Die Politik müsse in der Islam-Debatte sensibel argumentieren, sagte Pollack: "Jedes Wort, das nicht sorgfältig abgewogen ist, kann die Konflikte verschärfen."
Mit Blick auf die islamkritischen Äußerungen des Kölner Erzbischofs Kardinal Joachim Meisner, die dieser inzwischen bedauert hat, sagte Pollack: "Sicherlich steht dahinter keine Islam-Feindlichkeit. Es gibt viele positive Äußerungen von Kardinal Meisner zu den Muslimen. Er würdigt ihre Frömmigkeit, auch, dass sie so viele Kinder in die Welt setzen. Das ist alles für ihn positiv besetzt. Aber Meisner muss sich natürlich vorsehen, Rangunterschiede zwischen christlichen und muslimischen Familien zu machen. Das hat er leider getan. Das war eine unbedachte Äußerung, wie er es auch eingestanden hat."
In der Frage des Miteinanders der Religionen, so Pollack, seien andere europäische Länder weiter als Deutschland, weil dort die Fragen um Integration und Probleme im Zusammenleben von Einheimischen und Zugewanderten früher diskutiert worden seien. Dennoch dürfe es in Deutschland keine Neuauflage der Leitkulturdebatte unter muslimischen Vorzeichen geben. Pollack: "Das wäre gefährlich. Sonst kann dies gegenteilige Effekte hervorbringen, etwa dass man versucht, die eigene Kultur stärker zu verteidigen."
Detlef Polack ist Professor für Religionssoziologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und Mitglied im dortigen "Excellenzcluster Religion und Politik".
Das vollständige Interview finden Sie hier: http://www.dw.de/pollack-in-der-islamdebatte-nicht-polarisieren/a-17396116