Die Meeresschutz-Highlights des Jahres 2023 der Deutschen Stiftung Meeresschutz
Meeresschildkröten-Schutzprojekte mit der Turtle Foundation
Boa Vista, Kapverdische Inseln: Schutz von Niststränden der Unechten Karettschildkröte (Caretta caretta).
Erfolgreiche Eindämmung der Wilderei mit drei speziell ausgebildeten Artenschutzhunden, einheimischen Rangern, Volontären und Drohnen.
Insel Sipora, Indonesien: Aufzuchtstation (Hatchery) und Schutz von Niststränden durch einheimische Ranger für vier Arten von Meeresschildkröten.
Schwerpunktart des Projekts ist die Lederschildkröte (Dermochelys coriacea), die größte Schildkrötenart. Aus den 32 in der Hatchery gesicherten Nestern der Nistsaison 2022/23 schlüpften 1.690 Lederschildkröten. Seit Projektbeginn sind damit auf der kleinen vor Westsumatra liegenden Insel 8.533 Lederschildkröten-Jungtiere geschlüpft.
2023 nisteten auch erstmals Echte Karettschildkröten (Eretmochelys imbricata) auf Sipora. Die Ranger des Projekts betteten alle Nester in die am Strand von Buggeisiata gebaute Aufzuchtstation um. Bis zum Ende der Nistsaison schlüpften 680 Echte Karettschildkröten.
Korallenrestauration in der Bandasee mit der Organisation BandaSEA
Bandainseln, Indonesien: Erfolgreiche Tests einer nachhaltigen, nicht-invasiven und riffschonenden Methode zur Restauration ausgebleichter Korallenriffe durch einheimische Studentinnen und Studenten.
Bei dieser Methode (Anzucht von Korallenlarven an Land und spätere Aussiedlung über ausgesuchten Arealen) bleibt nichts im Riff zurück, was dort nichts zu suchen hat. Alle Materialien können wiederverwertet werden. Spenderkorallen bleiben unbeschädigt. Viele Korallenarten werden neu angesiedelt. Alle Materialien (Aufzuchttanks, Fangapparate für Korallengameten, Belüftungspumpen, Abdecknetze, Sinkgewichte u. a. m.) sind im Land preisgünstig verfügbar, wiederverwendbar oder es handelt sich um Recycling-Gegenstände wie PET-Flaschen.
Mangrovenwälder auf den Galapagos-Inseln
Der von der Deutschen Stiftung Meeresschutz geförderte Masterstudent Tobias Poprick von der Universität Bremen, Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung Bremen (ZMT), erhält für seine Forschungsarbeit zur genetischen Fitness von Mangroven auf den Galapagosinseln auf der Internationalen Mangroven-Konferenz in Kolumbien den „Best Student Poster Presentation Award“.
Wege aus der Plastikkrise
Der Kampf gegen die Plastik-Vermüllung der Meere gehört seit vielen Jahren zu den Schwerpunkten der Arbeit der Deutschen Stiftung Meeresschutz. Dazu kooperiert die Stiftung aktuell mit vier Partnerorganisationen in globalen Müll-Hotspots wie dem Mittelmeer, in Indonesien oder Zentralafrika.
2023 konnte die Stiftung, außer den mittlerweile „etablierten“ Müllsammel- und Recyclinginitiativen, auch die Teilnahme von drei lokalen Schulen auf den indonesischen Banda-Inseln am „BandaSEA-Programm für plastikfreie Schulen“ finanzieren.
Renaturierung von Seegraswiesen im Mittelmeer mit Project Manaia
Seegraswiesen sind als Ökosystem unersetzlich für die marine Artenvielfalt. Außerdem ist Seegras das vielleicht potenteste natürliche CO₂-Speichersystem, ungemein effektiver als Wälder und damit ein wichtiger Verbündeter im Klimaschutz.
Seit 2022 unterstützt die Deutsche Stiftung Meeresschutz das Seegras-Renaturierungsprojekt des Meeresbiologen Manuel Marinelli von Project Manaia. Ziel ist unter anderem der Aufbau eines Netzwerks aus sogenannten „Meeresgärtner-Stationen“. Diese sollen, nach Einarbeitung durch Project Manaia, in Eigenverantwortung lokale Seegraswiesen überwachen und renaturieren.
Zum Jahresende 2023 beteiligen sich mittlerweile 18 Meeresgärtner-Stationen aus drei Mittelmeer-Anrainerstaaten als offizielle Netzwerkpartner an dem Projekt.
Robbenzentrum in Wyk auf Föhr
Seit drei Jahren gibt es immer weniger Seehunde im deutschen Wattenmeer in der Nordsee. Behördlicherseits hält man sich zu möglichen Ursachen bedeckt. Dabei liegen die Hintergründe für den Rückgang der kleinen Meeresjäger auf der Hand: Überfischung, Meeresverschmutzung durch Ewigkeitsgifte, Vermüllung durch Plastikmüll und Störungen durch Übertourismus selbst im Nationalpark.
Als Folge dieser Entwicklung hat auch das Robbenzentrum in Wyk auf Föhr, Partner der Deutschen Stiftung Meeresschutz, alle Hände voll zu tun. Zunehmend stoßen die Robbenspezialisten auf immer mehr erschöpfte, allein gelassene, kranke oder verletzte junge Seehunde an den Nordseestränden und im Wattenmeer. Mit unermüdlichem Einsatz und viel Herzblut kämpfen sie um jedes Leben. Mit Erfolg!
Viele junge Seehunde konnten die Robbenretter vor dem sicheren Tod bewahren und erfolgreich für die spätere Auswilderung vorbereiten.
Projekt für Mittelmeer-Mönchsrobben in Israel
Seit September 2023 unterstützt die Deutsche Stiftung Meeresschutz die israelische Organisation Delphis und ihr Projekt für den Wiederaufbau sicherer Rast- und Wurfhöhlen für Mönchsrobben an der israelischen Mittelmeerküste.
Die Mittelmeer-Mönchsrobbe gilt als eine der am stärksten gefährdeten Robbenarten. Ihre Gesamtpopulation soll nicht einmal tausend erwachsene Individuen zählen. Die Art benötigt für Menschen unzugängliche Höhlen zum Rasten und für die Geburt ihrer Jungtiere. Diese gibt es an der israelischen Mittelmeerküste nicht mehr. Delphis will geschützte Höhlen und Grotten restaurieren und sogar künstliche Grotten bauen, damit sich die Mönchsrobbe wieder in Israel ansiedeln kann.
EU-Renaturierungsgesetz (Nature Restauration Law/NRL) auf der Zielgeraden
Die Deutsche Stiftung Meeresschutz ist Teil einer EU-weiten Koalition von zuletzt 200 Umweltorganisationen, die sich bislang erfolgreich für das EU-Renaturierungsgesetz einsetzen. Unterstützt wurde die Kampagne von mehr als 1.116.000 Bürgern der EU, 6.000 Wissenschaftlern und der Weltnaturschutzorganisation IUCN.
„Auch wenn der ambitionierte Vorschlag der EU-Kommission das Gesetzgebungsverfahren nur in abgeschwächter Form überstanden hat, wird das NRL ein großer Gewinn für Tier und Natur in Europa sein“, freut sich Ulrich Karlowski über die für den März 2024 erwartete finale Verabschiedung des EU-Renaturierungsgesetzes.
„Angesichts der erzielten Erfolge blicken wir voller Zuversicht auf das neue Jahr“, meint Karlowski. „Wir wollen uns dabei weiter auf Projekte für den Erhalt mariner Biodiversität und von Meeresökosystemen wie Seegraswiesen, Korallenriffen und Mangrovenwäldern konzentrieren und hoffen, diese ausbauen zu können“.