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Vor dem Feinstaubherbst

Deutsche Umwelthilfe fordert beschleunigte Nachrüstung von Dieselstinkern und warnt vor minderwertigen Billigsystemen

(lifePR) (Berlin, )
DUH veröffentlicht weitere Fakten zu TÜV-Untersuchungen über Wirksamkeitsunterschiede von Marken- und Billigfiltern – betroffene Unternehmen wollten Veröffentlichung mit rechtlichen Schritten verhindern – Messergebnisse und Reaktion der Unternehmen zeigen Notwendigkeit unabhängiger Wirksamkeitskontrollen von Partikelminderungssystemen unter realen Bedingungen und regelmäßige Funktionstüchtigkeitsprüfungen bei Abgasuntersuchungen

Die durch eine DUH-Veröffentlichung ausgelöste Auseinandersetzung über dramatische Qualitätsunterschiede der in Diesel-Pkw eingebauten Nachrüst-Filtersysteme spitzt sich zu. Die Unternehmen GAT und Bosal, deren Produkte bei Funktionsprüfungen des TÜV Süd als einzige schlecht abschnitten, reagierten mit der Androhung bzw. Einleitung rechtlicher Schritte. Der Streit über die Filtertechnik eskaliert fünf Wochen vor einer entscheidenden Verhandlung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig. Das höchste Verwaltungsgericht will dann über eine von der DUH unterstützte Musterklage von Anwohnern zur Durchsetzbarkeit weitreichender Fahrverbote für Dieselstinker entscheiden.

Eine ultimative Aufforderung der Firma Bosal, eine „Gegendarstellung“ zu veröffentlichen, wies die DUH umgehend als rechtlich wie inhaltlich unbegründet zurück. Da Bosal und GAT erkennbar beabsichtigen, ihre im Vergleichstest durchgefallenen Systeme weiterhin zu vertreiben, veröffentlicht die DUH nun zusätzliche Testergebnisse und Bewertungen des TÜV Süd. Sie sollen nachrüstwilligen Diesel-Pkw Besitzern und Werkstätten als Orientierung dienen. Darüber hinaus wird die DUH in den kommenden Wochen bei Testbesuchen in Autohäusern, freien Werkstätten und im Autoteilehandel prüfen, welche Systeme dort angeboten bzw. verbaut werden.

„Das Kfz-Handwerk ist aufgefordert, nur solche Partikelminderungs-Systeme zu verbauen, deren Wirksamkeit bei unabhängigen Tests bestätigt wurde“, sagte DUH-Bundes¬geschäfts¬führer Jürgen Resch. Die steuerliche Förderung der Nachrüstung ohne ausreichende Kontrolle durch die öffentliche Hand führe offensichtlich dazu, dass minderwertige Billigsysteme auf den Markt kommen, die nur über eine unzureichende Filterwirkung verfügen.

Die DUH veröffentlichte am vergangenen Montag erste Ergebnisse zweier vom TÜV Süd in Garching vorgenommenen Produktvergleiche für Nachrüst-Dieselpartikelfilter und legt nun weitere Ergebnisse aus diesem von unabhängiger Stelle (Auftraggeber ist die Auto-Teile-Ring GmbH in Stuttgart – ATR) initiierten Produktvergleich vor. Getestet wurden jeweils fünf unterschiedliche Nachrüstsysteme für den Audi A6 2.5 TDI sowie den VW Golf TDI. Im Ergebnis zeigen sich dramatische Qualitätsunterschiede: Während die drei Marken-Nachrüst¬systeme von HJS, Twintec sowie Volkswagen bzw. Audi in dem vom TÜV gewählten Prüfzyklus eine Minderungsquote von 48 bis 70 Prozent erreichten, scheiterte das Bosal-System mit einer Partikelminderung von nur 21 Prozent (Audi) bzw. 29 Prozent (VW) sowie der GAT Eurokat mit nur 18 Prozent (Audi) bzw. 20 Prozent (VW) Partikelminderung. In der Bewertung schreiben die Prüfer des TÜV Süd: „Die Systeme von Bosal und GAT Eurokat erfüllen nicht die gesetzlich festgelegten Partikelgrenzwerte, die zum Erreichen der Partikelminderungsstufe PM 2 vorgeschrieben sind. Die Partikelgrenzwerte werden überschritten und die vorgeschriebene Partikelminderung von mind. 30% wird nicht erreicht.“

Darüber hinaus vermerkt der TÜV-Prüfbericht zum Bosal-Nachrüstsystem für den Audi A6: "des weiteren ist der Bosal-Partikelfilter nicht ohne Schweißaufwand fachgerecht montierbar, da ein Halter an der falschen Stelle montiert ist". Schließlich heißt es: "Optischer Eindruck: unzureichend". Alarmierend sind die Abweichungen beim Abgasgegen¬druck: Der Bosal-Nachrüst¬filter verändert den Abgasgegendruck in den Vergleichstests um 147 Prozent (Audi) bzw. 172 Prozent (VW), einen noch höheren Wert ergab die Prüfung des GAT-Nachrüstfilters beim VW Golf mit 188 Prozent Zunahme des Abgasgegendrucks.

Die Firma Bosal wirft dem TÜV Süd in einer Pressemitteilung vom 16. August vor, „ein fehlerhaftes Gutachten“ angefertigt zu haben, das mit „massiven Prüf- und Messfehlern“ behaftet sei. Gegenüber der DUH steht der TÜV Süd jedoch ausdrücklich zu seinen Ergebnissen. Als Beleg führt Bosal u. a. an, der mit dem Audi A6 getestete Bosal-Filter sei nicht für ein Fahrzeug mit Automatikgetriebe geeignet. Knapp zwei Wochen nach Durchführung des Audi-Tests (TÜV-Prüfbericht vom 29.6.2007) weist Bosal in seinem Online-Katalog vom 11.7.2007 tatsächlich den passenden Nachrüstfilter nur für Fahrzeuge mit Schaltgetriebe aus. Der DUH liegt allerdings ein Katalogauszug vom 25. Januar 2007 vor, in dem Bosal ausdrücklich denselben Filter mit der identischen Bestellnummer auch für den A6 mit Automatikgetriebe auflistet. Darüber weist die ABE des Kraftfahrtbundesamtes keinerlei Einschränkung des Bosal-Systems hinsichtlich der Getriebeausführung aus.

Resch: „Wir müssen sicherstellen, dass die insgesamt 800 Millionen Euro Förderung zur schnellen Nachrüstung von Dieselstinkern mit gut funktionierenden Dieselpartikelfiltern korrekt eingesetzt werden. Die Filter müssen nicht nur den Zulassungstest bestehen, sondern auch im realen Autoleben, vor allem in den Innenstädten funktionieren, wo die meisten Menschen leben. Nicht oder unzureichend funktionierende Filter müssen sofort vom Markt verschwinden.“ Die DUH fordert Umweltminister Gabriel auf, anlässlich der erschreckenden TÜV-Prüfergebnisse geeignete Kontrollmessungen der steuerlich geförderten Partikelminderungssysteme durch seine Fachbehörden zu veranlassen. Darüber hinaus sei es dringend erforderlich, aussagekräftige Messungen der Partikelemissionen ins Prüfprogramm der routinemäßigen Abgasuntersuchungen (AU) aufzunehmen.
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