- Erik Bettermann: "Analyse zeigt: Deutschlands mediale Visitenkarte ist weltweit als verlässliche Informationsquelle geachtet"
- Potenziale zur Steigerung der Relevanz in bestimmten Regionen
Die Deutsche Welle hat erstmals den umfassenden Evaluationsbericht vorgelegt, wie ihn das seit 2005 geltende DW-Gesetz vorsieht. Er ist Grundlage für die mittelfristige Aufgabenplanung. Der Intendant des deutschen Auslandsrundfunks, Erik Bettermann, erläuterte am 29. März in Berlin vor Journalisten die wesentlichen Ergebnisse der rund 400 Seiten starken Studie. Sie bewertet Nutzung und Qualität der journalistischen Angebote des Senders in seinen drei Medien - Fernsehen, Radio und Online - und allen 30 Sprachen. Hierzu wurden repräsentative Befragungen in Zielmärkten auf der ganzen Welt, Fokusgruppen und Tiefeninterviews durchgeführt.
Bettermann sagte, die Ergebnisse der Evaluation lieferten ein umfangreiches und regional differenziertes Bild der Bedeutung der Deutschen Welle. "Sie machen deutlich, dass die DW ihrem gesetzlichen Auftrag gerecht wird und ein wichtiger Bestandteil der deutschen Außenbeziehungen ist." Gleichzeitig, so der Intendant, verdeutliche der Bericht, "welche Verbesserungen in den nächsten Jahren vorgenommen werden müssen". Der enorm wachsende Wettbewerb und die rasanten technologischen Entwicklungen erforderten eine Umsteuerung des deutschen Auslandsfunks, um die internationale Medienpräsenz Deutschlands auf Dauer sicherzustellen. Die notwendigen Maßnahmen für diesen Prozess, der schon vor einigen Jahren eingeleitet wurde, seien in der Aufgabenplanung 2010 bis 2013 berücksichtigt worden.
Fast 90 Millionen Nutzer wöchentlich
Dem Evaluationsbericht zufolge erreiche die DW Woche für Woche nahezu 90 Millionen Zuschauer, Hörer und Internetnutzer, so der Intendant. Dies sei vor dem Hintergrund des internationalen Wettbewerbs, gravierender Änderungen in der Mediennutzung weltweit und kontinuierlich abnehmender finanzieller Mittel eine "beachtliche Größe". Auch ihre inhaltlichen Ziele erreiche die DW sehr gut. 92 Prozent der weltweit befragten DW-Nutzer seien Deutschland gegenüber positiv eingestellt, 93 Prozent bestätigten, dass die DW "zu einem größeren Verständnis von Deutschland und Europa beiträgt".
Ihre Rolle als Vermittler von Werten, Perspektiven und kultureller Vielfalt erfülle die DW ebenfalls umfassend, unterstrich Bettermann. So unterstützten Nutzer der DW weltweit deutlich häufiger Demokratie als Regierungsform als Menschen, die die Angebote nicht nutzen. Etwa neun von zehn Befragten hätten angegeben, dass durch die Angebote das Interesse geweckt wird, mehr über andere Kulturen zu erfahren. Ein ähnlich großer Anteil habe die Glaubwürdigkeit der DW-Angebote sowie deren Unvoreingenommenheit und Ausgewogenheit gelobt.
Der Intendant sagte, die Nutzerbefragung belege auch, dass die DW umfassend, wahrheitsgetreu und sachlich informiere. 90 Prozent der Befragten bezeichneten die DW-Angebote als glaubwürdig, unvoreingenommen und ausgewogen. 80 Prozent sagten, dass die DW-Angebote zu einer unabhängigen Meinungsbildung beitrügen.
Der gesetzliche Auftrag, die deutsche Sprache zu fördern, werde bestätigt: drei von vier Befragten seien der Meinung, dass die deutschsprachigen Angebote der DW ihnen helfen, die deutsche Sprache zu lernen beziehungsweise deutsche Sprachkenntnisse aufzufrischen.
Erfolgreiche Reformen müssen fortgesetzt werden
Bettermann wies darauf hin, dass der Evaluationsbericht auch Probleme und Schwächen offen benenne. So zeige er, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Deutschen Welle in einigen Regionen gefährdet sei. Oft würden die DW-Angebote weniger genutzt als die anderer internationaler Anbieter. Grund sei, dass viele Wettbewerber über umfangreichere Angebote verfügten und ihre Programme stärker auf die Zielmärkte zugeschnitten hätten.
Hierauf müsse die DW reagieren. Prozesse zur fortlaufenden Bewertung und Optimierung der Angebote habe die DW bereits eingeleitet, so der Intendant. Die umfangreichen Angebotsreformen der vergangenen Jahre zeigten positive Ergebnisse. Weitere Verbesserungen - wie sie die Aufgabenplanung vorschlage - seien mit zusätzlichen Aufwendungen verbunden.
DW-TV: Regionalisierung entscheidend
Mit Blick auf das Auslandsfernsehen machte der Intendant deutlich, dass der stündliche Sprachwechsel innerhalb eines Kanals ein erhebliches Hemmnis darstelle. Es bestehe ein Zielkonflikt: Einerseits müsse die DW die Verbreitung der deutschen Sprache fördern, andererseits vornehmlich nicht-deutschsprachige Zielgruppen erreichen. Bettermann: "Die ganze Welt nach dem Gießkannenprinzip mit einem inhaltlich weitgehend identischen Programm zu versorgen ist zwar kostengünstig. Allerdings geht dies in einzelnen Regionen zu Lasten der Relevanz für unsere Zielgruppen." Insofern legten die Evaluationsergebnisse nahe, die bereits eingeleitete Regionalisierung zu verstärken und beispielsweise die TV-Programmfenster in Spanisch und Arabisch auszuweiten und um weitere Sprachen zu ergänzen.
UKW-Nutzung auf dem Vormarsch
Der Evaluationsbericht mache deutlich, dass die "klassischen" Verbreitungswege internationaler Sender, die Kurz- und Mittelwelle, in den meisten Weltregionen an Bedeutung verliert. Deshalb nutzten BBC, Voice of America und andere immer häufiger eigene UKW-Frequenzen oder strahlten ihre Programme über nationale Partnersender aus. Auf diese Verbreitungswege setze auch die DW, müsse dies jedoch ausbauen, sagte der Intendant. Die Reichweitenmessungen belegten den Erfolg dieser Strategie.
Online-Angebote zunehmend genutzt
Die Internetpräsenz der DW in 30 Sprachen zeige beachtliche Zugriffszahlen und positive Trends. Dem Evaluationsbericht zufolge verweisen die Nutzer insbesondere auf die Multimedialität der Online-Angebote. Bettermann: "Die Menschen erwarten ein großes Angebot von Videos auf Nachrichtenportalen und mobile Applikationen. Zusätzlich sind auch Kooperationen mit großen Internetplattformen wichtig, um Bekanntheit und Nutzung der DW zu steigern."
Insgesamt belege der Evaluationsbericht, "dass die DW ihre inhaltlichen Ziele sehr gut erreicht und ihren gesetzlichen Auftrag erfüllt". Um auch künftig international wettbewerbsfähig zu bleiben, seien jedoch substanzielle Anpassungen notwendig. Die derzeitige Etatentwicklung setzt solchen Maßnahmen aber enge Grenzen, so der Intendant.
Den Evaluationsbericht und die Aufgabenplanung nachlesen: www.dw-world.de/unternehmen