Die private Hilfsorganisation unterstützt gezielt Kinder aus finanziell benachteiligten Familien, z.B. in den Projekten Frühstücksklub und Mittagstisch. Sie steht den Einrichtungen auch zur Seite, wenn es darum geht, Kinder bei der Bewältigung von Corona-Folgen zu helfen.
Denn eine große Anzahl von Studien belegen: die Seelen vieler Kinder und Jugendlicher sind nach der Pandemie angegriffen, depressive Symptome und Ängste haben stark zugenommen. Jedes dritte Kind zwischen 11 und 17 Jahren, so das beunruhigende Ergebnis, leidet coronabedingt unter psychischen Auffälligkeiten. Bei jüngeren Kindern sollen die Zahlen ähnlich hoch sein. Es sind vor allem Depressionen und Essstörungen, unter denen Kinder und Jugendliche leiden. Kinderärzte und -psychiater sehen die Entwicklung mit großer Sorge. Die Nachfrage in Kinder- und Jugendpsychiatrien sei enorm, die Stationen mit schweren Krisenfällen und suizidgefährdeten jungen Patienten voll belegt.
Die Ärzt*innen fordern deshalb eine schnelle Rückkehr zur Normalität vor allem für die Generation der Kinder und Jugendlichen.
Kinder ohne Lobby
Petra Windisch de Lates: "In der Pandemie mussten besonders unsere Kinder auf vieles verzichten, was für eine gesunde psychische Entwicklung notwendig ist. Nicht nur die Schulen waren lange geschlossen, sondern auch Spielplätze, Sportvereine und Musikschulen. Den Kindern fehlte der Ausgleich zum Homeschooling und der Freizeit daheim, die Begegnung mit Gleichaltrigen, die Lernstress, aber auch Schwierigkeiten in der Familie mit Eltern und Geschwistern überbrücken und überwinden helfen. Nachweislich besonders betroffen: Kinder aus finanziell benachteiligten Familien. Schon vor Corona wuchs jedes 5. Kind bei uns in Armut auf. Durch die Pandemie hat sich diese Situation noch verschlimmert."
Werden arme Kinder abgehängt?
Während Kinder aus finanziell abgesicherten Familien gut bis sehr gut durch das Homeschooling gekommen sind, sind Kinder aus finanziell benachteiligten Familien die Leidtragenden der Pandemie-Politik. Über 30 Prozent der Familien in Deutschland haben seit Beginn des Lockdowns mit finanziellen Engpässen zu kämpfen. Besonders betroffen sind Ein-Eltern-Familien. Geldsorgen, Platzmangel und keine elterliche Begleitung beim Lernen daheim – das sind die Konsquenzen für Kinder aus Familien mit geringem Einkommen.
Petr Windisch de Lates: "Corona hat die Löcher in unserem sozialen Netz nicht nur aufgezeigt, sondern bedenklich vergrößert. Was wir jetzt brauchen sind Soforthilfeprogramme für unsere Kinder und Jugendlichen. Und zwar nicht nur in Bezug auf schulische Nachhilfe. Mindestens genauso wichtig sind Angebote, um die gestressten Kinderseelen zu heilen. Zum Beispiel in Musik-und Theaterworkshops. Zirkuskursen, Freizeitlagern usw. Ganz wichtig: Diese Angebote müssen für die Familien kostenfrei und einfach zu buchen sein!"
Hier sind Bund und Länder gefragt, aber auch freie Träger. "Das Geld dafür muss bereitgestellt werden," fordert Windisch de Lates. "Immerhin haben unsere Kinder und Jugendlichen über ein Jahr lang für die Älteren zurückgesteckt. Jetzt sind sie dran."