Blutgerinnsel, die durch die Verstopfung eines Hirngefäßes einen Schlaganfall auslösen, können mit Hilfe einer intravenösen Thrombolyse aufgelöst werden. Wenn die Gerinnsel allerdings sehr groß sind, ist diese Behandlung oft nicht erfolgreich. Hier kommen seit einigen Jahren Spezialkatheter zum Einsatz, mit deren Hilfe die Blutgerinnsel entfernt werden. Wie aktuelle Studien zeigen, hat eine neue Generation dieser Thrombektomiesysteme („Clot Retriever“) die Erfolgsrate dieses Eingriffs verbessert und die Sterberate halbiert. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) rechnen damit, dass die Katheterbehandlung künftig häufiger zum Einsatz kommen wird.
Etwa neun von zehn Schlaganfällen werden von Blutgerinnseln verursacht, welche die Blutgefäße verstopfen und die Blutversorgung zu den entsprechenden Hirnarealen abbrechen. „Häufig handelt es sich um Blutgerinnsel, die nicht in den Hirnarterien selbst entstehen, sondern sich in der Hauptschlagader, den Halsgefäßen oder im Herz gebildet haben und dann in die Hirnarterie gespült werden", erläutert DSG-Sprecher Professor Dr. med. Joachim Röther, Chefarzt der Neurologischen Abteilung an der Asklepios Klinik Altona in Hamburg. „Sind diese Gerinnsel groß, so reicht die herkömmliche gerinnselauflösende Therapie, die Thrombolyse, nicht aus. In diesem Fall kann der Blutpfropfen mit einem Spezialkatheter, der von der Leiste aus über die Halsschlagader vorgeschoben wird, geborgen und vorsichtig über die Leiste nach außen transportiert werden."
Seit 2004 ist in den USA ein solcher Bergungskatheter, der „Merci Retriever", zugelassen. Er wurde auch in Deutschland an einigen Kliniken eingesetzt. „Die Ergebnisse waren jedoch nicht befriedigend", erläutert Professor Dr. med. Hans-Christoph Diener, DGN-Pressesprecher und Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen. „Nur etwa ein Viertel der behandelten Patienten konnte ohne wesentliche Behinderungen nach Hause entlassen werden. Die anderen starben oder mussten später in Pflegeheime verlegt werden." Der „Merci Retriever" habe sich deshalb niemals so recht durchsetzen können. Eine neue Generation von „Clot Retrievern" verspricht jetzt wesentlich bessere Ergebnisse. Wie beim „Merci Retriever" schiebt der behandelnde Arzt zunächst einen Führungsdraht über einen Katheter durch das Gerinnsel. Der Unterschied: Beim „Merci Retriever" wickelte sich der Draht vor dem Gerinnsel zu einer Spirale auf. „Der Draht zog den Thrombus im Idealfall wie ein Korkenzieher zurück, allerdings gab es vereinzelt Blutungskomplikationen durch Gefäßwandverletzungen", erklärt Professor Dr. med. Bernd Eckert, Leiter der Neuroradiologischen Abteilung der Asklepios Klinik Altona und Präsident des Berufsverbands der Deutschen Neuroradiologen. Bei den neuen „Clot Retrievern" entfaltet sich dagegen direkt im Gerinnsel ein Maschendrahtröhrchen. Dieser Stent presst sich gegen die Gefäßwand und ergreift auf diese Weise das Gerinnsel in seiner ganzen Länge. Zusammen mit dem Stent zieht der Neuroradiologe den Blutklumpen zurück und saugt das Gerinnsel über den Katheter ab. „Die Blutgerinnsel lassen sich damit wesentlich leichter und komplikationsärmer als Ganzes entfernen als mit dem ‚Clot Retriever' der ersten Generation", fasst Professor Eckert zusammen.
Zwei Hersteller haben einen solchen „Stent Retriever" entwickelt und in klinischen Studien getestet. Beide lieferten sehr vielversprechende Ergebnisse. Der „Solitaire Retriever" konnte bei Schlaganfallpatienten die Durchblutung mehr als doppelt so häufig wieder herstellen als der „Merci Retriever" (83 versus 48 Prozent): Die Rate der Blutungskomplikationen war mit dem „Stent Retriever" deutlich niedriger (2 versus 11 Prozent). Die Sterberate der Patienten halbierte sich auf diese Weise (17 versus 38 Prozent). Die Studie wurde aufgrund dieser positiven Ergebnisse vorzeitig beendet. Auch der „Trevo Pro Retriever" war in einer Vergleichsstudie dem „Merci Retriever" überlegen. Deutlich mehr Patienten verließen die Klinik ohne wesentliche Behinderungen (40 versus 22 Prozent).
Beide Katheter wurden mittlerweile in den USA und in Europa zugelassen. „Aufgrund der Effektivität und einer niedrigen Komplikationsrate sind sie eine echte Verbesserung", sagt Professor Röther. Bevor die neuen Kathetersysteme allerdings flächendeckend eingesetzt werden, müssen Vergleichsstudien mit der herkömmlichen systemischen Thrombolyse zeigen, dass sie sicher und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit effektiver sind. Drei randomisierte Studien dieser Art werden in Kürze beginnen. Bis dahin bleibt die Thrombolyse die Therapie der ersten Wahl beim Schlaganfall, und die Katheterlyse bleibt Patienten mit Blutgerinnseln in den großen Hirnarterien vorbehalten.
Quellen:
Saver, Jeffrey L. et al.: Solitaire flow restoration device versus the Merci Retriever in patients with acute ischaemic stroke (SWIFT): a randomised, parallel-group, non-inferior ity trial
The Lancet. published online August 26, 2012
http://www.thelancet.com/...
Nogueira, Raul G. et a.l: Trevo versus Merci retrievers for thrombectomy revascularisation of large vessel occlusions in acute ischaemic stroke (TREVO 2): a randomised trial, The Lancet. published online August 26, 2012
http://www.thelancet.com/...
Fachlicher Kontakt bei Rückfragen
Prof. Dr. med. Joachim Röther
2. Vorsitzender und Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Chefarzt der Neurologischen Abteilung
Asklepios Klinik Altona
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22763 Hamburg
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E-Mail: j.roether@asklepios.com
Prof. Dr. med. Bernd Eckert
Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Neuroradiologen (BDNR)
Ltd. Arzt Neuroradiologie
Asklepios Klinik Altona
Paul-Ehrlich-Str. 1
22763 Hamburg
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E-Mail: b.eckert@asklepios.com
Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener
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Direktor der Klinik für Neurologie
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45122 Essen
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