Doch auch in Sachen Gesundheit gibt es Aufholbedarf, denn noch immer orientiert sich unser Gesundheitssystem vorrangig am männlichen Teil der Bevölkerung:
- Medikamente werden meist nur an Männern getestet, weil diese einen gleichmäßigen Hormonhaushalt haben. Dabei sind Frauen und Männer, auch was den Hormonhaushalt, Stoffwechsel und das Herz-Kreislauf-System angeht, unterschiedlich, sodass Medikamente bei Frauen entsprechend anders wirken können,
- So kann es dazu kommen, dass Frauen fehldiagnostiziert werden, weil sich Studien und die Lehre zu Krankheitsbildern überwiegend an Jungen und Männern orientieren. Dabei zeigen Frauen und Männer oft unterschiedliche Symptome bei der gleichen Krankheit.
- So werden Symptome bei Frauen oft auf die Psyche geschoben, weil Frauen als emotionaler wahrgenommen werden.
- Frauenkrankheiten, wie PMS oder Endometriose, werden viel weniger erforscht, sodass dort keine bis wenige Behandlungsmöglichkeiten bekannt sind.
Mit dem Positionspapier zu geschlechtsspezifischen Aspekten der MS macht die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft auf weitere Faktoren und Bedarfe aufmerksam, die im Verlauf der chronischen Erkrankung auftreten können und fordert, Patientenschulungen sowie auf den tatsächlichen Bedarf abgestimmte Maßnahmen, wie hormonelle und Vitamin D-Substitution, Knochendichtemessungen, Physiotherapie und Funktionstraining für MS-Erkrankte in den Leistungskatalog der Renten- bzw. Krankenversicherung aufzunehmen. Die schwierigeren Berufseinstiege für junge Frauen mit MS, sowie die Gefahr früher Berentung von Frauen mit MS, bedürfen besonderer Arbeitsmarktprogramme, um dem entgegenzuwirken.
Die anlässlich des Welt-Adipositastag am 4. März häufig zu lesende Nachricht, dass Menschen in Deutschland dicker werden, ist mit Blick auf die Multiple Sklerose beunruhigend. Studien konnten zeigen, dass gerade für junge Frauen ab der Pubertät Übergewicht ein Risikofaktor für die Diagnose MS ist.
Eine aktualisierte Fassung des Positionspapiers wird in Kürze veröffentlicht.