"Wir würdigen damit eine Organisation, die nicht müde wird, sich für unabhängigen Journalismus stark zu machen. Journalisten setzen weltweit ihr Leben ein für die freie Meinungsäußerung", sagte Erik Bettermann, Vorsitzender des Vereins Internationaler Demokratiepreis Bonn, beim Festakt in der Bonner Redoute. Deutschland stehe für Freiheit und Menschenrechte in der Welt und habe großes Interesse daran, weltweit auf diese Werte aufmerksam zu machen, betonte Bettermann: "Und das im Widerstreit mit der Propaganda der anderen. Hier ein Stachel im Fleisch zu sein, ist das große Verdienst von Reporter ohne Grenzen."
Christophe Deloire, Generalsekretär Reporters sans frontières International sagte "Reporter ohne Grenzen setzt sich zwar besonders für Journalisten ein, doch gemeint sind letztlich alle Menschen. Denn Pressefreiheit ist ein unveräußerliches Menschenrecht. Und wo die Pressefreiheit unterdrückt wird, werden regelmäßig auch andere Menschenrechte mit Füßen getreten. Deshalb gehören Pressefreiheit und Demokratie, gehören Pressefreiheit und alle anderen Menschenrechte untrennbar zusammen."
Aus aktuellem Anlass konnte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier nicht, wie vorgesehen, persönlich an der Veranstaltung teilnehmen. Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Stephan Steinlein, überbrachte die Glückwünsche des Ministers, der sich per Videobotschaft zu Wort meldete. Als Außenminister sei er in Krisenregionen unterwegs, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen, so Steinmeier: "Das ersetzt aber für mich nicht die Arbeit der unerschrockenen Reporterinnen und Reporter. Sie sind auch dort, wo mancher Mächtige lieber unbeobachtet sein möchte. Sie sind auch dort, wo nicht Worte, sondern Waffen sprechen. Und es ist gut, dass Sie dort sind, denn Freiheit und Demokratie brauchen ganz fundamental das offene Wort und den unverstellten Blick. Reporter ohne Grenzen verdient den Internationalen Demokratiepreis deshalb ganz besonders."
Jürgen Nimptsch, Oberbürgermeister der Stadt Bonn, nahm in seiner Würdigung Bezug auf die aktuelle Situation. In einer Welt, die von Bedrohungen und Konflikten geprägt sei, werde eine mutige Presse mehr denn je gebraucht: "Unterstützung durch Öffentlichkeit, das ist es, was jene mutigen Reporter erreichen, wenn sie - oftmals unter Einsatz ihres Lebens - von den Konflikten in der Ukraine, in Afghanistan, in Irak berichten, dem Kampf gegen den 'Islamischen Staat'." Durch ihre Arbeit ermöglichten sie Menschen in aller Welt, sich aufgrund von Fakten selbst eine Meinung zu bilden, weil eine eigene Meinung zur Mitwirkung und Gestaltung, zur Teilhabe an Demokratie befähige, betonte Nimptsch.
Die WDR Auslandskorrespondentin, Ina Ruck, beschrieb eindringlich die Situation der Reporter vor Ort und beschwor eine Berichterstattung ohne falsche Kompromisse. Objektiv zu berichten bedeute nicht, keine Haltung zu haben, so Ina Ruck: "Statt ängstlich sollten wir selbstbewusst sein. Nicht selbstgerecht. Aber mutig (...) die Dinge weiter beim Namen nennen. (...)Sich nicht als Reporter selbst neue, falsche Grenzen setzen. Oder setzen lassen. Kritische, fundierte und mutige Auslandsberichterstattung ist verdammt nötig. In einer Zeit, in der die Welt im Umbruch ist braucht es gute Reporter und ehrliche Analysen."
Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung hat zum Ziel, eine Brücke zwischen den Erfahrungen der Bundesrepublik Deutschland und internationalen Entwicklungen der Demokratisierung zu schlagen. Erster Preisträger war 2009 der frühere tschechische Staatspräsident Václav Havel, 2010 die iranische Anwältin, Menschenrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi und 2012 Professor Yadh Ben Achour, Präsident der ersten verfassungsgebenden Kommission Tunesiens.
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