Russland werde nicht von Nato-Staaten umzingelt, die dem Land feindselig gegenüber stünden. "Die Nato ist keine Bedrohung für Russland. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass Russland unsere Politik der offenen Tür und die Erweiterung als eine Bedrohung sieht - es ist aber keine", sagte Rasmussen.
Das russische Vorgehen auf der Krim und in der Ost-Ukraine habe die Nato nicht erwartet. "Das ist eine neue Art der Kriegsführung. Wir nennen das Hybrid-Kriegsführung, weil es eine Kombination aus den bekannten und neuen Methoden ist", so Rasmussen. Die Nato sucht seit der Annexion der Krim durch Russland nach einem neuen Ansatz gegenüber Russland. "Da ist eine Lektion gelernt worden. Ich muss gestehen, es war überraschend für uns, dass Russland alle fundamentalen Prinzipien des Nato-Russland-Rates brechen würde."
Die Nato überarbeitet derzeit ihre Verteidigungsplanungen für Osteuropa. Umstritten ist, ob in Zukunft auch Bodentruppen in größerem Umfang dauerhaft in Ländern wie Polen oder Lettland stationiert werden sollen. Rasmussen sagte dazu, er "habe keine Zweifel daran, dass wir eine größere sichtbare Präsenz im gesamten Nato-Territorium brauchen, auch auf dem Gebiet unserer östlichen Alliierten. Aber, was auch immer wir tun, es wird stets im Rahmen der Nato-Russland-Grundakte sein." In diesem Vertrag hatte sich die Nato 1997 verpflichtet, keine Kampftruppen auf dem Gebiet der neuen Mitgliedsländer in Ost- und Mitteleuropa zu stationieren.
Anders Fogh Rasmussen scheidet Ende September aus dem Amt des Nato-Generalsekretärs. Nachfolger wird der ehemalige norwegische Premierminister Jens Stoltenberg, der auf einem Nato-Gipfel Anfang September in Wales von den Staats- und Regierungschefs gewählt werden soll.