Anlässlich der Beschlussfassung der 88. Gesundheitsministerkonferenz der Länder (GMK) vom 24./25. Juni 2015 zum Thema "Stärkung der schmerzmedizinischen Versorgung" erklärt der Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V., Prof. Dr. Michael Schäfer:
"Das Gesundheitswesen sollte für die Schmerzpatienten da sein und nicht umgekehrt. Deshalb begrüße ich sehr, dass die Gesundheitsministerkonferenz von Bund und Ländern in ihrer aktuellen Sitzung sich klar für nötige Schritte zur Stärkung der Schmerzmedizin ausspricht".
Einstimmig fasste Mitte dieser Woche die Konferenz der Gesundheitsminister der Bundesländer folgenden Beschluss: "Stärkung der schmerzmedizinischen Versorgung
1. Die Konferenz der Gesundheitsministerinnen und -minister, Senatorinnen und Senatoren (GMK) begrüßt, dass eine Reihe von Krankenhausträgern Strukturen geschaffen haben, eine interdisziplinäre und interprofessionelle Schmerztherapie in ihren Krankenhäusern zu etablieren und dass im ambulanten Bereich die Zahl der niedergelassenen Schmerztherapeutinnen und Schmerztherapeuten zugenommen hat. Sie erkennt zugleich, dass die bisherigen Bemühungen nicht ausreichen, ein adäquates Schmerzmanagement flächendeckend im ambulanten und stationären Bereich zu gewährleisten.
2. Die GMK erwartet von den in den Krankenhäusern Verantwortlichen, dass sie eine qualifizierte Versorgung und Begleitung schmerzkranker Menschen sowohl während eines stationären Aufenthaltes als auch beim Übergang in ambulante oder rehabilitative Nach- und Weiterbehandlung interdisziplinär und intersektoral gewährleisten.
3. Die GMK stellt fest, dass die Qualität der stationären Versorgung bestimmende Faktoren zunehmend in der Krankenhausplanung Berücksichtigung finden. Sie begrüßt, dass der Koalitionsvertrag zwischen den die Bundesregierung tragenden Fraktionen vorsieht, "Qualität als weiteres Kriterium für Entscheidungen der Krankenhausplanung gesetzlich einzuführen". Die GMK bittet den G-BA für ein strukturiertes Akutschmerzmanagement der Krankenhäuser Qualitätskriterien zu entwickeln."
Schmerz-Präsident Prof. Dr. Schäfer:"Ich bin froh, dass somit eine gute Grundlage besteht, zielgerichtet die zur Umsetzung des Beschlusses nötigen konkreten Maßnahmen zu entwickeln. Dazu gehören aus meiner Sicht: Die Erarbeitung und Verankerung von Schmerz-Qualitätsindikatoren in der Versorgung im Krankenhaus, deren verstärkte Zertifizierung durch Initiativen wie z. B. Certkom e.V., gute Vorgaben im Rahmen der Krankenhausplanung der Länder, aber auch die Sicherstellung einer angemessenen Versorgung im ambulanten Bereich, dessen interdisziplinäre Vernetzung und Qualitätssicherung. Zudem bieten die Erarbeitung eines "DMP Rückenschmerz" und das gesetzlich beschlossene Zweitmeinungsverfahren Chancen für Schmerzpatientinnen und -patienten. Inhaltliche Konzepte sollten bei der Versorgungsforschung aufgegriffen und in die Praxis transformiert werden. Auch im Bereich der Pflege gibt es gute Konzepte und Standards, die mehr als bisher in den Einrichtungen umgesetzt werden könnten."
Das 2. Nationale Schmerzforum der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. wird im Herbst diesen Jahres, am 17. September 2015 in Berlin von 11:00 Uhr-16:00 Uhr tagen, im Detail die Überlegungen der GMK aufgreifen und sich schwerpunktmäßig mit dem Handlungsfeld "Schmerz in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen" befassen. "Damit knüpfen wir an die aktuelle GMK-Beschlussfassung sowie den bereits gemeinsam mit Vertretern der Bundesländer u. a. seit dem 1. Nationalen Schmerzforum 2014 in Berlin geführten Beratungen an. Wir laden alle Akteure des Gesundheitswesens und der Politik ein, sich an den weiteren Beratungen im Detail zu beteiligen", so Schmerz-Präsident Prof. Dr. Michael Schäfer.
Etwa 23 Mio. Deutsche (28 %) berichten über chronische Schmerzen, 95 % davon über chronische Schmerzen, die nicht durch Tumorerkrankungen bedingt sind. Legt man die "Messlatte" der Beeinträchtigung durch die Schmerzen zugrunde, so erfüllen 6 Mio. Deutsche die Kriterien eines chronischen, nicht tumorbedingten, beeinträchtigenden Schmerzes. Die Zahl chronischer, nicht tumorbedingter Schmerzen mit starker Beeinträchtigung und assoziierten psychischen Beeinträchtigungen (Schmerzkrankheit) liegt bei 2,2 Mio. Deutschen.
Das Thema "Schmerz" muss zum TOP-Thema auch der Gesundheitspolitik werden. Diesbezügliche Details erörtert die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. regelmäßig im Nationalen Schmerzforum, das zentrale Akteure jährlich zusammenführt (vgl. www.nationales-schmerzforum.de ).