Lebensbedrohliche Verläufe rechtzeitig erkennen
Eine Herzmuskelentzündung entsteht, wenn bei einem Virusinfekt der Atemwege oder des Magen-Darm-Trakts die Viren auch in den Herzmuskel eindringen. "Es ist davon auszugehen, dass bis zum 15. Lebensjahr bei etwa zehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen eine Myokarditis abgelaufen ist", berichtet der Kinderkardiologe Prof. Dr. med. Herbert E. Ulmer vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. In 80 bis 90 Prozent der Fälle verläuft eine Herzmuskelentzündung jedoch mild und wird oft gar nicht bemerkt. Diese "subklinische" Myokarditis heilt auch ohne Behandlung meist komplett aus. Allerdings erkranken in Deutschland jährlich rund 3.500 Kinder und Jugendliche so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen. Bei solch heftigen und mitunter lebensbedrohlichen Verläufen kann es zu Herzschwäche, Atemnot und Herzrhythmusstörungen bis hin zum plötzlichen Herztod kommen. Daher ist es wichtig, eine Herzmuskelentzündung rechtzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln. Im übertragenen Sinne ist es die Aufgabe des Arztes, "in einer Herde von Pferden nicht das Zebra zu übersehen", wie Prof. Ulmer betont.
Sport ist nach einer Herzmuskelentzündung tabu
Gefährlich ist eine Herzmuskelentzündung auch deshalb, weil sie chronisch werden kann. In etwa jedem dritten Fall gelingt es dem Körper nicht, die Entzündung im Herzmuskel komplett zu stoppen. Es kann zur Narbenbildung und in der Folge zu Herzrhythmusstörungen kommen. In schweren Fällen bleibt die Pumpleistung des Herzens auch auf Dauer geschwächt bis hin zur Herzinsuffizienz. Daher sollten betroffene Kinder während der akuten Erkrankung im Bett bleiben und auch nach einer überstandenen Myokarditis mindestens sechs Wochen lang auf Sport und schwere körperliche Belastungen verzichten. Leistungssport sollte nach einer schweren Myokarditis auch auf Dauer unterbleiben.
Gut informiert ins Gespräch mit dem Arzt
Je besser Eltern über die Anzeichen und die verschiedenen Verläufe einer Myokarditis Bescheid wissen, umso besser können sie die ärztliche Behandlung unterstützen. Wie zeigt sich die Erkrankung bei Babys und Kleinkindern? Welche Diagnosemöglichkeiten gibt es? Was bedeutet es, wenn die Entzündung chronisch wird? Die Herzstiftung informiert in dem Ratgeber ausführlich und verlässlich über die verschiedenen Formen der Myokarditis sowie deren Behandlung und Prognose. Zusätzlich bietet der Band hilfreiche Tipps, wie Eltern den Heilungsprozess unterstützen können.
Tipp: Der Ratgeber "Herzmuskelentzündung (Myokarditis) - eine oft unterschätzte Erkrankung des Herzens" (18 Seiten), verfasst von dem renommierten Kinderkardiologen Prof. Dr. Herbert E. Ulmer, kann kostenfrei telefonisch unter 069 955128400 und per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de bei der Herzstiftung angefordert werden.
Register zur Myokarditis bei Kindern und Jugendlichen - gefördert von der Herzstiftung Die Deutsche Herzstiftung fördert mit 100.000 Euro ein Register zur systematischen Diagnostik und Therapie der Myokarditis bei Kindern und Jugendlichen (Mykke). Das Mykke- Register ist ein Zusammenschluss von aktuell 17 Zentren (darunter Kinderherzzentren und Universitätskliniken) in Deutschland und wird vom Deutschen Herzzentrum Berlin koordiniert. Ziel ist es, mehr Aufschluss über die Häufigkeit der Myokarditis im Kindes- und Jugendalter pro Jahr zu erhalten. Dazu werden alle Patienten mit Verdacht auf Myokarditis in das Register aufgenommen. Auch sollen die Maßnahmen in Diagnostik (EKG, Echo, MRT, Herzkatheter/Biopsie) und Therapie erhoben werden. Da vor allem bei Kindern die Erkrankung häufig schwerer verläuft, soll untersucht werden, wie viele von ihnen dadurch im Verlaufe ihres Lebens eine Einschränkung ihrer Herzleistung erleiden oder sogar ein Herzunterstützungssystem bzw. eine Herztransplantation benötigen. Um eine möglichst vollständige Datensammlung auch im Verlauf der Erkrankung zu erreichen, werden neben Kinderherzzentren/Kinderkliniken auch niedergelassene Kinderkardiologen aus dem gesamten Bundesgebiet mit einbezogen. 190 Patienten hat das Register seit dem Start 2013 erfasst. Eine Publikation über die ersten Ergebnisse wurde eingereicht. Ansprechpartner: PD Dr. S. Schubert: sschubert@dhzb.de; PD Dr. D. Messroghli: dmessroghli@dhzb.de; www.mykke.de.