Defizite bei der Versorgung von Menschen mit Kopfschmerzen
Die Hausarztpraxen als erste Anlaufstelle spielen eine sehr wichtige Rolle in der Diagnostik und Therapie der Volkskrankheit Kopfschmerz. Auf die Frage nach Defiziten in der Versorgung nannten die Niedergelassenen vor allem die langen Wartezeiten für Spezialsprechstunden (67 %), gefolgt von unrealistischen Erwartungen der Patienten (58 %). Sie bemängeln zudem eine unzureichende Kostenerstattung der Therapien (49 %) und Unsicherheiten bei der Diagnostik (39 %).
Mehr Austausch mit Spezialisten bei Veranstaltungen gewünscht
Fast die Hälfte der Hausärztinnen und Hausärzte (48 %) wünscht sich einen stärkeren Austausch mit Kopfschmerzexperten, vor allem bei Veranstaltungen, Kongressen und Fortbildungen, aber auch bei Gesprächen in Qualitätszirkeln. Individuelle Gespräche am Telefon, per Mail oder der Austausch in digitalen Gruppen sind weniger gefragt (18 %).
Wer sich keinen intensiveren Austausch wünscht (21 %), pflegt bereits einen guten Austausch mit Kopfschmerzexperten (44 %), ist selbst Kopfschmerzexperte (19 %) oder findet keine Zeit für das Thema Kopfschmerz (30 %). Demografisch interessant: Deutlich mehr Hausärztinnen (57 %) als Hausärzte (41 %) geben an, bereits gut vernetzt zu sein.
Handlungsbedarf erkannt
„Angesichts des eigentlich unnötigen Leids vieler Menschen mit Kopfschmerzen und des volkswirtschaftlichen Schadens durch diese Erkrankung, ist es ein echter Missstand, dass es zu wenige auf Kopfschmerz spezialisierte Ärzte in Deutschland gibt“, stellt DMKG-Präsident Tim Jürgens fest. „Neben intensiven Aktivitäten im Bereich von Fortbildungsveranstaltungen versucht die DMKG mit ihrer eigenen Nachwuchsförderung, junge Ärztinnen und Ärzte für das Thema zu begeistern. Nicht nur für Kliniker sind Diagnostik und Therapie spannend, auch für forschende Kollegen bietet das Feld der Migräne noch viel Innovationspotenzial.“ Doch auch für bereits tätige Ärzte bietet die DMKG Möglichkeiten der Spezialisierung. „Durch den berufsbegleitenden Erwerb des „Fortbildungszertifikates Kopf- und Gesichtsschmerzen“ kann eine auch für Patienten nachvollziehbare Zusatzqualifikation erworben werden, die uns hilft, die Versorgungsrealität für den Kopfschmerzpatienten zu verbessern“, so Jürgens.
„Bei dem enormen Bedarf in der Versorgung können die Bemühungen der Fachgesellschaft allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Es müssten bessere finanzielle Anreize geschaffen werden sowie eine gezielte politische Steuerung stattfinden, um diese tiefe Kluft zwischen Angebot und Nachfrage zumindest deutlich kleiner zu machen“, fordert Jürgens.
Die Erstattung von Therapiekosten für Patienten mit Migräne erfordert insbesondere im Hinblick auf innovative Behandlungsansätze umfangreiche Vortherapien und deren Dokumentation. Für stationäre oder teilstationäre Therapien sind die Kriterien zur Kostenübernahme ebenso komplex angelegt. Das schränkt im klinischen Alltag den Zugang zu vielen Therapien ein und erhöht die Arbeitsbelastung insbesondere für niedergelassene Kollegen.
„Die DMKG-Initiative »Attacke« leistet einen konkreten Beitrag, um die Kopfschmerzversorgung zu verbessern: Wir bieten unabhängige Informationen, Materialien, Fortbildungen und Austausch für Praktizierende aller Fachrichtungen mit dem Schwerpunkt Hausarztpraxis“, erklärt Jürgens. „Mit diesen Fortbildungsaktivitäten möchten wir Unsicherheiten bei der Diagnostik beheben und mit unseren Patienteninformationen zu hohe Patientenerwartungen an die Therapie in ein realistisches Licht rücken.“
Im Rahmen der Initiative »Attacke! Gemeinsam gegen Kopfschmerzen« hat die DMKG 300 Hausärztinnen und Hausärzte (API) über DocCheck Insights nach ihrer Einschätzung der Versorgung von Kopfschmerzpatientinnen und Kopfschmerzpatienten und nach dem eigenen Informationsbedürfnis zum Thema Kopfschmerzen befragt.
Quelle
DMKG/Initiative »Attacke! Gemeinsam gegen Kopfschmerzen«: Kopfschmerzumfrage 2022
Journalisten erhalten auf Anfrage die vollständigen Ergebnisse der Umfrage sowie die Grafiken in Druckqualität.
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