Krebs wird in den nächsten Jahrzehnten eine der häufigsten gestellten Diagnosen sein. Von dieser Krankheit werden mehr Menschen und ihre Familien betroffen sein als bisher.
Seit 1990 ist die Zahl der jährlichen Krebsneuerkrankungen um fast 30 % angestiegen (Männer: + 45 %, Frauen + 14 %), so dass im Jahr 2010 wahrscheinlich rund 450.000 Menschen neu an Krebs in Deutschland erkranken. Deren Zahl wird in den nächsten Jahrzehnten weiter erheblich ansteigen. Dies ist eine bisher stark unterschätzte, aber unausweichliche Herausforderung für das deutsche Gesundheitswesen. Es wird, wie sich das heute schon andeutet, eine intensive Auseinandersetzung über die Kosten der Versorgung in der Onkologie, aber in auch anderen Krankheitsbereichen geben.Die Entscheidungen zu den Konsequenzen aus dieser Tatsache werden im Wesentlichen von Menschen dominiert, die in der Regel nicht von der Krankheit betroffen sind oder nicht unmittelbar an der Behandlung der Krankheiten beteiligt sind. Eine alleinige Kostendiskussion und eine dazu nicht angemessene Nutzendiskussion führen jedoch schnell zur Rationierung und Bevormundung der Betroffenen. Die Deutsche Krebsgesellschaft setzt sich daher nachhaltig dafür ein, dass Voraussetzungen geschaffen werden müssen, die die Ergebnisse und den Erfolg von Krebsbehandlung angemessen aufzeigen können.
In Deutschland sind etwa 90 % der Bevölkerung in einer gesetzlichen Krankenversicherung versichert und der überwiegende Teil sogar pflichtversichert. Aus dieser gesetzlichen Pflicht ergibt sich das begründete Recht der Versicherten auf eine dem Stand der medizinischen Wissenschaft entsprechende Versorgung im Krankheitsfall. Leitet man daraus jedoch "nicht" gleichzeitig das Recht auf eine angemessene Förderung der medizinischen Wissenschaft ab, ist ein unzureichender oder nicht vorhandener Stand der medizinischen Wissenschaft zwar hilfreich einen reduzierten Mitteleinsatz zu begründen, reicht aber nach gesundem Menschenverstand nicht aus, dem Fürsorgeanspruch kranker Menschen innerhalb des Systems gerecht zu werden.
Die Deutsche Krebsgesellschaft fordert daher, den Mitteleinsatz zur Förderung der medizinischen Wissenschaft zu steigern und an den Zielvorgaben der in den Lissabon-Kriterien durch die Partner in der Europäischen Union festgelegten Ausgaben für Wissenschaft und Forschung in Höhe von 3 % des Bruttoinlandsproduktes je Partnerland anzustreben. Dies bedeutet für Deutschland konkret eine Steigerung der Ausgaben für Wissenschaft und Forschung um ca. 20 %.
Noch wesentlicher für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des deutschen Gesundheitswesens in der Onkologie ist ein angemessenes Qualitätsmanagement. Dieses lässt bereits nach derzeitigem Wissensstand und dessen konsequenter Umsetzung erhebliche Einsparungen in Milliardenhöhe zu. Dabei ist nicht die Organisation eines einzelnen Krankenhauses, einer einzelnen Praxis oder sonstigen Einrichtung der Versorgung gemeint. Die Behandlung von Krebspatienten, die zwingend in interdisziplinären und intersektoralen Konzepten mehrere Berufsgruppen realisiert werden muss, bedarf entsprechender Instrumente, die heute noch nicht vorhanden sind. Die Deutsche Krebsgesellschaft fordert daher die Umsetzung einer aussagekräftigen onkologischen Qualitätsberichterstattung für Leistungserbringer, Entscheidungsträger und Patienten in flächendeckend vorhandenen klinischen Krebsregistern und Implementierung der hieraus zu ziehenden Folgerungen in die Behandlung von Krebskranken.
All dies lässt sich nur mit qualifizierten, in der Behandlung von Krebskranken und Erforschung der Ursachen der Krebskrankheit, engagierten Menschen erreichen. Auch dieses Ziel erscheint gefährdet, da durch Abwanderung ins Ausland der berufliche Werdegang in Deutschland abgebrochen wird.
Wenn Krebspatienten in Zukunft nicht nur nach dem medizinischen Stand von gestern behandelt werden sollen, ist eine Neuorientierung durch Investitionen in unabhängige medizinische Wissenschaft und ein systemisches Qualitätsmanagement notwendig.
Hintergrundinformationen erhalten Sie unter: www.krebsgesellschaft.de