Parkinson ist keine reine Alterserkrankung. Etwa 10 Prozent der Betroffenen sind jünger als 50 Jahre. Ein Leben mit Parkinson bringt Herausforderungen mit sich – moderne Medikamente und Therapien ermöglichen jedoch oft eine deutliche Linderung der Symptome und eine fast normale Lebenserwartung. „Auch für mich war die Diagnose ein Schock. Dann habe ich mich über die Erkrankung und die Fortschritte der Medizin informiert und bin mit anderen Betroffenen ins Gespräch gekommen. Das hat mir sehr geholfen, weiterhin selbstbestimmt mein Leben zu gestalten“, berichtete Frank Elstner.
Boxen, Tischtennis, Trommeln: aktiv leben mit Parkinson in jedem Alter
In einer Live-Gesprächsrunde sprach Elstner mit Menschen, die wie er mit der Diagnose Parkinson leben oder andere Betroffene unterstützen. So wie Dilar Kisikyol, Boxweltmeisterin im Leichtgewicht. Sie trainiert in Hamburg ehrenamtlich eine Gruppe von Frauen, die an Parkinson erkrankt sind, um gezielt deren Kraft und Beweglichkeit, Koordination und Reaktionsfähigkeit zu verbessern – und den Willen zu kämpfen. Die jüngste ist 43, die älteste 73 Jahre alt. „Auch die Konzentrationsfähigkeit lässt sich durch das Training steigern. Die Frauen berichten mir auch, wie gut es ihnen nach dem Training geht“, sagte Dilar Kisikyol. Wolfgang Hoelscher-Obermaier, der Landesleiter von PingPongParkinson e. V., erklärte, wie Tischtennis die Parkinson-Krankheit spielerisch und effektiv ausbremst und soziale Kontakte schafft. Der Verein will bundesweit an über 100 Stützpunkten möglichst vielen Menschen mit Parkinson das Tischtennisspiel ermöglichen. Nadine Mattes, die Vorsitzende des Bundesverbands Parkinson Youngster für Selbsthilfe und Bewegungsstörungen e. V., berichtete über eine für Juni 2023 geplante Fahrradtour von Menschen mit Parkinson zum Welt-Parkinson-Kongress nach Barcelona. Torsten Römer, Landesbeauftragter der Deutschen Parkinson Vereinigung e. V. in Brandenburg, stellte die Trommelgruppe Drums alive vor – eine Bewegungstherapie, bei der Menschen mit Parkinson mit Holzsticks auf große Gymnastikbälle trommeln, mit und ohne Musik, um neben Motorik und Koordination auch Spaß, Freude und Zusammengehörigkeitsgefühl zu fördern.
Fight Parkinson: Mit Sport und mediterraner Ernährung werden Betroffene selbst aktiv
Im Kampf gegen Parkinson können Betroffene auch selbst aktiv werden: Aus zahlreichen Studien ist schon länger bekannt, dass regelmäßiger Ausdauersport die Symptome verbessern kann. Neuere Studien weisen sogar darauf hin, dass körperliche Aktivität den Ausbruch und Langzeitverlauf der Erkrankung positiv beeinflussen könnte. Auch die Ernährung kann das Erkrankungsrisiko senken und dem Abbau von körperlichen und geistigen Fähigkeiten bei Menschen mit Parkinson entgegenwirken: „Inzwischen wissen wir, dass die Parkinson-Erkrankung häufig im Darm beginnt, lange bevor sich äußere Zeichen von Parkinson zeigen. Eine spezielle mediterrane Ernährung, die z. B. viele Polyphenole enthält, könnte neuroprotektiv wirken und das Mikrobiom und damit den Verlauf der Erkrankung günstig beeinflussen“, erklärte Prof. Georg Ebersbach, Mitglied im Vorstand der Parkinson Stiftung und Leiter des Parkinson-Zentrums in Beelitz-Heilstätten. Gemeinsam mit weiteren Expert:innen gab er in einer Live-Gesprächsrunde wertvolle Tipps zum Thema „Parkinson und Ernährung“. Im Filmbeitrag „Kochen gegen Parkinson“ kam auch der ebenfalls betroffene Schauspieler und Comedian Markus Maria Profitlich zu Wort. Gemeinsam mit Jeanette Obereisenbuchner, Ernährungsberaterin an den Kliniken Beelitz, und Torsten Römer von der Deutschen Parkinson Vereinigung e. V. kochte er ein mediterranes Drei-Gänge-Menü. Entscheidend sei, gesunde Ernährung fest in den Alltag zu integrieren und zweimal wöchentlich auch das Kochen zu einem kleinen Event zu machen, betonte Profitlich: „Ich bin ein Genussmensch und genieße es auch, mit meiner Familie zusammen zu essen.“ Gesunde Kost, die nach dem Essen nicht belastet, trage außerdem dazu bei, Menschen mit Parkinson die wichtige Bewegung zu erleichtern.
Im Wissensforum präsentierten Expert:innen aus der Medizin aktuelle Forschungsergebnisse zu Themen wie Genetik, Autofahren oder Schlaf und Parkinson. Im Anschluss an die Veranstaltung konnten Teilnehmende im Live-Chat mit medizinischen Expert:innen individuelle Fragen stellen.
James Parkinson Preis für ziviles Engagement für einen Herzenswunsch
Auf der Veranstaltung wurde auch immer wieder die Bedeutung von zivilem Engagement und privaten Spenden betont. James Parkinson, nach dem die Parkinson-Krankheit benannt wurde, war nicht nur Arzt, sondern engagierte sich auch als Politiker, Reformer und gesundheitlicher Aufklärer für die gesundheitlichen Belange seiner Mitmenschen. Mit dem „James Parkinson Preis für ziviles Engagement“ würdigte die Parkinson Stiftung in diesem Zusammenhang die gemeinnützige Aktion von Stefan Lauer: Aus der persönlichen Betroffenheit durch seine an Parkinson verstorbene Mutter ist sein „Herzenswunsch“ entstanden, über die Krankheit aufzuklären und die Forschungsarbeit an neuen Therapien zu unterstützen. Hierzu hat er in einem Winzerstädtchen an der Mosel eine Weinprobe mit Fachvorträgen zur Parkinson-Erkrankung organisiert und den beträchtlichen Erlös der Parkinson Stiftung als Spende zur Verfügung gestellt. „Die Parkinson-Forschung macht derzeit beeindruckende Fortschritte. Aber sie wird durch die begrenzte öffentliche Förderung gebremst. Manche vielversprechende Forschungsansätze können nur durch private Spenden oder Forschungspreise finanziert werden. Daher bringt jeder finanzielle Beitrag die Entwicklung neuer Therapien weiter voran“, betonte Prof. Ebersbach zum Abschluss der Veranstaltung.
Wer beim diesjährigen digitalen Welt-Parkinson-Tag nicht live dabei war, kann die Veranstaltungen als Aufzeichnung auf www.welt-parkinson-tag.org ansehen. Weitere Informationen zur Parkinson Stiftung und zu den Möglichkeiten, die Parkinson-Forschung mit einer Spende zu unterstützen, finden Sie auf: www.parkinsonstiftung.de und www.parkinson-gesellschaft.de