In den kommenden Jahren werden Erkrankungen wie Schlaganfall und Demenz neue Anforderungen an die Neurologie stellen. Die Neurogeriatrie wird zukünftig einen noch größeren Stellenwert haben. Hinzu kommt, dass viele praktizierende Nervenärzte aus dem Berufsleben ausscheiden werden. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, müssten 200 Neurologen pro Jahr mehr ihre Facharztprüfung bestehen, erläuterte Prof. Oertel. Ein Schlüssel zur Lösung des Problems sei es, den Beruf vor allem für junge Ärztinnen wieder attraktiver zu machen. Den zunehmenden Anteil der Frauen in der Neurologie müsse man anerkennen und begrüßen. Deshalb sei es wichtig, Strukturen zu schaffen, die es dem neurologischen Nachwuchs ermögliche, Familie und Karriere besser zu vereinbaren.
Junge Neurologen knüpfen Netzwerk für den Nachwuchs
Für die Förderung dieses viel beschworenen Nachwuchses setzen sich vor allem die Jungen Neurologen ein, die auf dem diesjährigen Jahreskongress der DGN sehr präsent waren. Indem sie interessierten Medizinstudenten einen Einblick in das Fach verschaffen und junge Assistenzärzte in Fragen der Weiterbildung und Karriere beraten, knüpfen sie ein Netzwerk, das es allen Beteiligten ermöglicht, den Problemen des Faches besser zu begegnen. „Für mich war die diesjährige DGN-Tagung ein voller Erfolg, da man spüren konnte, dass alle das Problem der Nachwuchsförderung erkannt haben – und nun gemeinsam angehen wollen. Das ist ein zentrales Thema der Jungen Neurologen“, resümierte Dr. Martin Wolz, Sprecher der Jungen Neurologen, seine Erfahrungen auf dem Neurologenkongress.
Nobelpreisträger Prof. Edelman erklärt Entstehung von Gehirn und Bewusstsein
Neben den berufspolitischen Diskussionen stand das breite Angebot an wissenschaftlichen Vorträgen und Symposien im Mittelpunkt des größten deutschsprachigen Neurologenkongresses: Während aktuelle Neuerungen in der Diagnostik und Therapie von Erkrankungen wie Schlaganfall und Alzheimer im Mittelpunkt vieler Symposien standen, war der Vortrag von Nobelpreisträger Prof. Gerald Edelman aus San Diego vor annähernd 800 Zuhörern ein Höhepunkt. Der Neurowissenschaftler berichtete von seiner Theorie der neuronalen Gruppenselektion und erklärte, dass auch das menschliche Gehirn und Bewusstsein Ergebnis einer evolutionären Selektion sei. „Das Gehirn ist kein Computer, sondern eher ein Dschungel“, illustrierte Edelman seine Theorie.
Zudem sorgten auf dem diesjährigen Präsidentensymposium renommierte Referenten wie Colin Masters und Bradley Hyman aus den USA sowie Peter Heutink aus Amsterdam für großen Andrang. Sie brachten die anwesenden Neurologen auf den neuesten Stand in der Erforschung der neurodegenerativen Erkrankungen.
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