik vor, dass einer der beiden unabhängig voneinander diagnostizierenden Ärzte, die den Hirntod feststellen, ein Facharzt entweder für Neurologie oder für Neurochirurgie sein muss. In einem weiteren Bereich, der bisher ein Schattendasein führt, wird die Neurologie in Zukunft deutlich stärker gebraucht werden: in der Palliativmedizin. Patienten, die nicht mehr heilbar sind und sich in ihren letzten Lebensmonaten befinden, können Neurologen die Zeit bis zum Lebensende erleichtern – ein Bereich, in dem die Neurologie noch unterrepräsentiert ist und aus schierem Personalmangel deutlich weniger erreicht als möglich wäre. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie und die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin arbeiten aus diesem Grund an einem gemeinsamen Plan, um diese Situation zu verbessern.

Quellen
  • Ärztestatistik der Bundesärztekammer, April 2015, www.baek.de
  • Reese, JP et al. Die Bedeutung neurologischer Erkrankungen in Deutschland. Welchen Einfluss haben unterschiedliche Krankheitseinteilungen mittels ICD‐10 auf die Darstellung der Krankheitslast? Ein Bericht für die Deutsche Gesellschaft für Neurologie, 2015, unveröffentlicht
  • Schroeter, M et al. Ergebnisse der Erhebung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie zur Struktur der neurologischen Kliniken der Akutversorgung, Aktuelle Neurologie 2015; 42: 72–79
Ansprechpartner für die Medien
Prof. Dr. med. Ralf Gold
Ruhr‐Universität Bochum
Direktor der Neurologischen Klinik Gudrunstraße 56, 44791 Bochum
Tel.: +49 (0) 234 509 2411
E‐Mail: gold@dgn.org

Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
Frank Miltner, c/o albertZWEI media GmbH, Englmannstr. 2, 81673 München
E‐Mail: presse@dgn.org, Tel: +49 (0) 89 46148622
Pressesprecher: Prof. Dr. med. Hans‐Christoph Diener, Essen

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren rund 8000 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort‐ und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin.
www.dgn.org

1. Vorsitzender: Prof. Dr. Ralf Gold,
2. Vorsitzender: Prof. Dr. Martin Grond
3. Vorsitzender: Prof. Dr. Gereon R. Fink,
Geschäftsführer: Dr. rer. nat. Thomas Thiekötter

Geschäftsstelle
Reinhardtstr. 27 C, 10117 Berlin, Tel.: +49 (0) 30 531437930, E‐Mail: info@dgn.org
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