Nach wie vor sind die Unterschiede in der Versorgungssituation eklatant: In Europa haben weniger als die Hälfte der Menschen mit Multipler Sklerose Zugang zu körperbezogenen rehabilitativen Maßnahmen, noch weniger jedoch zu einer psychologischen, kognitiven oder zur beruflichen Rehabilitationsmaßnahme.
Auch die Versorgung mit Immuntherapien und medikamentöser symptomatischer Therapie ist sehr unterschiedlich. So erhielten weniger als 43 Prozent der Menschen mit MS eine Immuntherapie (MS-Barometer EMSP, 2018). Die Gründe sind ebenfalls verschieden: hohe Zuzahlungen oder Eigenanteile, kein oder kaum Zugang zu Fachärzten oder MS-Spezialkliniken.
Die EMSP fordert zudem Verbesserungen bei der beruflichen und sozialen Teilhabe. Nur 48 Prozent der erwerbsfähigen Menschen mit Multiple Sklerose in Europa gehen einer Teil- oder Vollzeitbeschäftigung nach. Hier bedarf es ergänzender Förderprogramme, um die Integration in den Arbeitsmarkt zu fördern, frühzeitig über Bildungsmaßnahmen insbesondere für von MS betroffene weibliche Jugendliche und junge Erwachsene das Bildungsniveau zu heben und damit einem späteren Armutsrisiko entgegenzuwirken. Auch für Deutschland zeigen die vorliegenden Daten des MS-Registers der DMSG, dass knapp ein Viertel der Menschen mit MS, die im Register erfasst sind, vorzeitig berentet wurde (Stand 12/2022).
Die EMSP betont in ihrem Manifest auch die bedeutende Stellung der Angehörigen und fordert auch in diesem Bereich Unterstützung durch die künftige EU-Kommission. „Ohne die ehrenamtliche Care-Arbeit der Angehörigen wäre es vielen Menschen mit MS nicht möglich, am gesellschaftlichen und sozialen Leben noch teilzuhaben“, sagt der Präsident der EMSP und DMSG-Bundesgeschäftsführer Herbert Temmes
Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, DMSG, unterstützt das Manifest und bittet alle, die Online-Petition der europäischen MS-Gesellschaft EMSP zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit MS in Europa zu unterzeichnen.
https://emsp.org/get-involved/one-million-minds-campaign/#petition