Die medizinischen und auch ökonomischen Rahmenbedingungen für die Therapie sowie die Prävention von Schmerzerkrankungen sind wichtig und müssen verbessert werden. Darauf weist der Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft, Prof. Dr. Dr. Thomas Tölle, anlässlich der heutigen Eröffnungspressekonferenz des diesjährigen Deutschen Schmerzkongresses (Hamburg, 22. - 25. Oktober 2014) in Hamburg hin. Anderenfalls, so der Schmerzexperte, werde auch weiter eine große Anzahl an Bürgerinnen und Bürgern unnötig chronische Schmerzen entwickeln - und unter diesen leiden.
Erfreulich ist, dass das Thema in den letzten Monaten auch in der gesundheitspolitischen Öffentlichkeit eine größere Aufmerksamkeit erhalten hat, berichtet Prof. Tölle. Diesbezüglich weist er hin auf
- das 1. Nationale Schmerzforum, das auf Einladung der Deutschen Schmerzgesellschaft und ihrer Partner erstmalig am 17. September 2014 über 80 hochrangige Vertreter der relevanten Bundesverbände und der Politik zum Thema Schmerzen in Deutschland an einem runden Tisch versammelte
- den Beschluss des 117. Deutschen Ärztetags
- spezielle Regelungen im Koalitionsvertrag der Bundesregierung, z.B zum DMP-Rückenschmerz
- die Kleine Anfrage und Antwort der Bundesregierung zum Thema chronischer Schmerz (BT-Drucksache 17/14631) sowie den offiziellen HTA-Bericht 126 zu Defiziten der Akutschmerztherapie in Krankenhäusern
Aus Sicht des Schmerzgesellschaft-Kongresspräsidenten des diesjährigen Deutschen Schmerzkongresses, Prof. Dr. Wolfgang Koppert, Hannover, macht das diesjährige Motto "SCHMERZTHERAPIE BEFREIT - BEFREIT SCHMERZTHERAPIE" deutlich: Die Erfolge der Schmerztherapie in den vergangenen Jahren sind groß. Allerdings dürfen wir uns auf den Erfolgen nicht ausruhen. Daher wird der Kongress auch die Einflussfaktoren, Beschränkungen und Tabus erörtern, die die Behandlung von Schmerzerkrankungen immer noch erschweren und zu Fehlbehandlungen führen können. Eine zentrale Rolle spielen hier die fortschreitende Ökonomisierung der Medizin aber auch weitere "Tabuthemen", die oftmals durch das gesellschaftliche Umfeld definiert sind und manchmal die Möglichkeiten der Schmerztherapie nicht ausschöpfen lassen. Mehrere Symposien des Kongresses beschäftigen sich daher mit den Zusammenhängen zwischen Schmerz und Sexualität, aber auch mit den Zusammenhängen zwischen Gewalterfahrungen im Kindesalter und der Entstehung chronischer Schmerzen.
Die Kongresshighlights
Auf über 2.500 Besucher warten spannende wissenschaftliche Debatten und intensive Diskussionen über aktuellen Stand und Zukunft der Schmerzmedizin. Mit rund 60 wissenschaftlichen Symposien, darunter Pflegesymposien sowie dutzenden Kursen und Seminaren deckt der Schmerzkongress das gesamte Themenspektrum der Schmerzdiagnostik und -therapie ab. Mehr als 2.500 Teilnehmer - Mediziner verschiedener Fachgebiete, Psychologen, Pflegende, Physiotherapeuten und andere - werden erwartet. Eines der Highlights wird auch in diesem Jahr die Nachwuchsförderung sein: Im Rahmen TOP YOUNG SCIENCE Tags (Freitag, 24.10.) finden Nachwuchssymposien statt. Zudem werden beim Kongress die Förderpreise für Schmerzforschung (23.10.), der Max-von-Frey-Preis (24.10.) sowie der Nachwuchsförderpreis (24.10.) verliehen. Einen besonderer Schwerpunkt in diesem Jahr ist zudem das Programm der Fortbildungsakademie Deutscher Schmerzkongress, ein strukturiertes, hochwertiges und thematisch weitgefächertes Fortbildungsprogramm mit über 40 Refresher-Kursen und Workshops zu klinischen Themen bzw. mit hoher Praxisrelevanz. Ein Patiententag mit Vorträgen für Patienten, Tipps und Diskussionen findet statt am 25. Oktober in der Zeit von 12 bis 15 Uhr, und zwar nicht im Kongresszentrum, sondern im Ostflügel der Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1.
Termine
- Eröffnungsvortrag von Prof. Dr. phil. Jan Philipp Reemtsma: "Was hast Du? - Sophokles über den Schmerz", 23. Oktober 2014 ab 10:30 Uhr, CCH - Congress Center Hamburg, Saal 2
- Präsidentensymposium "EIN KONGRESS WILL ZEICHEN SETZEN!, 24. Oktober 2014 ab 10:30 Uhr, Saal 2, Prof. Dr. Giovanni Maio "Schmerztherapie und ökonomisierte Medizin - eine besondere Zerreißprobe?"; PD Dr. Rolf Malessa "Die zunehmende Ökonomisierung ärztlichen Handelns - zwangsläufig oder fahrlässig?"
- Presse-Hintergrundgespräch zum zuvor genannten Präsidentensymposium mit den Kongresspräsidenten des diesjährigen Deutschen Schmerzkongresses, 24. Oktober 2014 ab ca. 12:00 Uhr, Saal 2