Kritische Prähospitalphase: Vorwissen bringt lebensrettenden Zeitgewinn
Nach den Ergebnissen der Münchener MEDEA-Studie* mit insgesamt 486 untersuchten Herzinfarktpatienten, mehrheitlich Männer (rund 75 %), kannten 476 Patienten mindestens eines von mehreren Herzinfarkt-Symptomen, die Mehrheit der Befragten ordnete richtigerweise Brustschmerzen als typisches Herzinfarkt-Symptom ein. 37 % der untersuchten Patienten alarmierten den Notarzt aufgrund von akuten Herzinfarkt-Beschwerden. „Herzinfarktpatienten mit ausreichendem Vorwissen über die Infarktbeschwerden haben eine 50 Prozent höhere Chance, die Klinik deutlich früher zu erreichen als Betroffene ohne dieses Wissen“, betont der Leiter der MEDEA-Studie, Prof. Dr. med. Karl-Heinz-Ladwig vom Helmholtz-Zentrum München und der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Klinikums rechts der Isar der TU München. So hatten sowohl Männer als auch Frauen mit Vorwissen über die Herzinfarkt-Symptome eine im Schnitt deutlich kürzere Verzögerungszeitspanne zwischen Herzinfarktereignis und Behandlung in der Klinik („Prähospitalphase“) als Betroffene ohne dieses Wissen: bei Männern lag sie im Schnitt bei 168 Minuten (mit Vorwissen) gegenüber 276 Minuten (ohne Vorwissen), bei Frauen bei 189 Minuten (mit Vorwissen) gegenüber 262 Minuten (ohne Vorwissen). „Wer die Herzinfarkt-Symptome kannte, stufte den Infarkt dann auch schneller als Risikoereignis ein und reagierte eher“, berichtet Prof. Ladwig.
Untypische Infarktbeschwerden: Mehr Aufklärung bei älteren Patienten und Frauen nötig
Die MEDEA-Studie zeigt auch, dass Patienten mit höherem Risiko für unklare Herzinfarktbeschwerden, die schwerer dem Herzen zuzuordnen sind (Übelkeit, Brechreiz, Schwächegefühl), auch zur Gruppe mit den höheren Zeitverlusten gehören und deshalb mehr Aufklärung benötigen. Das gilt laut MEDEA-Studie vor allem für ältere Patienten und Frauen. „Je älter die Herzinfarktpatienten, desto geringer ist der Anteil derjenigen mit spezifischen Symptomen wie Brustschmerz, Kurzatmigkeit, kalter Schweiß. Das trifft besonders für Frauen über 65 Jahre zu und sollte auch bei Vorsorgeuntersuchungen, Routinekontrollen beim Kardiologen oder in der Nachsorge in den Fokus rücken“, fordert Prof. Ladwig, der Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung ist.
*L. Albarqouni, et al./ Patients’ knowledge about symptoms and adequate behaviour during acute myocardial infarction and its impact on delay time, Patient Educ Couns (2016).
Tipp: Einen neuen Herznotfall-Ratgeber „Was tun im Notfall?“ (22 Seiten) mit einer Darstellung der Herzinfarkt-Alarmzeichen und Erläuterungen zur Wiederbelebung für Laien bietet die Deutsche Herzstiftung kostenfrei unter Tel. 069 955128-400 oder per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de an.
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