Damit ist die STIKO einer Aufforderung des Gemeinsamen Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen (GBA) nachgekommen, die aktuell vorliegenden Impfstoffstudien neu zu bewerten. Bereits im März 2007 hatte die STIKO erstmals eine Impfempfehlung für Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren ausgesprochen und damit Krankenkassen ab Juli 2007 zur Kostenübernahme gezwungen.
"Wir sind froh, dass mit der aktuellen Bewertung durch die STIKO ein unabhängiges, ausgewogenes und sehr differenziertes Gutachten vorliegt. Das Gutachten sollte helfen, den zuletzt nicht immer sachlich geführten Streit zwischen Wissenschaftlern und Medizinern über die Wirksamkeit der Impfung zu schlichten", erklärt Professor Matthias Beckmann, Vorstandsmitglied der Deutschen Krebsgesellschaft und Direktor der Universitäts-Frauenklinik in Erlangen. Beckmann hofft, dass durch das vorliegende Gutachten nun die Ärzteschaft geschlossen für die Impfempfehlung eintritt und damit verlorenes Vertrauen bei Mädchen und Frauen zurückgewinnt.
Dabei war auch zuletzt weniger die Wirksamkeit der Impfung in der Kritik als vielmehr die Kosten-Nutzen-Diskussion: Rund 480 Euro kosten die Impfstoffe derzeit pro Person - bei einmaliger Dreifachimpfung. Diesen Hauptkritikpunkt ließ aber auch die aktuelle Empfehlung der STIKO bewusst aus. Im Bulletin heißt es:
"Die Frage, ob die in der Öffentlichkeit geäußerte Kritik an dem Preis der Impfung berechtigt ist, kann durch die STIKO nicht beantwortet werden. Die Aufgabe der STIKO besteht in der Durchführung einer epidemiologischen Nutzen- Risiko-Bewertung und ausdrücklich nicht in der Beurteilung des Kosten-Nutzen- Verhältnisses. Es liegen jedoch Publikationen zur Beurteilung von Kosten- Nutzen-Relationen für die HPV-Impfung für unterschiedliche Länder vor (z. B.
UK, die Niederlande, Frankreich, Deutschland). Unabhängig davon wurde bislang in 19 europäischen Staaten eine HPV-Impfempfehlung eingeführt - die Kosten- Nutzen-Relation der Impfung wurde jeweils als positiv eingestuft. Dies gilt insbesondere für Länder, in denen der Zugang zu Impfungen über Schulimpfungsprogramme gewährleistet ist (z. B. Schweden, UK, die Niederlande)."
"Ich warne hier ausdrücklich vor einer verfrühten Kosten-Nutzen-Debatte, wenn es zunächst um den Impfschutz an sich geht", so der Erlanger Gynäkologe. Er verweist darauf, dass genau diese zuletzt undifferenzierte Diskussion der Impfung ein hohes Maß an Vertrauen gekostet habe. "Das eine Kosten-Nutzen- Debatte geführt werden muss, und eine Kostensenkung wünschenswert ist, ist selbstredend", so Beckmann.
Hintergrund: Heute besteht kein Zweifel mehr daran, dass einem Gebärmutterhalskrebs in der Regel eine, oft Jahrzehnte zurückliegende, Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) zugrunde liegt. Die HPV-Infektion, nicht die Krebserkrankung, ist sexuell übertragbar. Der Großteil aller Frauen wird im Laufe des Lebens mit HPV infiziert, jedoch persistiert die Infektion nur bei einem geringen Prozentsatz der Frauen.