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DW-Intendant: "Gemeinsame politische Verantwortung von Bund und Ländern für deutschen Auslandsrundfunk"

(lifePR) (Bonn, )
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- Erik Bettermann: "Unser Land ist in besonderem Maße auf eine starke globale Wahrnehmung angewiesen"
- DW-Aufgabenplanung skizziert Grundzüge einer Neugestaltung des deutschen Auslandsrundfunks

Die Deutsche Welle will künftig noch mehr als bisher mit öffentlichrechtlichen und kommerziellen Medienunternehmen kooperieren. Das sagte der Intendant des deutschen Auslandsrundfunks, Erik Bettermann, am 29. März in Berlin vor Journalisten. Bei der Vorstellung der Aufgabenplanung des Senders für die Jahre 2010 bis 2013 lud der Intendant die ARD-Landesrundfunkanstalten, das ZDF, das Deutschlandradio, privatwirtschaftliche Medienunternehmen und Institutionen ein, gemeinsam mit der DW ihren Beitrag zu leisten, die Wahrnehmung Deutschlands in der Welt zu verbessern. "Verantwortung tragen alle, die ein originäres Interesse an einer starken weltweiten Medienpräsenz unseres Landes haben. Es ist eine patriotische Verpflichtung, die attraktiven Inhalte, die wir hierzulande haben, besser nach draußen zu tragen", so Bettermann. Ebenso könnten die Bundesländer mit ihrer Kompetenz für Inlandsrundfunk in diesen Prozess einbezogen werden.

"Wir brauchen den politischen Willen, die DW als die mediale Visitenkarte der Bundesrepublik in der Welt zu stärken." Sein Ziel sei daher "eine gemeinsame Gestaltung und politische Verantwortung des Bundes und der Länder", sagte der Intendant.

Mit der bisher eher geringen Einbindung des Senders in die deutsche Medienlandschaft und durch die knappe Finanzausstattung sei auf Dauer ein leistungsstarkes Angebot für das Ausland kaum in der gebotenen Qualität zu gewährleisten. Daher sei für die Zukunft eine noch bessere Zusammenarbeit mit möglichst vielen inländischen Medienanbietern erforderlich. Obwohl für die Finanzierung des Auslandsrundfunks der Bund zuständig sei, gebe es eine gesamtstaatliche Verantwortung für einen hochwertigen medialen Auftritt Deutschlands im Ausland.

Bettermann: "Die unterschiedlichen Zuständigkeiten für Inlands- und Auslandsrundfunk dürfen kein Hindernis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit der öffentlichrechtlichen und privaten Anbieter mit der DW bilden. 20 Jahre nach der Einheit muss Deutschland wissen, ob es in seiner medialen Außendarstellung in der Regionalliga oder in der Champions League spielen will."

Nach dem Grundgesetz sei der Bund für die Außendarstellung Deutschlands verantwortlich. Deshalb müssten - von der Bundesebene ausgehend - all jene zusammengeführt werden, die ein Interesse an einer starken Medienpräsenz Deutschlands in der Welt haben. Über das neue Konzept für die DW habe er bereits mit den meisten Ministerpräsidenten gesprochen und sehr viel Zustimmung erhalten. Seitens der ARD sei bereits eine Arbeitsgruppe unter Leitung des ARD-Vorsitzenden und SWR-Intendanten Peter Boudgoust gebildet worden.

"Vom Auslandssender profitieren alle"

Der Intendant hob hervor, durch die Globalisierung habe sich für alle Nationen die Bedeutung weltweiter medialer Präsenz deutlich erhöht. Gleichzeitig habe sich durch Digitalisierung, zunehmende Medienkonvergenz, den Ausbau etablierter und die Gründung neuer international agierender Sender die Wettbewerbsintensität für die DW und Deutschland enorm verschärft.

"Unser Land muss ein Interesse daran haben, seine Perspektiven und Positionen weltweit zu verbreiten. Als Land der Kultur und der Wissenschaften, als exportorientiertes Land und als engagiertes Mitglied der Völkergemeinschaft sind wir in besonderem Maße auf eine starke globale Wahrnehmung angewiesen." Dafür sei die Deutsche Welle mehr denn je unverzichtbar. Deutschland müsse in dieser Konkurrenzsituation seine medialen Kräfte bündeln. "Nur wir selbst können unser Land vertreten. Vom Auslandssender profitieren alle", so Bettermann.

Für die Deutsche Welle gehe es darum, ihre klar definierten Zielgruppen auf den grundlegend veränderten Medienmärkten optimal zu erreichen und zu binden. Dafür werde sie die Qualität der journalistischen Inhalte weiter steigern und die jeweils am besten geeigneten Medien und Verbreitungswege nutzen. "Entscheidend ist, dass wir die Inhalte und die gewählte Sprache genau auf die Bedürfnisse der Zielgruppen zuschneiden. Und wir müssen die Verbreitungswege wählen, die vor Ort verfügbar und genutzt werden." Das heißt zum Beispiel: In Asien und Nordamerika setzen wir insbesondere auf TV und Internet und inhaltlich auf Informationen aus Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft. In Afrika südlich der Sahara wiederum, auch in Teilen Asiens, sind wir indes vor allem mit Bildungsangeboten via Radio erfolgreich.

Informationssuchende im Ausland wichtigste Zielgruppe

Nicht zuletzt angesichts dieser zwingend erforderlichen Differenzierung der Angebote und Übertragungswege müsse die mediale und politische Bedeutung der Deutschen Welle weiter ausgebaut werden: durch die Ausrichtung auf neue Zielgruppen, die Stärkung der Fremdsprachen-Programme, die inhaltliche Regionalisierung und den Ausbau von Angeboten.

Kernfunktion der Deutschen Welle sei es, so der Intendant, die internationale Medienpräsenz Deutschlands sicherzustellen, um die Positionen des Landes global deutlich erkennbar zu machen. Deshalb richte die DW ihre Angebote künftig auf die Menschen aus, die sich für vielfältige Sichtweisen interessieren und sich durch eine hohe Nutzung von medialen Informationen auszeichnen. Bettermann: "Die Vielsprachigkeit der DW ist dabei von herausragender Bedeutung. Denn diese Menschen nutzen vorzugsweise landessprachige Angebote oder Englisch als "Lingua franca". Die deutschsprachigen Angebote wiederum dienen insbesondere der Förderung der deutschen Sprache und Kultur. Sie richteten sich daher an Menschen, die Deutsch lernen oder lehren und andere Gruppen im Ausland mit deutschen Sprachkenntnissen.

Zwei-Kanal-Strategie für Asien - Spezielle TV-Inhalte für Russland

Die DW strebe im Fernsehen parallele Ausstrahlungskanäle pro Region an. "So können deutschsprachige Zuschauer mit einem vorwiegend deutschsprachigen Kanal und nichtdeutschsprachige Zuschauer mit einem - in der Regel - überwiegend englischsprachigen Angebot versorgt werden", sagte Bettermann. Der entsprechende Test für Asien sei sehr erfolgreich verlaufen und gehe daher in den Regelbetrieb über. Zugleich kündigte der Intendant an, man werde spezielle TV-Inhalte für Afghanistan und Pakistan prüfen.

Zur Vorbereitung von Testläufen in Lateinamerika und in Russland habe man dort Markterhebungen durchgeführt. Aufgrund der Ergebnisse prüfe die DW, für Lateinamerika zusätzliche spanischsprachige TV-Inhalte, für Russland und die GUS Inhalte in russischer Sprache zu produzieren und ebenfalls testweise anzubieten.

Integrierte Auftritte für Hörfunk und Internet

Die Inhalte in Hörfunk und Internet, hob Bettermann hervor, würden in multimedialen Redaktionen erstellt. "Die Deutsche Welle ist eines der ersten deutschen Medienhäuser, das diesen zukunftsweisenden Weg geht." Der Prozess sei schon vor einigen Jahren eingeleitet worden.

Die Angebote im Internet umfassten alle Medienformate - Audio, Video, Text, Bild - und würden stets aktuell um neue Möglichkeiten im Netz ergänzt. Für die Verbreitung von Hörfunkangeboten setze die DW auf Wege, die insbesondere die Ausstrahlung über Partner ermöglichen. Die gewählten Module müssten sowohl UKWtauglich sein als auch on Demand angeboten werden können. Die Kurzwelle werde nur dort beibehalten, wo sie weiter relevant sei. In vielen Weltregionen sei ein deutlicher Ausbau der Internet- und Mobilangebote notwendig. So würden verstärkt Video-Inhalte für die Verbreitung über Internet und mobile Plattformen zur Verfügung gestellt. Intensiviert werde die Zusammenarbeit mit Partnern bei Kooperationen, Koproduktionen und beim Vertrieb.

Ausbau der Akademie zum führenden internationalen Anbieter

Ambitionierte Pläne gibt es auch für die Akademie der Deutschen Welle. Bis 2013 solle sie, so Bettermann, zu einem der führenden internationalen Anbieter von Trainings- und Beratungsmaßnahmen für elektronische Medien in Entwicklungs- und Transformationsstaaten ausgebaut werden. Der neue bilinguale Master-Studiengang "International Media Studies" - eine Kooperation von DW, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und Universität Bonn - sei im September 2009 sehr erfolgreich gestartet. "Die 22 Studentinnen und Studenten aus 13 Ländern haben sich nach Abschuss des ersten Semesters sehr begeistert geäußert, auch wenn für Freizeitaktivitäten nur wenig Zeit geblieben sei", berichtete der Intendant.. Bewerbungsschluss für den im September 2010 beginnenden zweiten Jahrgang ist der 30. April.

Mehrbedarf von mindestens 16,4 Millionen Euro bis 2013

Der Intendant sagte, die finanzielle Lage der DW sei nach wie vor stark angespannt. Für das laufende Haushaltsjahr hat die DW eine Kürzung von zwei Millionen auf 273 Millionen Euro erfahren. Da gleichzeitig die Kosten stiegen, sei die DW auch 2010 zu Einschnitten gezwungen, so Bettermann. So müssten beispielsweise die Aufwendungen für die Ausstrahlung weiter reduziert werden.

Bis 2013 belaufe sich der allein auf Kostensteigerungen und Tariferhöhungen begründete Mehrbedarf auf 16,4 Millionen Euro. "Bleibt das Budget gleich, muss die DW auch ihre Programmangebote reduzieren, um diese Summe auszugleichen." Eine Verbesserung des Angebots sei nur mit zusätzlichen Mitteln möglich, betonte der Intendant. Nach dem Koalitionsvertrag solle die DW bei der Vergabe der Mittel aus der ODA-Quote (Official Development Assistance zur Förderung der Entwicklungszusammenarbeit) stärker berücksichtigt werden. Dieser Weg könne mittelfristig helfen, die Angebote in verschiedenen Regionen zu verbessern. Für 2011 habe die DW im Rahmen ihrer Haushaltsplanung Vorschläge für ein verbessertes Angebot quantifiziert und zusammengefasst.

Die Aufgabenplanung 2010 bis 2013 nachlesen: www.dw-world.de/unternehmen
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