Die Deutsche Lebensbrücke fragt: Was steckt hinter der Faszination von Mädchen für diese märchenhaften Frauenfiguren? Und vor allem: welche Folgen hat das für ihren Weg ins Erwachsenenleben? Petra Windisch de Lates, Vorstandsvorsitzende der privaten Hilfsorganisation, erläutert:
- Nach wie vor erfahren Mädchen und jungen unterschiedliche Rollenvorbilder – auch bei uns. Jungen werden dazu erzogen, stark zu sein, ihre Stellung zu erkämpfen und zu behaupten, in der Clique, in der Klasse, im Sportverein. Statt auf dem Fußballplatz sehen Eltern ihre Töchter lieber im Ballettunterricht, beim Reiten oder Musizieren. Während Jungens sich beim Spielen durchaus schmutzig machen und auch raufen dürfen, sollen Mädchen am besten immer sauber und höflich bleiben. Ausnahmen bestätigen, wie immer, die Regel.
- Die Vorbilder machen es den Kindern „leicht“, traditionelle Rollenschemata zu befolgen. Noch immer verdienen Männer im Schnitt über 20 Prozent mehr als Frauen in den gleichen Jobs. Und es ist meist der Vater, der arbeitet und Karriere macht, während die Mutter in Elternzeit geht und dann in Teilzeit arbeitet. Werbung und Fernsehen tun ihr Übriges. Ob in Werbespots oder in Sendungen wie „Germanys next Topmodel“ – bei Frauen zählen nach wie vor die klassisch „weiblichen“ Attribute: sie sollen schön sein, dünn, geschminkt und herausgeputzt, sie kümmern sich um Kinder und Haushalt. Werbung und Filmproduktionen werden vor allem von Männern gemacht und spiegeln ihre Erwartungen. „Es wird Zeit, dass Männer im Werbefernsehen Putzmittel, Haushaltsgeräte und Kosmetika anpreisen, in Castingshows auf dem Laufsteg modeln und in den Sozialen Netzwerken Tipps für die Pflege empfindlicher Männerhaut und das perfekte Abendstyling geben. Bevor das nicht passiert, werden Mädchen und junge Frauen weiter von Rollenstereotypen eingeengt, in ihrer Berufswahl beeinflusst und aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden.
- Während bei den Schul- und Studienabschlüssen Mädchen und Jungen prozentual noch gleichauf liegen, sinkt die Zahl der Frauen in Vollzeitberufen. Nach wie vor arbeiten Frauen vor allem in „typischen“ Bereichen. Erziehung, Pflege. Lehre, Kunst. Medizin. Dort sind sie auch in der Mehrheit. Aber in den technischen Berufen, den „Männerdomänen“, ist der Frauenanteil immer noch verschwindend gering. Frauen in gehobenen Positionen machen auch heute in Deutschland nur 1/3 aus. Immer noch ordnen die meisten Mütter Beruf und Karriere der Familie unter.
- Mädchen aus finanziell und sozial benachteiligten Familien haben es oft schwerer, sich unabhängig von den Rollenmodellen zu entwickeln, die sie sehen und täglich erleben. Und da beginnt der „Teufelskreis“, der sie vielleicht daran hindert, mehr zu lernen, mehr zu wünschen und mehr zu erreichen, unabhängig davon, ob das für Mädchen oder Jungen passender ist. Mädchen vorzugaukeln, der Alltag als vom Ehemann abhängige Hausfrau sei bequemer als das Berufsleben, ist einfach unfair. Eine Hausfrau ist rund um die Uhr im Einsatz – allerdings ohne Mindestlohn, Anspruch auf Urlaub oder Krankmeldung.
Die Erfahrungen mit Frauenquote (z.B. in westlichen Ländern) und Frauen in Projektverantwortung (z.B. in Schwellenländern) zeigen, dass sie oft fokussierter sind als Männer. Wenn wir unsere Welt nachhaltig verbessern wollen, gehört das „empowerment“, die Stärkung von Mädchen und Frauen und ihrer Rechte, unbedingt dazu, fordert die Deutsche Lebensbrücke. Das muss über verschiedene Kanäle passieren. Über die Bildung, aber auch in sozialen Projekten, die Mädchen stark machen. Die Deutsche Lebensbrücke unterstützt gezielt solche Projekte und Initiativen, in Deutschland, aber vor allem in Afrika.